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Mehr als Wetterfrosch

An elf Universitäten kann man in Deutschland das Fach Meteorologie studieren. Die Anzahl der Studierenden bleibt überschaubar: Meteorologie gilt eher als Orchideenfach. Einmal im Jahr treffen sich die Studierenden aller deutschen Hochschulen und auch aus Österreich an einem wechselnden Institut zur Studentische Meteorologen-Tagung kurz StuMeTa, um über den Tellerrand des eigenen Instituts zu schauen. In diesem Jahr organisieren Kölner und Bonner Meteorologie-Studierende diese Tagung.

Von Christina Schaffrath |
    " Guten Morgen, es ist für mich ein wirklich schönes Gefühl, vor so vielen Meteorologen zu stehen. Meine Vorlesungen sind in der Regel nicht so voll. Ich heiße sie sehr herzlich willkommen."

    Professor Andreas Bott begrüßt noch eine überschaubare Zahl Studierender im Hörsaal. Die angehenden Meteorologen aus ganz Deutschland sind müde, längst sind noch nicht alle da, um die Fachvorträge anzuhören. Doch die Organisatoren aus Köln und Bonn sind zufrieden. Sie haben im vergangenen halben Jahr viel geleistet: Sponsoren mussten her, Schlafplätze, Verpflegung und Fahrkarten. Sie stellten Arbeitskurse und das Rahmenprogramm mit Exkursionen und Partys auf die Beine.

    " Ich habe mit vielen Leuten aus dem Organisationsteam geredet: Alle sind sehr froh, dass es jetzt endlich los geht. Vor allem bei den Menschen mit den leichteren Seelen auch mal schlechte Träume kamen, ob denn alles auch so klappt, aber ich glaube, jetzt nach den ersten Erfahrungen kann man schon ganz zuversichtlich sein."

    Auf der Tagung wird in verschiedenen Arbeitsgruppen gearbeitet. So geht es zum Beispiel um die Umstellung auf die Bachelor- und Masterabschlüsse. Aber auch darum, wie man schon Jugendliche für die Meteorologie begeistern kann. So entwickeln einige Studierende Strategien für das neu entstehende Fach Naturwissenschaften, das zukünftig in Nordrhein-Westfalen in der Sekundarstufe 1 unterrichtet werden soll. Darin soll die Meteorologie stärker vorkommen.

    " Die interessieren sich unheimlich für die Wolken, und vielleicht könnte man es so ein bisschen daran aufziehen: Wenn diese Wolke kommt, bedeutet das meistens, dass diese Art von Wetter darauf folgt. Vielleicht fände ich ganz wichtig, dass man das mit einarbeitet. Man kann ja auch einfach mal mit der Klasse rausgehen und dann am Himmel gucken. Da sind die bestimmt sehr engagiert."

    Und interessierter Nachwuchs wird immer gesucht. Nach einer Flaute steigt die Zahl der Studierenden an der Uni Bonn gerade wieder leicht an. Die angehenden Wetterwissenschaftler verbindet das Interesse für die Naturwissenschaften und der Wunsch, praktisch zu arbeiten. Für ihre Zukunft sieht Professor Andreas Bott die unterschiedlichsten Jobmöglichkeiten:

    " Im gesamten Umweltbereich, auch in der Atmosphäre, Schadstoffbelastung. Wenn sie an das Thema Feinstaubbelastung denken, da sind letztendlich Atmosphären-Physiker, Atmosphären-Chemiker gefragt und da sind die besten Leute die Meteorologen. Der Ruf, den der Meteorologe hat, dass er irgendwann mal in den Medien steht und erzählt, wie das Wetter morgen wird, das ist tatsächlich nicht der Fall, das ist nicht das, was wir lernen. Unsere Ausbildung ist viel weiter gefasst und geht noch viel tiefer als in die Wettervorhersage. "

    Auch die Studierenden wollen einmal mehr werden als Wetterfrosch in den Medien:

    " Was mich sehr interessiert, ist schon die Klimatologie, also die Klimaveränderungen in der Zukunft

    Entweder Polarmeteorologie oder Medizinmeteorologie,

    Irgendeine Forschungsstation am Südpol."

    Die Meteorologie-Studierenden auf der Tagung in Bonn zumindest blicken optimistisch in die Zukunft. Sie wissen, dass sie vielseitig einsetzbar sind. Dennoch lautet die meistgestellte Frage ihrer Freunde und Bekannten: Wie wird das Wetter am Wochenende?

    " Die Frage kriegt, glaube ich, jeder gestellt. Auf der anderen Seite wird man auch gefragt, "Schon mal von einem getroffen worden?" weil sie alle denken, man hat etwas mit Meteoriten zu tun, was aber nicht so richtig stimmt. "

    Und auch Professor Bott lässt sich nicht darauf ein, eine Prognose für den heiß ersehnten Sommer 2005 abzugeben:

    " Wie das Wetter im Sommer wird, das kann ich ihnen natürlich genau sagen, ich bin ja schließlich vom Fach. Am 17. August werden wir um 15:24 einen Schauer haben über Bonn Süd. "

    Und so hält man sich am besten an einen weiteren Tipp von Herrn Bott: Die Wetterprognose, die am häufigsten zutrifft heißt: Das Wetter von morgen wird so, wie das von heute.