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"Made in Germany" auf Rekordkurs

Autos, Maschinen oder auch Elektronik - "Made in Germany" macht Deutschland zu einem der Exportweltmeister. Trotz des schwächeren Geschäftes mit kriselnden EU-Ländern stiegen die Ausfuhren im vergangenen Jahr auf eine historische Höchstmarke. Nur im Jahr 2007 hatte die deutsche Wirtschaft eine noch höhere Marke erreicht.

Von Brigitte Scholtes | 08.02.2013
    Die Billionenmarke ist geknackt, und das, obwohl die deutsche Exportwirtschaft im Dezember ihr Tempo gedrosselt hat: Sie hat im vergangenen Jahr Waren im Wert von knapp 1,1 Billionen Euro ausgeführt, das war Rekord und 3,4 Prozent mehr als 2011. Eingeführt wurden Waren im Wert von 909 Milliarden Euro, das waren 0,7 Prozent mehr. Der Überschuss im Außenhandel ist damit der zweithöchste nach 2007.

    Die Krise im Euroraum haben die Exporteure zwar deutlich gespürt: So gingen die Exporte in die Euroländer um gut zwei Prozent zurück. Aber das wurde aufgefangen von den Ausfuhren in die Nicht-Euroländer, die um 8,8 Prozent gegenüber 2011 stiegen. Hier florierte das Geschäft, sagt Rolf Schneider, Volkswirt der Allianz:

    "Deutsche Exporteure sind sehr international orientiert, da hat Deutschland sicher im Augenblick Vorteile gegenüber den anderen Ländern. Wir sind auch sehr präsent auf den asiatischen Märkten, die weiterhin Wachstumsmärkte sind. Allerdings war generell 2012 im Welthandel kein allzu gutes Jahr. Wir haben im realen Volumen 2012 im Welthandel nur einen Anstieg von etwa zwei Prozent gehabt."

    Wegen der Schuldenkrise im Euroraum importierte die deutsche Wirtschaft auch weniger als erwartet, die Unternehmen hätten vorsichtiger agiert, erklärt der Volkswirt:

    "Es wurde insbesondere im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres wenig investiert und von daher auch wenige Investitionsgüter importiert. Und die Unternehmen haben Fertigwarenlager zurückgeführt."

    Inzwischen sind die Unternehmen aber offenbar wieder deutlich zuversichtlicher, denn für das laufende Jahr rechnet man mit einer Belebung des Welthandels, der dürfte um drei bis vier Prozent zulegen, glaubt Schneider:

    "Der deutsche Außenhandel wir davon profitieren, wir sehen es bereits wieder. Die Auftragseingänge aus dem Ausland steigen, sie sind bereits Ende vergangenen Jahres angestiegen. Und die Exporterwartungen der Unternehmen steigen im Augenblick deutlich an. Es gibt allerdings Risikofaktoren. Wenn der Euro weiterhin so aufwertet wie in den letzten Monaten, dann könnte es natürlich die Exportkonjunktur dämpfen."

    Darauf hatte gestern auch EZB-Präsident Mario Draghi verwiesen. Der Euro, der in der letzten Woche bis auf gut 1,36 Dollar gestiegen war, hat seit gestern etwa zwei Cent gegenüber dem Dollar verloren. Sollte er nicht zu stark steigen, dürfte zumindest die deutsche Wirtschaft mit dem Wechselkurs gut zurechtkommen. Experten erwarten für das laufende Jahr ein deutliches Plus von etwa 5 Prozent sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen. Doch nicht nur aus der Außenwirtschaft sollten Impulse kommen, glaubt Volkswirt Schneider:

    "Die Inflationsrate geht zurück, das fördert den privaten Verbrauch. Die Lohnsteigerungen sind höher als vor einem Jahr, das fördert sicher auch die Verbrauchsnachfrage. Der Wohnungsbau läuft ausgezeichnet, und die Unternehmen werden wahrscheinlich auch ihre Investitionszurückhaltung wieder ablegen. In der Summe bedeutet das, dass die deutsche Binnennachfrage dieses Jahr meiner Auffassung nach einen überraschend hohen Wachstumsbeitrag liefern wird."

    Sollte es so kommen, dann dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr deutlich stärker wachsen als bisher von vielen Auguren erwartet.