Donnerstag, 09. Mai 2024

Anschlag bei Moskau
Medien berichten von elf Festnahmen, Zahl der Toten steigt weiter

Nach dem Terroranschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau ist die Zahl der Toten offiziellen russischen Angaben zufolge auf mindestens 133 gestiegen. Staatliche Nachrichtenagenturen meldeten die Festnahme von elf Tatverdächtigen. Mindestens vier davon seien direkt an dem Angriff beteiligt gewesen, hieß es.

23.03.2024
    Menschen haben zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags auf eine Konzerthalle bei Moskau Blumen und Kuscheltiere abgelegt.
    Gedenken an die Opfer des Terroranschlags auf eine Konzerthalle bei Moskau. (IMAGO / Svetlana Sergeyeva)
    Die staatlichen Nachrichtenagenturen Tass und Interfax zitieren unter anderem den russischen Inlandsgeheimdienst FSB. Seiner Einschätzung nach hätten die Angreifer "Kontakte" in die Ukraine und hätten versucht, dorthin zu fliehen. Kiew wies den Vorwurf einer angeblichen Verwicklung in den Anschlag zurück. Der Militärgeheimdienst HUR nannte die Darstellung, wonach sich mehrere Angreifer vor ihrer Festnahme in die Ukraine hätten absetzen wollen, als absolut falsch und absurd. Dazu sei allein die militärische Präsenz in dem Grenzgebiet viel zu stark. Auch aus den USA hieß es kurz nach der Tat, man habe keine Hinweise darauf, dass die Ukraine dahinter stecke.
    Derweil bekräftigte die Terrormiliz IS, für das Attentat verantwortlich gewesen zu sein. Nach einem ersten Bekennerschreiben veröffentlichten die Dschihadisten später Fotos, die die Angreifer zeigen sollen. Der Anschlag sei Teil eines Kriegs gegen Länder, die den Islam bekämpften, erklärte die Terrororganisation.
    Der russische Präsident Putin verurteilte den Angriff als "barbarische terroristische Tat". In einer Fernsehansprache sagte Putin, alle vier Angreifer seien festgenommen worden. Sie hätten versucht, in die Ukraine zu fliehen. Nach ersten Erkenntnissen sei dort ein "Fenster" für ihren Grenzübertritt vorbereitet worden. Alle Verantwortlichen, die hinter den Angreifern stehen, würden ausfindig gemacht und "bestraft". Putin ordnete für morgen zudem einen Tag der nationalen Trauer an.

    Mindestens 133 Tote, zahlreiche Verletzte

    Mehrere bewaffnete Männer in Tarnuniformen waren gestern Abend in ein Veranstaltungszentrum in der Moskauer Vorstadt Krasnogorsk eingedrungen und hatten das Feuer auf die Besucher eines Rockkonzerts eröffnet. Es gab auch zwei Explosionen; anschließend geriet die Halle in Brand. Neben den mindestens 133 Toten gab es über 100 Verletzte.
    Am Morgen löschten Einsatzkräfte die Glutnester, später sollen die Trümmer des eingestürzten Daches der Konzerthalle beseitigt werden. Polizei, Nationalgarde und Ermittlungskomitee nahmen die Schäden auf und sicherten Spuren. Die Terrorermittlungen dauerten an, hieß es.
    Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Putin tat dies nach seiner Wiederwahl am vergangenen Sonntag als westliche Provokation ab. 

    Putin lässt gute Besserung wünschen

    Präsident Putin ließ sich nach Kremlangaben "seit der ersten Minute" über die Geschehnisse informieren. Er erhalte über die entsprechenden Dienste ständig alle wichtigen Informationen über das Geschehen und die eingeleiteten Maßnahmen, sagte Kremlsprecher Peskow der Agentur Interfax zufolge. Später ließ Putin den Verletzten gute Besserung wünschen und dankte den Ärzten und Ärztinnen für ihren Einsatz.
    Moskaus Bürgermeister Sobjanin sprach von einer "schrecklichen Tragödie". Er sagte alle Großveranstaltungen am Wochenende ab. Der Nachrichtenagentur Tass zufolge werden die Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen und Bahnhöfen der Hauptstadt verstärkt.

    Internationale Bestürzung

    Auch aus vielen anderen Ländern kamen bestürzte Reaktionen. UNO-Generalsekretär Guterres, der UNO-Sicherheitsrat und der EU-Außenbeauftragte Borrell verurteilten die Tat. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus, so auch Bundeskanzler Scholz. Die Bundesregierung verurteile den "schrecklichen Terrorangriff", schrieb der SPD-Politiker auf X. Auch Bundespräsident Steinmeier zeigte sich entsetzt über den Terroranschlag. Die Bilder von Attentätern, die wahllos auf Konzertbesucher feuerten, seien schrecklich, zitierte ihn eine Sprecherin auf der Plattform X. Sein Mitgefühl gelte den Opfern und Hinterbliebenen. Das Auswärtige Amt betonte, die Hintergründe müssten nun rasch aufgeklärt werden. Vor der russischen Botschaft in Berlin legten Menschen als Zeichen des Mitgefühls Blumen ab.

    Weiterführende Informationen

    Erste Einschätzungen von unserem Korrespondenten Florian Kellermann hören Sie hier.
    Weitere Hintergründe zum Anschlag nahe Moskau lesen Sie hier.
    Diese Nachricht wurde am 23.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.