Montag, 13. Mai 2024

Archiv


Maßnahmen gegen den Turbo-Aktienhandel

Die Bundesregierung will den sekundenschnellen Börsen-Computerhandel bremsen, um Turbulenzen bei Aktienkursen künftig zu verhindern. Das Problem ist auch den Verantwortlichen in den USA bekannt. Dort denkt man unter anderem über eine Art "Aus-Knopf" nach: Wenn ein Kurs binnen fünf Minuten um mehr als zehn Prozent fällt, wird für weitere fünf Minuten nicht mehr gehandelt.

Von Miriam Braun | 26.09.2012
    "”Our understanding is that the continued push for speed is not producing any marginal benefit to investors. Stock market volatility has increased, spread has increased, catastrophic event frequency has increased. IPO has tremendously dropped. We question whether the functional roles of an exchange and a brokerdealer have become blurred over the years. If we were able to redraw our entire market structure it would never look like the model that we used today.”"

    Der nicht aufhörende Drang nach Geschwindigkeit bringt Investoren keine Vorteile. Pannen und Katastrophen kommen häufiger vor, das Marktumfeld sei schwammig geworden und unverständlich für Investoren. Und wenn sie sich ein neues Umfeld malen dürften, sehe es nicht so aus, wie das heutige. Der Tenor der Brancheninsider vor dem US-Kongress in der vergangenen Woche war einhellig und eindeutig. Aber Lösungen gibt es noch keine, gibt die Chefin der US-Börsenaufsicht Mary Schapiro zu:

    "Die Komplexität und Schnelligkeit im Hochfrequenzhandel führt zu unfairen Marktverhältnissen, darüber gibt es einen klaren Konsens. Aber wie wir Märkte fair regulieren können, dass sie das tun was sie sollen: nämlich Unternehmen die Möglichkeit geben Kapital zu beschaffen und Anlegern faire Investitionsmöglichkeiten, daran arbeiten wir."

    Wegen einem Cent, der auf der Straße liegt, lohnt sich das bücken vielleicht nicht. Aber wenn es viele Millionen Cent in einer Millisekunde sind kommt einiges zusammen. Und genau das ist es, was Hedge-Fonds und andere Brokerhäuser beim Hochfrequenzhandel machen. Das Problem: Ihre Computerprogramme scheren sich nicht um Bilanzen oder Produktchancen der Unternehmen deren Aktien sie kaufen. Sie durchkämmen weltweite Orderströme nach kleinsten Kursbewegungen auf die sie in der nächsten Millisekunden setzen. Gekauft und verkauft - während des Bruchteiles eines Wimpernschlages. Eine Hauptkritik: Kleine Anleger und Otto-Normal-Investoren werden bei diesem Spiel einfach übergangen. Wall Street Händler Teddy Weisberg arbeitet seit Jahrzehnten auf dem Parkett.

    ""Das tut den Investoren weh. Hochfrequenzhandel orientiert sich anhand von Mathematik, von Computerprogrammen – es stehen keine echten Werte mehr dahinter.”"

    Auch birgt der Hochfrequenzhandel enorme Verlustrisiken. Nur weil beim Flash-Crash im Jahre 2010 Transaktionen rückgängig gemacht wurden, konnten Milliardenverluste gemildert werden. Die US-Aufsicht hat bisher eine Art "Aus-Knopf" vorgeschlagen. Wenn ein Kurs binnen fünf Minuten um mehr als zehn Prozent fällt, wird für weitere fünf Minuten nicht mehr gehandelt. Das ist ein Anfang, aber es müssen weitere Maßnahmen her, da sind sich Kongress-Komitee und Börsenaufsicht in den USA einig.