Archiv


Massive Manipulationen

Verhaftungen von Reportern, Überwachung von Journalisten oder die bewusste Verbreitung von Fehlinformationen - am "Tag der Pressefreiheit" wird weltweit auf Einschränkungen und Behinderungen der Medien aufmerksam gemacht. Ob in China, in Russland oder auch in westlichen Demokratien - der Stand der Pressefreiheit hat sich in den letzten Jahrzehnten weltweit verschlechtert.

Von Shikiba Babori |
    Angesichts der zurzeit diskutierten Tibetfrage und den bevorstehenden Olympischen Spielen richtet sich der Blick am "Tag der internationalen Pressefreiheit" zwangsläufig auf China. Und dies, obwohl sich die chinesische Regierung in der letzten Zeit bemüht gibt und für den Informationsaustausch mit den ausländischen Korrespondenten in den Ministerien eigens Sprecher einsetzt. Wo jedoch der Haken bei diesem Angebot liegt, erklärt Martin Kühl, der seit acht Jahren als Korrespondent aus Peking für deutsche und internationale Medien berichtet:

    "Nicht jede Bemühung allerdings bringt die Resultate, die man sich daraus erhofft. Denn ein Sprecher oder ein Ansprechpartner ist ja nicht gleichbedeutend damit, dass man die Informationen erhält, die man von ihm haben möchte. Sehr oft kriegt man ausweichende Antworten und gerade bei Themen, die halt tagesaktuell dringend sind, die auch vielleicht noch vage sind - oder Diskussionen sind, die noch nicht von der Zentralregierung entschieden sind. Gerade zu solchen Punkten bekommt man meistens keine Information, weil die Informationen offiziell erst freigegeben werden - also die unteren Stellen, die Sprecher dürfen erst diese Politik verkünden, wenn sie eigentlich gefällt ist. Das heißt, in der Diskussion und dem Entstehungsprozess kann man als Journalist von offizieller Seite wenig Information zum Stand der Diskussion bekommen."

    Eine Demokratie braucht die Medien als Vermittler zwischen Wählern und Gewählten. Aber auch in einer Demokratie kann die Presse für staatliche Zwecke instrumentalisiert werden, dazu die Auslandskorrespondentin Antonia Rados:

    "Also, die Realität zeigt uns, dass es in den verschiedensten Ländern verschiedene Systeme gibt und Europa, Amerika - also westliche Demokratien - da die Journalisten sicherlich privilegiert sind. Aber auch hier passiert es immer wieder - das haben wir auch gesehen - mit der Art, wie die amerikanische Regierung den Irakkrieg geführt hat und Sachen eingeschränkt hat. Wir haben immer wieder gesehen, dass natürlich die Tendenz, die Presse einzuschränken, immer hier ist. Und wir vergessen das manchmal, aber so ist es. Und deshalb muss man immer kämpfen."

    Das Internet bietet uns in der heutigen globalisierten Welt einen schnellen Zugriff auf Informationen. Dieses Privileg gilt aber nicht für jeden Nutzer des neuen Mediums: So sind Journalisten in diktatorischen Systemen nicht nur der Zensur und der Willkür eines staatlichen Kontrollapparates unterworfen, sondern werden darüber hinaus noch durch massive Manipulation des Internets blockiert. Für Antonia Rados ist allerdings ein verantwortungsvoller Umgang mit Informationen ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit.

    "Wir sind niemandem gegenüber verantwortlich, nicht einmal einem kommerziellen Sender gegenüber. Das einzige, was wir als Journalisten, wo wir verantwortlich sind, ist unserem Gewissen gegenüber. Und da gibt es keine anderen Kriterien. Und man muss eigentlich diesen Maßstab überall anlegen - ob wir nun in Deutschland berichten oder in Afghanistan berichten. Im Idealfall sind wir natürlich überall Helden und versuchen, soviel wie möglich um die Pressefreiheit zu kämpfen. Wir tun das natürlich nicht immer, aber vergessen sollten wir nicht: Maßstab der Pressefreiheit ist das eigene Gewissen."