Mittwoch, 08. Mai 2024

Wissenschaftler
Mehr Darmkrebs bei jüngeren Menschen in Europa

In der Europäischen Union und in Großbritannien steigen bei den jüngeren Menschen die Sterberaten bei Darmkrebs. Dies gab ein Forschungsteam der Universität Mailand im Fachjournal "Annals of Oncology" bekannt.

29.01.2024
    Besucher betrachten Wucherungen und Polypen in der 30 Meter langen Nachbildung eines menschlichen Darmes in Dresden.
    Immer mehr jüngere Menschen erkranken in Europa an Darmkrebs. (Archivbild) (picture alliance / dpa / Ralf Hirschberger)
    Die Wissenschaftler nutzten Daten der Weltgesundheitsorganisation seit 1970 bis zu den neuesten verfügbaren Daten. Demnach steigt die Sterberate bei den 25- bis 49-Jährigen entgegen den allgemein rückläufigen Trends bei Darmkrebs.

    Anstieg in Großbritannien besonders stark

    Besonders stark steigt die Todesrate laut einer Prognose des Forschungsteams im laufenden Jahr in Großbritannien: Im Vergleich zu 2018 sind es 26 Prozent bei den Männern und fast 39 Prozent bei den Frauen der untersuchten Altersgruppe. Auch in Italien (plus 1,5 Prozent bei Männern und 2,6 Prozent bei Frauen), bei spanischen und polnischen Männern (plus 5,5 bzw. 5,9 Prozent) sowie bei 25- bis 49-jährigen Frauen in Deutschland (plus 7,2 Prozent) werde ein Anstieg zu verzeichnen sein.

    Übergewicht ein Faktor

    Eine Ursache sei der höhere Anteil übergewichtiger junger Menschen, heißt es in dem Bericht weiter. Weitere Faktoren seien ein erhöhter Alkoholkonsum und verminderte körperliche Aktivität.
    Die Steigerungsraten bei jungen Menschen seien besorgniserregend, betonen die Forscher - gerade auch, weil sich Diagnose und Behandlung von Darmkrebs verbessert hätten. Über alle Altersgruppen hinweg gerechnet sinkt die Todesrate bei Darmkrebs unter Berücksichtigung der Altersstruktur der Bevölkerung dagegen: in Deutschland verglichen mit 2019 bei Männern um 11,55 Prozent, bei Frauen um 7,99 Prozent.

    Darmkrebs besonders aggressiv

    Darmkrebs in jüngerem Alter ist in der Regel aggressiver. Die Überlebenschancen sind deshalb ohnehin geringer als bei älteren Menschen. Die Forscher regen daher an, die Darmkrebsvorsorge auf jüngere Menschen auszuweiten, beginnend mit dem Alter von 45 Jahren. In Deutschland können Frauen ab 55 und Männer ab 50 Jahren als gesetzlich Krankenversicherte eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen.
    Darmkrebs entsteht meist aus Wucherungen der Darmwand. Diese können bei einer Darmspiegelung entfernt werden, bevor sie sich möglicherweise zu Krebs entwickeln. Etwa 55.000 Menschen erkranken nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums jedes Jahr an Darmkrebs, mehr als 20.000 sterben.
    Diese Nachricht wurde am 29.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.