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Märchen als Blockbuster

Mehrfach ist die Kindergeschichte von Jack und den Zauberbohnen aus dem 18. Jahrhundert schon verfilmt worden. Jetzt gibt es eine Hollywoodversion, in Farbe und 3D, in der die Prinzessin und ihr Held größer rauskommen als die Riesen.

Von Josef Schnelle |
    "Wer bist du?"
    "Ich bin Jack."
    "Das ging besser als erwartet."

    In der bekannten Kindergeschichte aus dem 18. Jahrhundert findet Jack zwar die Zauberbohnen, die ihn in das Reich der Riesen bringen. Er trifft dort aber nur einen einzigen, ziemlich dummen Riesen, der zudem noch von seiner Frau immer wieder ausgetrickst wird, wenn Jack wieder einmal Schätze stiehlt und jedes Mal rechtzeitig den riesigen Bohnenstrauch wieder in die normale Welt herunter klettern kann.

    Mehrfach ist dieser Stoff auch schon verfilmt worden, unter anderem mit den Zeichentrickhelden Mickey Mouse und Bugs Bunny in den 40er-Jahren. Auch eine Kinderoper ist entstanden. Doch jetzt hat sich ein Heer von Box-Office-Giganten aus Hollywood des Stoffes bemächtigt, und das hat Folgen: Es ist nun ein ganzes Riesengeschlecht beteiligt. Hunderte von Riesen, jeder vier Mal so groß wie ein Mensch und einer hässlicher als der andere. Der Anführer der Riesen hat sogar zwei Köpfe, von denen einer den dummen Witzbold spielt.

    Nach wie vor knüpfen die gigantischen Bohnenstauden - diesmal digital wachsend - die Verbindung zwischen den Welten. Einstmals sind die Riesen - soweit so märchenhaft - einmal verbannt worden. Ohne Zauberbohnen können sie einfach nicht zurück auf die Erde, die sie so gerne beherrschen wollen. Warum die Menschen nicht gleich wieder die Verbindung kappen, bleibt ungeklärt.

    Aber da sind da noch der Held und die Prinzessin, denen die Geschichte als Kinder immer wieder vorgelesen wurde und die nach Abenteuern dürsten. Zunächst scheint alles für die bösen Riesen zu sprechen, zumal sich auch noch ein Emporkömmling und Möchtegernherrscher unter sie mischt.

    "Endlich, das Menschengeschlecht ist zurückgekehrt."
    "Die sind hässlicher als in meiner Erinnerung."

    Unten an den Wurzeln des Bohnenkrauts sind die Menschen unsicher, was sie tun sollen. Aber die abenteuerlustige Prinzessin ist mitsamt dem Haus von Jack schon in die Luft gehoben worden, und wie soll sie jemals wieder zurückkommen. Bauernsohn Jack meldet sich freiwillig, denn er hat natürlich schon ein Auge auf die schöne Prinzessin geworfen. Der Film beginnt in 3D und in Farbe mit allem zu wuchern, was er aufbieten kann. Es werden noch viele Bohnen in den Himmel wachsen und scheinbar unbesiegbare böse Riesen sich unter die Menschen mischen, wie das eben so ist in einer Hollywoodstory mit drei bis fünf Drehbuchautoren. Der kleine Held wird natürlich ein großer Held und die Prinzessin bekommt ihre Lust auf Abenteuer ein für alle Mal ausgetrieben.

    "Die Legenden sind wahr. Elmont bilde einen Trupp aus Deinen besten Männern."
    "Ja, Sire."
    "Bringt meine Tochter zurück."
    "Eure Majestät. Ich melde mich freiwillig."

    Man könnte jetzt denken, Kinder könne man gut in dieses Fantasyabenteuer schicken. Doch die humorig übertriebene Grausamkeit der Riesen aus der Welt zwischen Himmel und Erde ist nicht gerade ein Spaß. Die Riesen können zwar eine bravourös orchestrierte Entscheidungsschlacht gegen die Menschen führen. Doch gegen die Formel des Hollywoodfilms mit Helden und Prinzessinnen haben sie keine Chance.

    Auch das 3D-Format der fantastischen Welten bietet keine Chance gegen die letzte Wunderbohne, die in den Rachen des bösen Ungeheuers geworfen wird. Die Riesen werden wieder einmal vertrieben werden in ihre karge Welt ohne Frauen und Kinder. Trotzdem entfaltet der Kindervers - mit dem das Ganze beginnt - immer wieder seine magische Wirkung.

    Vielleicht müssen wir uns aber Mickey Mouse, Bugs Bunny oder Tweety noch einmal anschauen, um den Kern der Geschichte zu erfassen. Das 3D-Format füllt zwar die Kassen, garantiert aber noch lange keinen bedeutenden Film. Vielleicht hätten wir lieber den gesehen, in dem die hässlichen Riesen die Menschen besiegen.

    "Fi Fei Fo Fam, fragt nicht, woher der Donner kam. Denn zwischen Himmel und Erde als grausige Gefahr haust ein Gigantengeschlecht, das drauf giert immerdar - die Menschen zu knechten mit Grausamkeit und harrt, dass die Saat der Rache gedeiht."