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Medizin-Nobelpreis 2018
Vom Immunsystem zur Krebsforschung

Als Zehnjähriger verlor er seine Mutter, sie starb an Krebs. Heute ist James P. Allison selbst Krebsforscher. Als andere die Suche nach einer Immuntherapie gegen Krebs längst aufgegeben hatten, machte er weiter - und schaffte den Durchbruch.

Von Michael Lange | 01.10.2018
    Nobelpreisträger James P. Allison in seinem Labor.
    Der Krebsforscher James P. Allison wurde mit dem Medizin-Nobelpreis 2018 ausgezeichnet. (picture alliance / newscom)
    Schon im Alter von zehn Jahren verlor James P. Allison seine Mutter. Sie war an Krebs gestorben. Einige Jahre Später studierte er Medizin und wurde Wissenschaftler.
    "Mich fasziniert das Immunsystem, weil es uns dermaßen gut vor allem Möglichen schützen kann."
    Eigene Mutter früh an Krebs gestorben
    An Krebsforschung war der junge James P. Allison zunächst wenig interessiert. Aber das Thema packte ihn dann doch, als er in den 1990er Jahren an der Universität von Kalifornien in Berkeley arbeitete. Er wollte wissen, wie bestimmte Blutzellen des Immunsystems gesteuert werden. Dabei stieß er auf eine Art molekulare Bremse. Ihm war klar: Er musste die Bremsen lösen, damit das Immunsystem die Krebszellen bekämpft. Im Labor entwickelte er das passende Werkzeug, Antikörper.
    Die erste klinische Studie machte Allison mit Patienten, die am schwarzen Hautkrebs litten. Zu Begeisterungsstürmen neigt James P. Allison eigentlich nicht, aber jetzt stand fest: Er hatte etwas Besonderes entdeckt.
    Immuntherapien wurden zum großen Hoffnungsträger
    "Die Studie begann 2001. Wir hatten nicht damit gerechnet, eine klinische Wirkung zu sehen. Doch von den 14 Patienten, die wir behandelten, schrumpften bei dreien die Tumoren. Das war sehr ungewöhnlich. Damit war klar, dieser Wirkstoff ist anders als andere."
    Der Hype war da. Immuntherapien gegen Krebs wurden zum großen Hoffnungsträger. Goldgräberstimmung machte sich breit. Aber James P. Allison blieb ruhig. Immer wieder war er es, der seine Kollegen zur Zurückhaltung mahnte.
    "Die Ergebnisse aus klinischen und präklinischen Studien mit neuen Substanzen und neuen Kombinationen kommen gerade so schnell raus, dass wir Forscher nicht mehr hinterherkommen. Das ist beschämend."
    Eine Bluesband namens "The Checkpoints"
    Inzwischen ist James P. Allison selbst an Krebs erkrankt. Sein Blasen- und Prostata-Krebs wurde bislang ohne die von ihm mitentwickelte Checkpoint-Therapie behandelt.
    Als 70jähriger arbeitet er am Anderson Cancer Center der Universität von Texas in Houston. Kraft schöpft er vor allem durch die Musik. Er spielt Mundharmonika gemeinsam mit Fachkollegen in einer Bluesband, natürlich mit dem Namen: The Checkpoints.