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Mediation in der Grenzregion Oder

An der Europa-Universität Viadrina gibt es ein Netzwerk für Konfliktmanagement. Es will alle Aktivitäten zum Thema Konfliktmanagement an der Europa-Universität, der Region Frankfurt/Oder und Polen bündeln und unterstützen.

Von Axel Flemming |
    Die Initiative für das Netzwerk ging vom Institut für Konfliktmanagement an der Viadrina aus. Seit etwa zehn Jahren besteht an der Europa-Universität in Frankfurt/Oder eine Mediationsstelle gemeinsam mit der Stadt und die Juristische Fakultät bietet einen Master-Studiengang Mediation an.

    Janine Buyken, die Projektleiterin des Netzwerks:

    "Also für Leute, die schon ein Studium abgeschlossen haben. Er wird auch berufsbegleitend umgesetzt, sodass man arbeiten kann und mit Präsenzphasen im Fernstudium dieses Konfliktmanagement belegen kann. Er ist auf jeden Fall für alle Nationalitäten da, er findet allerdings auf Deutsch statt. Das ist eine der Anforderungen, die man auch sagen muss, wenn man sagt: Das ist ein internationaler Studiengang. Es gibt immer zwei Gruppen: es gibt diejenigen, die schon Mediationsausbildung haben, die kriegen ein anderes Studienprogramm als die, die noch gar keine haben."

    Verschiedene Vertreter des Netzwerkes treffen sich jetzt zum ersten Mal: das Institut für Konfliktmanagement der juristischen Fakultät an der Viadrina, das Breslauer Mediationszentrum und die Mediationsstelle in der Grenzregion Frankfurt/Oder/Slubice.

    Denn der Ort ist auch ein Symbol: Ein paar Hundert Meter östlich fließt die Oder, der Fluss, der Deutschland und Polen trennt und verbindet.

    "Das hat sich entwickelt, allerdings gibt es noch viele Teile der Gesellschaft, die den Fluss als sehr trennend empfinden. Und das ist glaube ich auch ein Teil des Konfliktpotenzials, das es hier gibt. Also zwischen Polen und Deutschland würde ich schon sagen, dass ein Großteil des Konfliktpotenzials mit der Asymmetrie dieses Verhältnisses zu tun hat. Es gab schon immer mehr Polen, die über Deutschland Bescheid wissen, die deutsch können und sich für Deutsch interessieren, dann kommt dazu, dass es noch ein ökonomisches Gefälle ist zwischen beiden Seiten, das die deutsche Seite tendenziell bedrohlicher empfindet als die polnische."

    Denn nicht kennen, nicht wissen, nicht verstehen, das sind häufige Ursachen von Konflikten.

    Und gerade zwischen Deutschen und Polen kennt die Geschichte bis in die Gegenwart eine Fülle davon. Auch dies ist Thema für das Netzwerk:

    "Aber die sind natürlich auch vielfältig. Die gehen von privat über beruflich und politisch, sodass wir eigentlich systematisch alles drin haben. Aber lokal zunächst mal auf die Region, in der wir sind, uns fokussieren."

    Die Teile, die es schon gibt, zusammenführen ist das Motto. Beispiel: deutsch-polnische Scheidungskinder - Mediatoren, die mit ihnen arbeiten, zusammenzubringen mit dem deutschen und polnischen Justizministerium.

    Das Netzwerk für Konfliktmanagement will die deutsche und polnische Kultur der Konflikte vergleichen, was Definitionen, Verhalten und Bearbeitungsformen angeht.
    Außerdem soll das Netzwerk einen gemeinsamen öffentlichen Auftritt aller Mitglieder gestalten, gemeinsame Projekte entwickeln, beantragen und durchführen sowie Strukturen für eine langfristige Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung anlegen.

    Darum kümmert sich Anita Kumecka, Polin, die Kulturwissenschaften in Frankfurt studiert hat, ausgebildete Mediatorin ist und jetzt das Netzwerk koordiniert.

    "Aus dieser Praxis heraus stellen sich Fragen, die man untersuchen kann und das kann durch Didaktik weiter an diese Praktiker weitergegeben werden. Das ist total interessant und es wäre schön, wenn es uns gelingt, diese Plattform aufzubauen, die die Leute zusammenbringt."

    Praxis und Forschung im Bereich Konfliktmanagement sollen zusammengeführt werden: Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern sollen Forschungsarbeiten und Praktika vermittelt werden, damit sie fundierte Einblicke in die Praxis des Konfliktmanagement in der Region bekommen.

    Konfliktmanager und Trainer aus der Region können dank des Austausches ihre spezifischen Fragestellungen in die wissenschaftliche Bearbeitung einbringen und so von den Ergebnissen profitieren.

    Die deutsch-polnische Ausrichtung bietet den Konfliktbearbeitenden und -lehrenden aus Frankfurt/Oder und Umgebung zudem die Möglichkeit, ihre Kollegen aus Polen kennen zu lernen und sich in interkultureller Zusammenarbeit zu erproben.

    "Das sind Menschen, die mit dem Thema Konflikt in irgendeiner Form in Berührung kommen, es sei als Forschung oder in der Lehre, in der Didaktik. Oder eben in der Praxis, also Mediatoren. Und wir wollen einfach, dass zu diesem Thema eine Zusammenarbeit und ein Erfahrungsaustausch stattfinden. Weil, zwischen Deutschland und Polen gibt es insbesondere in Bezug auf Forschung und gemeinsame Lehre kaum Projekte, die verwirklicht werden."