"Wer das Schauspiel nicht besucht, gleicht dem, der seine Toilette ohne Spiegel macht."
Die Schopenhauer-Sentenz im Haupteingang stammt aus der Gründungszeit der Kulturinsel, doch seitdem hat sich hier einiges geändert. 24 Jahre herrschte hier als Theaterpatriarch der Regisseur und Schauspieler Peter Sodann, seit letzter Spielzeit gibt es mit Christoph Werner einen 40-jährigen Nachfolger, der vieles anders macht als der unwillig auf Wunsch der Stadt geschiedene 70-jährige Sodann. Der hatte sein "neues theater" im April 1981 nach der Trennung von der Oper in den maroden ehemaligen Kaisersälen im Zentrum der Stadt eröffnet und in Jahrzehnten zu einer fast zwei Hektar Grundfläche umfassenden wirklichen Kulturinsel ausgebaut. Ein Stadttheater gibt es in der Universitätsstadt Halle mit ihren 7000 Studenten nicht, sondern drei selbstständige Bühnen: die Oper, das Thalia Theater für Kinder und Jugendliche und die Kulturinsel für Schauspiel und Puppentheater.
"Also ich würde zu jeder Zeit, bis zu meinem Tod, darauf schwören, dass ein Dreispartentheater nicht gut ist. Also es ist schon glücklicher, in einer Großstadt ein eigenes Schauspielhaus zu besitzen, ein eigenes Opernhaus zu besitzen, und so weiter. Die drei Sparten, wenn sie auch wollen, werden sich nie im Haus vertragen."
Der einem breiten Fernsehpublikum als Tatort-Kommissar bekannte Sodann hat der Kulturinsel nicht nur eine Glocke beschert, sondern mit Organisationsgeschick auch vier Bühnen, etliche Restaurants und Kneipen, eine Galerie und eine DDR-Büchersammlung. Sodanns Theater war ein Refugium für eindeutiges Erklär- und Erzähltheater und seit der Wende für unterhaltsam kritische DDR-Revuen, worin schon mal die Chemiearbeiter von Buna von der schönen Heimat sangen.
Der neue Intendant muss in seiner zweiten Spielzeit zunächst auf seine große Bühne verzichten. Die Dachpfosten sind schlicht marode, die Baupolizei hat den großen Raum für 450 Zuschauer gesperrt. Das bedeutet: Raumsuche. Was für die Erfolgsinszenierung von Amos Oz´ "Allein das Meer", mit dem das Theater überraschenderweise zum diesjährigen Theatertreffen eingeladen wurde, besonders bitter ist. Bitter ist auch, dass man so kaum weder die verlangten 1,1 Millionen Einnahmen noch die zusätzlich dekretierten 1,1 Millionen Einsparungen, bei einem Etat von 6,6 Millionen, erzielen wird, zumal mit dem beleidigten Peter Sodann auch ein großer Teil von dessen Publikum noch fern bleibt.
Die erst Spielzeit stand unter dem Motto "Reisen ins Glück" und untersuchte Träume, Utopien und Hoffnungen, so mit Horvaths "Zur schönen Aussicht" und diesem Schlager, aber auch mit der Komödie "Arsen und Spitzenhäubchen" und der Uraufführung von Oliver Schmaerings "Seefahrerstück":
Drei sehr unterschiedliche junge Hausregisseure, dazu der Intendant als künstlerischer Leiter des Puppentheaters, das Schauspielstudio Leipzig mit 8 Studenten und 24 Schauspielern versuchen jetzt nicht etwa eine Theaterrevolution, doch sie nehmen den Auftrag der Stadt, auch moderneres Theater zu bieten, durchaus ernst. Intendant Christoph Werner auf die Frage, ob sein Theater ein Provinztheater sei:
"Ja, nein - so muss man das sagen. Es ist ein Provinztheater, aber ich glaube ja, das Selbstbewusstsein der Provinz wächst, und das zu recht, und es tut, was ein Theater in der Provinz tun muss. Es muss nämlich für breite Publikumsschichten da sein und die an sich binden. Es kann eben nicht wie ein Großstadttheater eine kleine Sparte sich heraussuchen, in der es dann irgendwie toll wird. Insofern ist es provinziell. Aber das tut es auf eine Art und Weise, dass es überregional wahrgenommen und geliebt wird."
Die neue Spielzeit beginnt im Oktober mit Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick", Lewis Carrols "Alice im Wunderland" und Schillers "Kabale und Liebe". Das klingt nicht spektakulär, kann aber spannend sein, weil die Kulturinsel Halle nicht nur ihr neues Publikum, sondern auch ihre Themen und Formen sucht.
Die Schopenhauer-Sentenz im Haupteingang stammt aus der Gründungszeit der Kulturinsel, doch seitdem hat sich hier einiges geändert. 24 Jahre herrschte hier als Theaterpatriarch der Regisseur und Schauspieler Peter Sodann, seit letzter Spielzeit gibt es mit Christoph Werner einen 40-jährigen Nachfolger, der vieles anders macht als der unwillig auf Wunsch der Stadt geschiedene 70-jährige Sodann. Der hatte sein "neues theater" im April 1981 nach der Trennung von der Oper in den maroden ehemaligen Kaisersälen im Zentrum der Stadt eröffnet und in Jahrzehnten zu einer fast zwei Hektar Grundfläche umfassenden wirklichen Kulturinsel ausgebaut. Ein Stadttheater gibt es in der Universitätsstadt Halle mit ihren 7000 Studenten nicht, sondern drei selbstständige Bühnen: die Oper, das Thalia Theater für Kinder und Jugendliche und die Kulturinsel für Schauspiel und Puppentheater.
"Also ich würde zu jeder Zeit, bis zu meinem Tod, darauf schwören, dass ein Dreispartentheater nicht gut ist. Also es ist schon glücklicher, in einer Großstadt ein eigenes Schauspielhaus zu besitzen, ein eigenes Opernhaus zu besitzen, und so weiter. Die drei Sparten, wenn sie auch wollen, werden sich nie im Haus vertragen."
Der einem breiten Fernsehpublikum als Tatort-Kommissar bekannte Sodann hat der Kulturinsel nicht nur eine Glocke beschert, sondern mit Organisationsgeschick auch vier Bühnen, etliche Restaurants und Kneipen, eine Galerie und eine DDR-Büchersammlung. Sodanns Theater war ein Refugium für eindeutiges Erklär- und Erzähltheater und seit der Wende für unterhaltsam kritische DDR-Revuen, worin schon mal die Chemiearbeiter von Buna von der schönen Heimat sangen.
Der neue Intendant muss in seiner zweiten Spielzeit zunächst auf seine große Bühne verzichten. Die Dachpfosten sind schlicht marode, die Baupolizei hat den großen Raum für 450 Zuschauer gesperrt. Das bedeutet: Raumsuche. Was für die Erfolgsinszenierung von Amos Oz´ "Allein das Meer", mit dem das Theater überraschenderweise zum diesjährigen Theatertreffen eingeladen wurde, besonders bitter ist. Bitter ist auch, dass man so kaum weder die verlangten 1,1 Millionen Einnahmen noch die zusätzlich dekretierten 1,1 Millionen Einsparungen, bei einem Etat von 6,6 Millionen, erzielen wird, zumal mit dem beleidigten Peter Sodann auch ein großer Teil von dessen Publikum noch fern bleibt.
Die erst Spielzeit stand unter dem Motto "Reisen ins Glück" und untersuchte Träume, Utopien und Hoffnungen, so mit Horvaths "Zur schönen Aussicht" und diesem Schlager, aber auch mit der Komödie "Arsen und Spitzenhäubchen" und der Uraufführung von Oliver Schmaerings "Seefahrerstück":
Drei sehr unterschiedliche junge Hausregisseure, dazu der Intendant als künstlerischer Leiter des Puppentheaters, das Schauspielstudio Leipzig mit 8 Studenten und 24 Schauspielern versuchen jetzt nicht etwa eine Theaterrevolution, doch sie nehmen den Auftrag der Stadt, auch moderneres Theater zu bieten, durchaus ernst. Intendant Christoph Werner auf die Frage, ob sein Theater ein Provinztheater sei:
"Ja, nein - so muss man das sagen. Es ist ein Provinztheater, aber ich glaube ja, das Selbstbewusstsein der Provinz wächst, und das zu recht, und es tut, was ein Theater in der Provinz tun muss. Es muss nämlich für breite Publikumsschichten da sein und die an sich binden. Es kann eben nicht wie ein Großstadttheater eine kleine Sparte sich heraussuchen, in der es dann irgendwie toll wird. Insofern ist es provinziell. Aber das tut es auf eine Art und Weise, dass es überregional wahrgenommen und geliebt wird."
Die neue Spielzeit beginnt im Oktober mit Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick", Lewis Carrols "Alice im Wunderland" und Schillers "Kabale und Liebe". Das klingt nicht spektakulär, kann aber spannend sein, weil die Kulturinsel Halle nicht nur ihr neues Publikum, sondern auch ihre Themen und Formen sucht.