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Mehr als Polieren

Ein gepflegtes Gebiss - das wünscht sich jeder. Viele Menschen aber sagen: Die Zähne sollen nicht nur gesund sein, sondern auch schön. Und beinahe jeder zweite Bundessbürger ist bereit, mehr Geld für die Schönheit seiner Zähne auszugeben. So das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid. Welche Möglichkeiten bietet die so genannte Zahnästhetik?

Peter Kolakowski | 12.11.2002
    Ob verfärbte oder schief sitzende Zähne, ob Zahnlücken oder deutlich sichtbare Füllungen. Zahnästhetische Behandlungen können betroffenen Patienten wieder zu einem perfekten und strahlenden Lächeln verhelfen. Während sich die Zahnbehandlung lediglich auf die Reparatur von Zahnschäden beschränkt, geht die Zahnästhetik einen Schritt weiter. Ihr Ziel ist es, Schäden wie kariöse Stellen aber auch Makel an den Zähnen nicht nur auszubessern sondern auch ganz unsichtbar zu machen. Diese Abgrenzung zwischen reiner Zahnbehandlung und zahnästhetischen Maßnahmen ist vor allem wichtig für die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen, erläutert der Zahnarzt Dr. Winfried Will. Die Kassen übernehmen zwar die Kosten für eine Zahnbehandlung, in den meisten Fällen aber nicht die Aufwendungen für Schönheitskorrekturen.

    Zahnbehandlung beschränkt sich ja im allgemeinen auf eine restaurative Tätigkeit, das heißt wenn verlorengegangne Zahnsubstanz ersetzt werden muss, wenn der Zahn durch Karies geschädigt ist, dann muss er durch eine Füllung wieder restauriert werden. Alls was darüber hinaus geht, was nicht rein restaurativer Natur ist, sondern ästhetische Maßnahmen zur Verbesserung des Aussehens dient, fällt in den Bereich der ästhetischen Zahnheilkunde.

    Unter einer zahnästetischen Behandlung fallen vor allem die Korrektur der Gebissreihen, wenn zum Beispiel Zähne schief sitzen, zu weit auseinander stehen oder auch ganz fehlen. Das Füllen von Löchern oder das Ausbessern von Absplitterungen oder Brüchen mit unauffälligem Füllmaterial, zum Beispiel Keramik. Und schließlich das Bleichen von gelben und verfärbten Zähnen

    Die Korrektur von schiefen Zähnen oder Zahnlücken geschieht hauptsächlich mit Hilfe sogenannter Veneers. Dabei handelt es sich hauchdünne lichtdurchlässige Keramikschalen, die auf die Zähne - ähnlich wie künstliche Fingernägel - aufgeklebt werden. Für gute Haftung müssen die Zähne vorher angeschliffen also aufgeraut werden. Mit Veneers können sowohl einzelne Zähne als auch eine ganze Zahnreihe behandelt und den individuellen Wünschen entsprechend "gestylt" werden. Veneers gibt es inzwischen in einer Vielzahl verschiedener Zahnfarben, so dass sie sich unsichtbar an die natürliche Farbe der anderen Zähne anpassen. Wesentlich aufwendiger und damit teurer beim Anpassen von Veneers ist die so genannte Schichttechnik. Weil nämlich der natürliche Zahn nicht nur mehr oder weniger aus der Farbe Weiß besteht, sondern sich die Zahnfarbe aus unterschiedlichen Zahnschichten, Farben und Schattierungen zusammensetzt, werden auch bei der Veneer-Schichttechnik mehrere Lagen auf den Zahn aufgetragen. Grundsätzlich sind für das Auftragen von Veneers mehrere Sitzungen beim Zahnarzt notwendig. Sie eignen sich allerdings nicht für Menschen, die nachts mit den Zähnen knirschen.

    Beim sogenannten Cosmetic Contouring oder Shaping werden abgesplitterte Schmelzpartien oder große Zahnzwischenräume insbesondere im Frontzahnbereich durch so genannte Composites - ein Kunststoff-Keramik-Gemisch - korrigiert oder mittels spezieller Schleifgeräte in Form und Glanz gebracht werden. Größere Schäden im Front- und Seitenzahnbereich wiederum werden am besten optisch unauffällig mit Vollkeramik-Kronen behandelt.

    Den Traum von der "unsichtbaren" Füllung wird durch so genannte Keramikinlays möglich. Keramikinlays müssen vom Zahntechniker-meister individuell gefertigt werden, wobei sich Biss, Form, Kontur, Kontaktpunkte und Farbe perfekt anpassen lassen und eine lange Haltbarkeit garantieren. Da Inlays mit dem Zahn verklebt werden, erhält der Zahn seine ursprüngliche Festigkeit und Natürlichkeit zurück.

    Bei der Zahnbleiche, Zahnärzte verwenden hier meist den englischen Begriff "Bleaching" wird vom behandelnden Arzt je nach Art und Intensität der Verfärbung eine Wasserstoffperoxidlösung auf die betroffenen Zähne aufgetragen. Auch das Bleichen zu Hause ist möglich. Dem Patienten wird hierfür eine Zahnschiene angepasst, die er nachts mit einer Paste bestrichen, trägt. Das Wasserstoffperoxid löst die Verfärbungen und macht die Zähne hierdurch weißer. Hierbei sollten der Patient und auch der Arzt darauf achten, dass die neue Zahnfarbe im Einklang mit dem Hauttyp liegt, sie also mit den natürlichen Farbtönen des Gesichts wie Augen, Haare, Lippen harmonisiert.

    Eine zahnästhetische Behandlung geht mitunter aber auch über die rein optische Schönheitskorrektur von Zähnen hinaus. Vielen Menschen verursachen hässliche Zähne auch psychische Probleme, denen mit einer zahnästhetischen Behandlung gleich doppelt geholfen werden kann. Professor Dr. Michael Noack, Direktor des Zentrums für Zahn- Mund und Kieferhygiene an der Universität Köln warnt aber auch vor dem heutzutage kultivierten übertrieben Schönheitsideal:

    Die Techniken, die ursprünglich entwickelt wurden, um Zahnschäden ästhetisch zu restaurieren, die sind natürlich auch einsetzbar, um gesunde Zähne noch hübscher, noch ästhetischer zu machen und dann fängt es an aus meiner Sicht problematisch zu werden. Weil wenn gar keine medizinische Indikation vorliegt, dann geht das in den kosmetischen Bereich und verlässt damit den ärztlichen Bereich auch etwas. In Europa und in Deutschland läuft das ganze in der Regel normal ab. In Amerika findet man wirklich übertriebene Formen dieser Technik, wir nennen dann die Zahnfarben ,die da ausgewählt werden, scherzhaft Kühlschranktüren, wo eigentlich die Ästhetik verloren geht. Und was auch für mein Ästhetikempfinden nicht mehr so schön ist.

    Grundsätzlich kann aber jeder durch regelmäßige Zahnpflege erheblich dazu beitragen, dass die natürliche Schönheit der Zähne so lange wie möglich erhalten bleibt. Noch einmal Zahnarzt Dr. Winfried Will.

    Ganz wichtig ist der regelmäßige Zahnarztbesuch. Wir fordern den zweimaligen Besuch beim Zahnarzt im Jahr, Dann wird der Zahnarzt feststellen können, ob Veränderungen stattgefunden haben und behandlungsbedürftig sind. Hier gibt es dann auch den Rat des Zahnarztes an den Patienten, was er für seine Zähne tun kann und die allgemeinen Maßnahmen der häuslichen Zahnpflege sind natürlich unbedingt notwendig und sollten in jedem Fall nicht vernachlässigt werden.

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    021112-Zahn.ram