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Markus Blume, CSU

Dunkle Haare, eine Brille mit dezentem Gestell – sympathisch sieht er aus, der CSU-Abgeordnete Markus Blume. Wir haben dem Nachwuchspolitiker auf die Finger geschaut.

Von Michael Watzke | 12.08.2010
    Der Plenarsaal des Maximilianeums, des bayerischen Landtags. Markus Blume zeigt seiner dreijährigen Tochter Anna und deren Kindergartenklasse seinen Arbeitsplatz.

    "Also liebe Kinder, schön, dass ihr hier seid im Bayerischen Landtag. Und hier wird die Politik für welches Bundesland gemacht? Wisst ihr das? (Kind: Deutschland!) Deutschland, ja, aber noch genauer? (Kind: Bayern!) Für Bayern machen wir hier Politik."

    Markus Blume macht seit zwei Jahren als CSU-Landtagsabgeordneter Politik für Bayern. Davor hat der Politikwissenschaftler ein erfolgreiches Wirtschaftsberatungsunternehmen gegründet. In der Partei hat er sich auf Zukunftsthemen spezialisiert: Felder, die innovative Wirtschaftspolitik mit Umweltschutz verbinden:

    "Was ist da wichtig bei der Umwelt? (Kind: Dass man nicht die Umwelt verschmutzt). Dass die Autos sauber fahren in Zukunft. Und dass die schmutzigen Autos nicht mehr in die Städte fahren. Darum muss man sich kümmern."

    Das tut Blume. Mit seiner Elektro-Mobilitäts-Strategie für Bayern hat er sogar Ministerpräsident Horst Seehofer auf sich aufmerksam gemacht. Der lobt Blume gern als CSU-Nachwuchs-Hoffnung. Denn Blume steht für den modernen, urbanen Konservativen, der keine Berührungsängste mit grünen Themen hat. Wenn sie Erfolg versprechen.

    "Elektromobilität und intelligente Energiesysteme wird ein wirtschaftlicher Megatrend werden, wo wir in Bayern beste Voraussetzungen haben. Wir haben Forschungseinrichtungen, Zulieferer, große Hersteller, Energieversorger, wir haben alles. Und jetzt ist es Aufgabe im Sinne guter, aktiver Wirtschaftspolitik, die Fäden aufzunehmen und das so zu orchestrieren, dass man in einigen Jahren sagen kann: Bayern ist Leitanbieter, auf den mindestens ganz Europa schaut."

    Vor politischen Auseinandersetzungen schreckt Blume nicht zurück. Ob inner- oder außerparteilich. 2003 forderte die damalige Münchner CSU-Chefin Monika Hohlmeier in der Wahlfälscher-Affäre um gekaufte Parteimitgliedschaften seinen Parteiausschluss. Am Ende musste die Strauß-Tochter gehen. Blume ist heute CSU-Ortsvorsitzender in München-Perlach und seit 2008 Landtagsabgeordneter für München-Ramersdorf. Beim Thema Elektromobilität legt sich Blume gerade mit dem Koalitionspartner FDP an. Nicht mit irgendeinem Liberalen, sondern mit Vize-Ministerpräsident Zeil.

    "Da sagt ein FDP-geführtes Wirtschaftsministerium eher: Lasst das mal den Markt machen, wir wollen uns da nicht einmischen. Meine feste Überzeugung ist – und ich glaube, die jüngere bayerische Geschichte gibt auch recht – der Markt allein wird das nicht machen. Da ist schon engagiertes politisches Handeln nötig. Damit ich am Ende sagen kann: ich habe hier eine Systemführerschaft und kann daraus dann am Ende profitieren, mit Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum."

    Mit seinen erst 35 Jahren ist Markus Blume Sprecher der "Jungen Gruppe". Dem Zusammenschluss der U40-Abgeordneten in der CSU-Fraktion. An jungen Köpfen herrscht in der CSU derzeit kein Mangel: Söder, Fahrenschon, Guttenberg – allesamt um die 40. Blume hebt vor allem Guttenberg hervor. Die beiden verbindet ihr Mut für neue Ideen. Nicht so sehr ihre Herkunft. Blume wuchs in München-Perlach auf, einem Viertel mit sozialen Brennpunkten und hohem Ausländerteil. Das hat ihn geprägt.

    "Wir können es uns in der Zukunft, auch vor dem Hintergrund der leider negativen demografischen Entwicklung, leider nicht leisten, irgendjemanden liegen zu lassen. Deshalb, glaube ich, ist Bildungspolitik eines der zentralen Aufgabenfelder. Und als junger Vater will ich nicht verhehlen, dass natürlich die Frage, in welcher Zukunft unsere Kinder leben, ein ganz entscheidender Motivator für einen selbst ist."

    Vor einigen Wochen ist Blume erneut Vater geworden. Nun ist Freizeit für ihn und seine Frau, eine gebürtige Sächsin, noch knapper als vorher. Aber Freizeitstress kennt Blume schon aus seiner Kindheit. Da war der schlaksige Junge professioneller Eistänzer, brachte es sogar zum Deutschen Juniorenmeister. Wenn er heute in die Eishalle geht:

    "Dann gehe ich mit meiner Tochter dorthin. Die ist jetzt drei Jahre alt. Im letzten Winter war sie mehrfach begeistert dort, aber ich möchte ihr eigentlich den selben Weg ... ersparen klingt etwas negativ, also: ich würde mir wünschen, dass sie es nicht leistungssportmäßig macht."

    Auf der Tour durch den Bayerischen Landtag nimmt Blume irgendwann seine Tochter auf die Schultern. Die kleine Anna ist die jüngste der 27 Kindergartenkinder. Vom vielen Marmortreppensteigen tun ihr die Füße weh. Schließlich hat Blume die Kinder fast 90 Minuten lang durch das Maximilianeum geführt.

    "Hat wahnsinnig Spaß gemacht mit euch. Hab viele neue Minister kennengelernt. Einen tollen Ministerpräsidenten, wo ist der Horst beziehungsweise Benjamin? Hat's euch auch Spaß gemacht? (Kinder: Jaaaa!)"

    Jubelnde Kinder nach einer Landtagsführung. Das schafft nicht jeder. Aber Blume kann spannend erzählen und gut erklären. Egal ob er einen Kindergarten oder eine Expertenrunde für E-Mobilität vor sich hat. Gute Voraussetzungen für eine politische Karriere. Wo sieht sich Blume in zehn Jahren?

    "Ich kann mich sehr gut hier im Parlament vorstellen, wenn ich weiterhin gewählt werde. Gerne auch mit einem Schwerpunkt in der Wirtschaftspolitik. Ich würde aber auch nicht ausschließen, dass meine Zukunft außerhalb des Parlaments liegt."

    Dann grinst Blume spitzbübisch. Denn außerhalb des Parlaments liegt vieles – die freie Wirtschaft ebenso wie das Wirtschaftsministerium, an dessen FDP-Minister sich Blume derzeit so lustvoll abarbeitet.