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Mehr Sicherheit in der Reagenzglasbefruchtung

Medizin. - Reproduktionsmediziner trafen sich am vergangenen Wochenende in München, um zu erörtern, wie kinderlosen Paaren zukünftig via Retortenbefruchtung noch zuverlässiger zu Kindern verholfen werden kann. Zwar ist das Verfahren der Befruchtung im Reagenzglas seit nunmehr 20 Jahren bekannt, doch Fortschritte können nur mühsam erzielt werden.

    Routinemäßig legen Mediziner heute den Grundstein, um unfruchtbaren Paaren zu Kindern zu verhelfen: Die Befruchtung der weiblichen Eizelle außerhalb des Körpers mit Samenzellen des Mannes, funktioniert zuverlässig. Problematisch sei aber das Einsetzen des so gezeugten Embryos in die Gebärmutter, berichtet Professor Christian Thaler von der Frauenklinik Großhadern der Universität München: "Nur bei rund einem Viertel der Frauen nistet sich die Eizelle ein und es kommt zu einer Schwangerschaft." Selbst wenn diese Hürde genommen sei, ende die Schwangerschaft noch in 20 Prozent der Fälle in einer Fehlgeburt.

    Drei Faktoren bestimmen die Einnistung des Embryos: So muss die Gebärmutterschleimhaut genügend klebriger Eiweißmoleküle produzieren, die das Anwachsen der befruchtete Zelle erleichtern. Zweitens wehrt sich das Immunsystem in einigen Fällen gegen die t: "Ist ein solcher Autoimmundefekt bekannt, so kann trotzdem über eine medikamentöse Behandlung in 80 Prozent der Fälle die Abstoßung verhindert und eine gesunde Geburt erreicht werden", führt der Experte aus. Ähnlich wie bei Allergien können etwa Cortisonpräparate die körpereigene Abwehr vermindern und die Chancen des Embryos erhöhen, belegen neue Studien.

    Die dritte Ursache für die Abstoßung des Embryos kann in seinem eigenen Erbgut liegen: Weist das Erbmaterial Schäden auf, wie etwa überzählige oder gebrochene Chromosomen, sind ungleichmäßige Teilungen der Zelle die Folge. "Solche Fehler können anhand von Material ermittelt werden, das die Zellen bei der Reifung ausschleusen - der so genannte Polkörper. So kann noch vor der Implantation eine Zelle ausgesucht werden, die keine Chromosomendefekte enthält", so Thaler. Dabei handele es sich nicht um die umstrittene Präimplantationsdiagnostik, die bei der befruchteten Eizelle nach bestimmten genetische Defekten sucht und hierzulande durch das Embryonenschutzgesetz verboten ist, betont der Mediziner.

    [Quellen: Hellmuth Nordwig]