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Makler als Gutmenschen

Die Sendereihe "Mieten, Kaufen, Wohnen" hat ihr Stammpublikum, denn dort scheinen in wundersamer Weise Mieterwünsche in Erfüllung zu gehen. Nun hat aber die nordrheinwestfälische Landesmedienanstalt einen kritischen Blick auf das Format geworfen.

Von Klaus Deuse | 09.10.2010
    Lange Zeit haftete Maklern das miese Image von raffgierigen Blutsaugern an. Völlig zu Unrecht, wie die Serie "Mieten/Kaufen/Wohnen" des Privatsenders VOX den völlig verblüfften Zuschauern an jedem Wochentag vor Augen führt. Makler sind nämlich hilfsbereit, selbstlos und warmherzig. Jedenfalls auf der Mattscheibe.

    "Maklerin Bianca Schulze will Sänger Johannes Strate glücklich machen. Mit einem Loft."

    Gut, das kostet zwar fast 4000 Euro warm im Monat. Aber der Johannes ist nicht irgendwer, sondern Sänger der Band Revolverhelden. Und weil die Bianca ihm nur Gutes tun will, ist der Johannes gleich mit ihr per Du und gibt ihr mit seiner Band gleich noch ein kleines Privatkonzert. Klar, vor laufender Kamera. Makler sind einfach außergewöhnliche Menschen.

    "Sie ist in Bayern geboren, hat in den USA studiert, in Asien gelebt und vor zehn Jahren ihre Zelte in Berlin aufgeschlagen: Britta Gruttmann."

    Makler erfüllen einfach jeden Wohnungswunsch. Ob purer Luxus in Berlin oder biederbodenständig im Rheinland. Jedenfalls bei Vox.

    "Mein Hobby ist halt Teddybären sammeln und auch selber nähen. Und die Wohnung wird einfach zu eng und aus dem Grund suchen wir jetzt ein schönes Haus."

    Selbst in einem solchen Fall springt die Maklerin Pia Maus mutig über ihren eigenen Schatten, nur um ihre Kundin mit einer Immobilie glücklich zu machen:

    "Ich hab in meinem ganzen Leben noch kein Plüschtier gehabt. Und schon gar nicht in meinem Bett. Da habe ich meinen Mann und das reicht mir auch."

    So langsam reicht es auch der für VOX zuständigen Landesmedienanstalt NRW, so Holger Girbig, dem zuständigen Bereichsleiter Aufsicht:

    "Es gibt schon seit längerer Zeit eine große Aufmerksamkeit unsererseits für das Format, weil natürlich nicht alles, was da läuft, ganz seriös aussieht."

    Vor der Kamera agieren zwar echte Makler, doch die Besichtigungstermine sind nachgestellt und die Interessenten dilettierende Laiendarsteller. Den Maklern kann das schnuppe sein. Eine preiswertere und breitenwirksamere Werbung als auf dem Bildschirm mit genanntem Namen den Gutmenschen zu mimen, kann es für sie gar nicht geben.

    Nach der bisherigen Prüfung verstößt das Format medienrechtlich zwar nicht gegen die Vorschriften bei Schleichwerbung. Doch es gibt ernste Bedenken:

    "Was wir natürlich aber mitbekommen, ist, dass auf den Internetportalen der Makler und auch in den Büros der Makler in den Städten massiv damit geworben wird, dass man bei VOX präsent ist. Und das ist möglicherweise unter Wettbewerbsgesichtspunkten nicht ganz so einfach."

    Via Fernsehen schrecken Mitglieder der Branche mit ihrem Namen nicht mal vor dümmlichsten Inszenierungen wie in Leipzig zurück:

    "Ein Yoga-Lehrer auf Wohnungssuche. Noch lebt Raffael Burkhard in einem Lastwagen. Aber das soll sich ändern."

    Und die ihn betreuende Maklerin kennt nach der Inhalierung von Räucherstäbchen im Lastwagen kein Halten mehr:

    "Dann mach ich mich gleich auf die Socken, das krieg ich hin, da freu ich mich drauf."