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Mehr Platz für bedrohte Tierarten

Die Verkehrsprognosen sind düster, denn glaubt man den Vorhersagen werden immer mehr Autos fahren, die brauchen immer mehr Straßen und die wiederum zerschneiden die Landschaft noch stärker in immer kleinerer Kompartimente. Die Siedlungspolitik fordert ebenfalls ihr Tribut an die Natur. So werden, nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz täglich 130 Hektar neu versiegelt für Straßen, Siedlungen, und Gewerbegebiete. Der Platz für die Natur, für wildlebende Arten wird immer kleiner und am Ende sind naturnahe oder gar natürliche Lebensräume wie Inseln in dieser zersiedelten Landschaft. Diese Flächenverbauung gilt in Mitteleuropa inzwischen als eine wesentliche Ursachen des Artensterbens. Eine Chance dem Artensterben entgegen zu wirken, ist diese kleinen Inseln wenigstens miteinander zu vernetzen mit sogenannten Korridoren. Arnd Winkelbrandt, Leiter des Fachbereichs Naturschutz beim Bundesamt für Naturschutz:

von Britta Fecke |
    Lebensraumkorridore sind Korridore, die Bahnen zwischen den einzelnen Biotopen ermöglicht, die auch den Gen-Austausch zwischen den einzelnen Bereichen ermöglicht.

    Viele Tierarten vom Laufkäfer bis zum Rothhirsch müssen sich jedoch im Moment mit immer kleiner werdenden Lebensräumen begnügen, die komplett voneinander isoliert sind. Irgendwann sterben sie dort aus. Der genetische Austausch fehlt und so steigt der Inzuchtfaktor und mit ihm die Wahrscheinlichkeit von Erbkrankheiten. Jede Art hat ihren eigenen Ansprüche an die Landschaft mal wird sie als Brutstätte genutzt, mal als Winterquartier und mal als Wanderstrecke. So müssen zum einen das Verhalten der Arten bekannt sein und ihre Ansprüche im Jahresverlauf an ihre Habitate. Querung ist nicht gleich Querung, denn jede Art geht andere Wege, weiß Arnd Winkelbrand:

    Ein Korridor ist spezifisch für jede Art. Beispielsweise Amphibien.

    Das Bundesnaturschutzgesetz verlangt die Schaffung eines Netzes verbundener Lebensräume den sogenannten Biotopverbund, das mindestens zehn Prozent der Landesflächen umfassen soll. Doch hier klaffen Anspruch und finanzielle Mittel auseinander: Arnd Winkelbrandt:

    Es ist ganz klar eine Autobahn verteuernde Maßnahme!

    Im Kampf für die Artenvielfalt und gegen die Zerschneidung der Landschaft kommen dann auch Verbände zusammen, die sonst nicht unbedingt an einem Strang ziehen, nämlich das Bundesamt für Naturschutz und der Deutsche Jagdschutzverband, sowie mehrere Naturschutzgruppen. Constantin Freiherr von Heereman, Präsident des Deutschen Jagdschutzverbandes hat dem Berufstand entsprechen erst mal die großen jagdbaren Tierarten im Visier, wenn er an die Zersiedelung der Landschaft denkt:

    Verinselung bedeutet, dass gerade die Wirbeltiere keinen genetischen Austausch mehr haben.

    Doch wer nun denkt, die Interessen der Jägerschaft gingen über das Wildbret nicht hinaus, der irrt. Allein in den letzten zwei Jahren hat sich die Jägerschaft auch um die biologische Vielfalt bemüht mit verschiedenen Aktionen:

    Es wurden Nistkästen, Fördermaßnahen für Amphibien usw. gebaut. Dafür haben die Mitglieder viel aufgebracht an Geld und Arbeitsstunden.

    Die Forderung nach einem bundesweiten Programm, das noch unbebauten Flächen vor Zerschneidung schützt und die einzelnen Habitate miteinander mit Korridoren verbindet ist denn auch bei allen - bei Naturschutzverbänden, dem Bundesamt für Naturschutz und Jägern gleich. Von Heereman:

    Wesentliche Grundlage ist: dass dieser Aspekt in die Bundesverkehrsplanung mit eingebunden wird wie in Holland oder Österreich auch. Bei uns müsste wesentlich mehr passieren.

    Der Bau von Grünbrücken und Tunneln muss, um weiteres Artensterben zu verhindern, ein gesetzlich festgeschriebener Standart werden bei Neu- und Ausbauten von Straßen. Der Bundes -Verkehrswegeplan 2003 müsste daraufhin überarbeitet werden.