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Mehr Sicherheit für Finnland

Finnlands Regierung sorgt sich um die Sicherheit seiner Bürger. Das betrifft aber nicht nur Verkehrskontrollen oder Polizeistreifen auf den Straßen, sondern auch den heimischen PC. Angesichts regelmäßig wiederkehrender Viruswellen, Wurmattacken oder Fluten an unerwünschten Werbemails griff die Regierung zu einer ungewohnten Maßnahme: In Kooperation mit der Industrie und Universitäten wurde ein umfassender Aktionstag veranstaltet. Ziel dabei waren vor allem Privatpersonen, die so für mehr Vorsicht am Computer sensibilisiert werden sollten.

Von Stefan Tschirpke |
    Mit einem kleinen, aber feinen Seminar wird Schwung geholt für den Aktionstag Datensicherheit. Versammelt sind die wichtigsten Seiten der konzertierten Aktion: Vertreter von Ministerien und Behörden, Geschäftsführer von Tele-Dienstleistern, Gurus aus IT-Sicherheitsfirmen. Markku Laukkanen, Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender des Informationsausschusses zum Hintergrund des Aktionstags:

    Finnland entwickelt sich rasant zur Informationsgesellschaft. Staat und Kommunen bieten immer mehr elektronische Dienstleistungen an. Firmen nutzen das Internet, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Alles dies setzt voraus, dass jeder weiss, wie man sich im Netz bewegen sollte. Dazu gehören auch Kenntnisse über Datensicherheit.

    Nicht um die großen Firmen geht es. Sie sind gewappnet, weil große Beträge auf dem Spiel stehen. Dort kümmern sich ganze Stäbe um die Sicherheit der eigenen Computernetzwerke, um die Abwehr von Spam- oder Virenangriffen. Erreichen will man jetzt den Durchschnittsbürger, denn er ist mittlerweile das schwächste Glied der Kette:

    Wir wollen die Bürger wachrütteln. Jeder soll sich fragen, ob sein Computer ausreichend vor Missbrauch gesichert ist. Ist das nicht der Fall, so appellieren wir, das jetzt in Ordnung zu bringen.

    Nach Einschätzung von Experten sind die rund eineinhalb Millionen häuslichen PCs vom Standpunkt der Datensicherheit in einem unbefriedigenden, ja bedenklichen Zustand. Zugleich nehmen die Kapazitäten der Datenübertragung rasant zu. Erkki Mustonen von der IT-Sicherheitsfirma F-Secure:

    Höchstens die Hälfte der Geräte verfügt über angemessene Sicherheitssoftware. Die andere Hälfte hat kleinere oder größere Lücken.

    Diese Lücken gepaart mit Unwissenheit machen sich Spammer und Virenschreiber inzwischen eifrig zu nutze. Markku Laukkanen:

    Viren nisten sich in private PCs ein und nutzen sie als Plattform für verheerende Spam-Angriffe, ohne das die PC-Besitzer die leiseste Ahnung davon haben. Solche Dinge passieren laufend.

    Am Mittwoch morgen flatterten Informationsbroschüren in rund eineinhalb Millionen Privathaushalte. Mit Hinweisen zu Risiken im Internet, zu Schutzmaßnahmen im Computer, Tips zum Erkennen zweifelhafter Attachements, zum Umgang mit Mailschrott und eine ganze Seite mit Internet-Adressen und Rufnummern, um mit Expertenhilfe Unheil abzuwenden. Zu Wochenbeginn haben die Organisatoren und Sponsoren des Aktionstags eine gemeinsame Internetseite eröffnet - quasi die elektronische, stets aktuelle Version der Info-Broschüre. Zudem streut Microsoft eine halbe Million kostenlose CDs mit Sicherheitsheitsupdates unter die Bürger. Auch großes Medieninteresse sorgt dafür, dass der Aktionstag flächendeckend bekannt ist. In der Eingangshalle des Hypermarkts "Iso Omena" in Espoo bei Helsinki ist eine Bühne aufgebaut. Davor verteilen Vertreter von IT-Sicherheitsfirmen Info-Materialien und beraten Passanten. Christian Lax von F-Secure resümiert:

    Hut ab vor den Rentnern! Viele sind schon ziemlich pfiffig in Sachen Computersicherheit. Schüler sind auch recht fit. Aber es gibt auch noch einige schwarze Schafe.

    Eine Umfrage bestätigt diese Meinung. Ein 15-jähriger berichtet wie selbstverständlich:

    Ich öffne grundsätzlich keine Attachements selbst von Freunden, wenn mir nicht vorher Bescheid gesagt wurde. Und wöchentlich benutze ich den Virus-Scan.

    Anders der Kenntnisstand und das Verhalten eines Finnen um die 50:

    In meinem Computer ist wohl nichts installiert, keine Puffer oder solche Wurmdinger, auch keine Firewall. Spielt doch keine Rolle.

    Solche Gleichgültigkeit ist aber schon eher die Ausnahme. Der Aktionstag Datensicherheit hat Breitenwirkung erzielt und wird in einem Jahr neu aufgelegt.