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Mehr als nur ein Telefon

''Smart'' steht für elegant, fesch und intelligent. ''Smartphones'' tauften Hersteller dann auch die Endgeräte der dritten Generation in der Mobiltelefonie. Die pfiffigen Telefone besitzen eine eigene Intelligenz in Form von Mikroprozessoren und beträchtlichen Datenspeichern, mit denen sie für viele Aufgaben gerüstet sind, die weit jenseits des eigentlichen Telefonierens liegen. Ein Pionier auf dem Gebiet ist das US-amerikanische Unternehmen Palmsource, das auf der Genfer Messe seine Visionen zu den kommenden Anwendungen auf den Westentaschen-Telefonen vorstellte.

Gerd Pasch/Manfred Kloiber |
    Die Benutzer von Smartphones wollen ihr gesamtes Adressbuch mit sich führen und auf ihren Terminkalender zugreifen können. Aber auch auf Anwendungen, die sie im täglichen professionellen Gebrauch verwenden und die je nach Beruf stark variieren, wollen die Kunden nicht verzichten. Das alles geht weit über die reine Funktionalität einer PIN-Speicherkarte hinaus.

    ... berichtet Gabi Schindler, Unternehmenssprecherin von PalmSource. Mit dem Funktionsumfang wächst auch die Datenmenge, die ein solcher Mini-Computer dann bewältigen muss. Und der Nutzer will ja nicht lange auf die Anzeige oder die Sprachausgabe warten, also muss ein schneller Prozessor auf der Platine stecken. Das Ganze zu organisieren und zu verwalten ist Aufgabe des Betriebssystems. Leistungsfähige Betriebssysteme für die aktuelle Smartphone-Generation gibt es nicht viele. PalmSource ist ein Betriebssystem, das auf einer offenen Entwicklerplattform entstanden ist und weiter entwickelt wird. Die Idee dahinter fasst Gabi Schindler so zusammen:

    Wir geben den Lizenznehmern unseres Betriebssystems sehr viel Freiheit. Sie können eigenständig viele Funktionen hinzufügen, wodurch dann ein sehr differenziertes Produkt auf den Markt gelangt. Bei uns ist das eher eine Partnerschaft mit den Lizenznehmern, aus der viele neue Produkte entstehen, die in Funktionalität und Kosten sehr unterschiedlich sind. So existieren heute rund 275 000 Entwickler, die alleine im Englisch sprachigen Bereich über 19.000 Anwendungen für nahezu alle Bereiche produzierten. Aber das Schöne daran ist, dass alle Anwendungen auf allen Geräten funktionieren.

    Bei PalmSource steht also der Nutzer im Mittelpunkt, von ihm nachgefragte Anwendungen werden individuell mit dem Betriebssystem verknüpft. So können auch Daten aus Microsoft Produkten im Palm bearbeitet werden. Auf diesem Markt der Betriebssysteme für PDA’s und Mini-Computer will Microsoft jetzt auch mitmischen. Motorola, der Hersteller, der vor 20 Jahren das erste Handy auf den Markt brachte, stellte erstmals ein Multimedia-Gerät mit einem Betriebssystem von Microsoft vor. Dabei sieht das Handy-Display ähnlich aus wie der PC-Monitor. Und das ist durchaus gewollt, erklärt Microsoft-Sprecherin Annemarie Duffy:

    Was ich meine ist, dass eine Menge Leute Outlook auf dem Desktop-Computer nutzen oder den Internet Explorer - und vielleicht auch den Windows Media Player, um Musik zu hören. Was wir mit der Windows-Oberfläche ihnen anbieten wollen, ist das vertraute Aussehen dieser Benutzeroberfläche auch auf dem Handy. Damit wird es dem Handy-Nutzer leichter gemacht, Emails zu senden und zu empfangen oder durch viele verschiedene Internetseiten auf dem Mobiltelefon zu blättern. Das ist unser Ansatz und den haben wir bei der Gestaltung der Windows-Betriebssoftware für Mobilgeräte berücksichtigt. Und wir haben genau hingeschaut und verstanden, wie die Leute ihr Mobilgeräte bedienen wollen, nämlich so einfach wie möglich und in der Weise wie sie es normal mit dem PC tun. So soll es auch auf ihrem Handy gehen!

    Im Gegensatz zu PalmSource oder anderen offenen Betriebssystemen lässt Microsofts mobiles Windows nur den Austausch zwischen den eigenen Programmen zu. Das hat für die Mobilfunk-Betreiber sicherlich Vorteile, müssen sie sich doch nicht um die Integration individueller Nutzer-Interessen kümmern: Email von Netscape, Browser von Opera, Video mit Real und so weiter. Annmarie Duffy über Microsoft’s Sorglos-Paket:

    Wir bieten deshalb Mobilfunk-Betreibern einen neue Art, ihre Dienste ihren Kunden anzubieten. Aus unserer Sicht können sie den Nutzern ein reichhaltiges Angebot auf einer bekannten Plattform bereitstellen. Und die Betreiber zeigen sich auch sehr interessiert an einer engen Zusammenarbeit mit unserem System mit dem reichhaltigen Angebot und den guten Erfahrungen. So glauben wir schon, eine bedeutende Rolle zu spielen in der Zukunft.