Nach Amokfahrt auf Weihnachtsmarkt
MDR: Stadt Magdeburg hat Empfehlungen für Schutzmaßnahmen nicht vollständig umgesetzt

Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr hat die Stadt einem Medienbericht zufolge bisher nicht alle von Experten geforderten Schutzmaßnahmen umgesetzt. Um die noch benötigte Sperrtechnik zu besorgen, reiche die Zeit nicht mehr, meldete der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR).

    Das Bild zeigt Polizisten, die am abgesperrten Tatort in Magdeburg patrouillieren.
    Polizisten patrouillieren auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg (Archivbild). (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Michael Probst)
    Der Stadtrat hat demnach die Schutzziele für den diesjährigen Weihnachtsmarkt beschlossen. Die Sicherheitsvorkehrungen können aber - anders als von Experten empfohlen - nur Fahrzeuge mit einem Gewicht bis maximal 3,5 Tonnen aufhalten. Das bestätigte die Stadt auf MDR-Anfrage. Mögliche Durchbrüche mit schwereren Fahrzeugen wie Transportern, Lkw oder Wohnmobilen werden demnach lediglich erschwert. Eventuelle Lücken des vergangenen Jahres würden durch zertifizierte mobile Sperren geschlossen, heißt es.

    Schutzkonzept für Magdeburg gegen größere Fahrzeuge als Tatwaffe zeitlich nicht mehr möglich

    Für einen Schutz vor Fahrzeugen bis zu 7,5 Tonnen wäre ein spezielles Konzept durch einen Sachverständigen erforderlich, erklärte ein Stadtsprecher. Zudem müsse die Stadt ein Vergabeverfahren für die notwendige Sperrtechnik durchführen. Dafür reiche aber die Zeit nicht mehr. Am 20. November soll der Weihnachtsmarkt in Magdeburg nach Angaben der zuständigen GmbH öffnen.

    Verband stellt Mängel im Sicherheitskonzept fest

    Der Bundesverband Veranstaltungssicherheit (BVVS) hatte im Auftrag der Stadt Magdeburg das Sicherheitskonzept vom Weihnachtsmarkt in der vorliegenden Fassung analysiert. Es weise erhebliche Mängel auf und entspreche nicht dem aktuellen Stand der Technik, bilanzierte der Verband. Die Mängel sind nach Auffassung des BVVS jedoch nicht ursächlich für das konkrete Ereignis gewesen.
    Kurz vor Weihnachten 2024 war ein 50-jähriger Mann mit seinem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Bei dem Anschlag starben sechs Menschen, mehr als 300 wurden zum Teil schwerst verletzt. Anschließend entstand auch eine Diskussion über den Zufahrtsschutz des Geländes.

    Prozess gegen Magdeburger Weihnachtsmarkt-Attentäter könnte noch im Oktober starten

    Das Motiv des Täters, einem Arzt aus Saudi-Arabien, gilt als unklar. Berichten zufolge bewegte er sich teils in islamfeindlichen und verschwörungsideologischen Kreisen. Zudem soll er psychische Probleme haben. Mehrfach wurde er wegen aggressiven Auftretens gegenüber Behörden auffällig. Der Generalbundesanwalt sieht keine Hinweise auf staatsgefährdenden Terror. Die Behörde lehnte die Übernahme des Falls ab. Der Prozess könnte noch in diesem Monat vor der Landgericht Magdeburg beginnen.
    Diese Nachricht wurde am 14.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.