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Management statt Medien

In Kiel wird nächstes Jahr eine Hochschule schließen: Der Multimedia Campus war noch 2001 mit großen Hoffnungen als Schule für angehende Manager gegründet worden. Jetzt ist der Traum geplatzt. Gleichzeitig laufen aber in Kiel Planungen für eine ganz neue Hochschule für weltweites Management.

Von Jens Wellhöner |
    "So geht es nicht weiter!" - sagte Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Dietrich Austermann im Mai: Der Multimedia Campus Kiel hat seitdem keine Zukunft mehr. Das Land wird für die private Hochschule finanziell nicht mehr bürgen. Seitdem ist sie insolvent. Für die 56 Studierenden eine Schreckensmeldung. Sie befürchteten zunächst:

    "Dass das ganze Engagement, das wir da rein gesteckt haben, für die Katz ist. Dass man dann nichts in den Händen hält." - "Na klar, am Anfang war die Unsicherheit schon ein bisschen da, zumal die Kommunikation nach meinem Eindruck sehr, sehr unglücklich war. Sehr, sehr unglücklich!"

    Auf Umwegen, durch Gerüchte erfuhren die Studierenden, dass es angeblich doch weitergehen soll mit ihrem Studium. Krankenhausmanagement, Multimedia- und Internationales Management werden am Multimedia Campus Kiel gelehrt. Seit vergangener Woche hat für alle Beteiligten die Unsicherheit ein Ende. Jan Winterfeld, Prokurist der privaten Hochschule:

    " Es ist sichergestellt durch entsprechende Gelder, die die Landesregierung zur Verfügung gestellt hat und noch zur Verfügung stellt, dass die laufenden Studiengänge ordnungsgemäß abgewickelt werden können. Es wird also niemandem, vor allem nicht den Studierenden, ein Nachteil entstehen."

    Student Oliver Lemke-Lonat ist erleichtert:

    " Ich werde jetzt mit meiner Master-Thesis anfangen und dann hoffentlich Ende des Jahres meinen Abschluss in der Tasche haben."

    Nach Abschluss der letzten Examina wird nächstes Jahr endgültig Schluss sein mit dem Multi Media Campus Kiel. Ein Grund für das Scheitern war die private Insolvenz des Hauptsponsors, des ehemaligen Mobilcom-Chefs Gerhard Schmid. Aber: Es haben sich seit der Gründung des Campus 2001 auch zu wenig Studierende eingeschrieben. Und damit flossen auch zu wenig Studiengebühren. Das Ende des großen Firmensterbens im Multimedia- und Internet-Bereich wirkt immer noch nach. Horst Neumann, Vorsitzender der Stiftung Multimedia Campus Kiel:

    "30 bis 40 Teilnehmer mehr das wäre verkraftbar in diesem Haus. Aber diese 30, 40 mehr haben wir eben nicht erreichen können. Und das hängt sicher auch mit den öffentlichen Diskussionen über die Entwicklung und die Zukunftschancen des Multimedia Campus' zusammen. "

    Gemeint sind die Äußerungen des schleswig-holsteinischen Wissenschaftsministers Austermann vom Mai: Unwirtschaftlich sei die Hochschule, so sein Fazit.

    Von einem anderen Projekt erhoffen sich die Landespolitiker mehr Erfolg: Der ehemalige Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann will in Kiel eine Hochschule für Spitzenkräfte aus der Wirtschaft gründen. Die "Murmann School of Global Management and Economics".

    Jost de Jager, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Wissenschaftsministerium:

    " Ich will an dieser Stelle auch gerne sagen, dass wir bei den Planungen für die Murmann School natürlich auch die Lehren gezogen haben, aus dem Projekt Multimedia Campus. Der Multimedia Campus war immer mittelständisch, auf die Region ausgerichtet. Die Murmann School ist global ausgerichtet."

    Der Multimedia Campus habe sich zu sehr nur auf Interessenten aus Schleswig-Holstein und seiner wenigen Partnerunis gerichtet. So de Jager. Jetzt die Devise der Landespolitiker :- Nicht kleckern, Klotzen! Durch die weltweiten Verbindungen von Klaus Murmann und des Kieler Instituts für Weltwirtschaft erhoffen sie sich eine Hochschule mit international schon erfahrenen, hochbegabten Studierenden. Die das nötige Geld für Studiengebühren mitbringen. Was den Standard der neuen Hochschule betrifft, so sind sich die Verantwortlichen einig: Harvard! Heißt es recht unbescheiden: Jost de Jager:

    " Das ist der Anspruch, den wir haben. Wir haben mit dem Institut für Weltwirtschaft eine der besten Adressen, was Global Management anbelangt. Und aus diesem Grunde spielen wir nicht nur in der Oberklasse, sondern in der Champions League. Und wir richten uns an Leute, die jetzt schon an großen Finanzplätzen tätig sind. London, Brüssel, Paris, wo auch immer."

    Jeweils ein Jahr sollen die angehenden Spitzenkräfte aus der Wirtschaft an der Murmann School studieren und dabei ihren Master für Weltweites Management machen.

    Unternehmer Klaus Murmann und das Land teilen sich die Anschubfinanzierung der neuen Hochschule. Anders als beim Multimedia-Campus: Für ihn übernahm das Land nur eine Bürgschaft, gezahlt hat sie nichts. Das Konzept sei einfach Erfolg versprechender, so Staatssekretär de Jager. Noch sind die Planungen nicht abgeschlossen. Ende nächsten Jahres soll die Murmann School ihren Betrieb aufnehmen.