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Von den ganz Kleinen bis zu den ganz Großen, vom Kindergarten bis zur Studienfachwahl der Abiturienten reichen in dieser Woche die Bildungsmeldungen.

Von Armin Himmelrath | 03.09.2004
    Die richtige Tageseinrichtung für ihr Kind zu finden, das ist für viele Eltern eine schwierige Herausforderung. Welche Kriterien sind wirklich wichtig, und welche Informationen kann man vorab von der Kita erwarten? Um solche Fragen zu beantworten, hat die Bertelsmann-Stiftung jetzt eine Checkliste veröffentlicht. Die Fragen betreffen sowohl die Rahmenbedingungen der Einrichtung als auch die konkreten Angebote für die Kinder und die Kooperation mit den Eltern. Mit Hilfe der Liste können die Eltern dann entscheiden, ob die Tageseinrichtung die richtige Wahl für das eigene Kind ist. Die Stiftung will Familien damit ausdrücklich zu einer aktiveren Rolle bei der Wahl der ersten Bildungseinrichtung für ihre Kinder motivieren.

    Checkliste und weitere Informationen unter: www.kinder-frueher-foerdern.de

    Auch bei der Wahl der richtigen Schule ergreifen Eltern immer öfter die Initiative und verlassen sich nicht einfach auf die Schulbehörden. So lassen sich jedenfalls aktuelle Zahlen interpretieren, nach denen von 1992 bis 2003 die Zahl der Privatschulen in Deutschland um mehr als ein Viertel gestiegen ist. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, besuchen zur Zeit knapp 600 000 Schülerinnen und Schüler und damit 6,5 Prozent der schulpflichtigen Kinder die 2500 privaten Schulen in Deutschland. Wollte man alle Elternwünsche nach privaten Schulplätzen erfüllen, seien bis zu 5000 weitere Einrichtungen nötig, sagt der Bundesverband Deutscher Privatschulen. Nach dessen Angaben könnte sich nämlich nahezu ein Drittel aller Eltern vorstellen, ihre Kinder dem privaten Schulsektor anzuvertrauen.

    Dahinter steht möglicherweise die Vorstellung, private Schulen mit mehr Zucht und Ordnung könnten ein probates Mittel gegen Disziplin-Schwierigkeiten bei Jugendlichen sein. Manche Maßnahmen funktionieren aber auch an öffentlichen Schulen, zeigt eine Studie der Universität Gießen. Danach sorgt einheitliche Schulkleidung für ein besseres Sozialklima, für höhere Aufmerksamkeit im Unterricht und für ein größeres Sicherheitsempfinden bei den Schülern. Als kurzfristiges Mittel zur Bewältigung von Krisen eignen sich Schuluniformen jedoch nicht, denn die Effekte zeigen sich erst in höheren Klassen, wenn die Schulkleidung bereits einige Zeit getragen wird. Für die Untersuchung hatten Schülerinnen und Schüler einer Hamburger Haupt- und Realschule einheitlich farbige Oberteile und einheitliche Hosen tragen müssen. Die Oberteile waren mit dem Schul-Logo versehen. Trotz der eindeutigen Befunde sehen die Psychologen in den Schuluniformen allerdings kein Wundermittel gegen Disziplin-Schwierigkeiten. Denn der Erfolg stelle sich erst ein, wenn engagierte und von dem Konzept überzeugte Lehrer von einer ebenfalls überzeugten Eltern- und Schülerschaft unterstützt werden. Einheitliche Sweatshirts reichen eben doch nicht aus.

    Engagierte Lehrerinnen und Lehrer will auch die Berliner Medieninformatikerin Debora Weber-Wulff ansprechen. Die Fachhochschul-Professorin hat unter dem Titel "Fremde Federn finden" ein Fortbildungsprogramm für Lehrer entwickelt, mit dem sich aus dem Internet zusammengeklaute Hausarbeiten enttarnen lassen. Weber-Wulff hatte sich nämlich immer wieder darüber geärgert, wie dreist Schüler und Studierende Texte aus dem Internet kopieren und als eigene Geistesleistung ausgeben. Ihre Lerneinheit, die im Internet kostenlos abrufbar ist, soll deshalb jetzt Pädagogen für den täglichen Betrug sensibilisieren. Nach ein paar Stunden im virtuellen Seminar, verspricht Debora Weber-Wulff, hätten Lehrerinnen und Lehrer einiges an detektivischem Spürsinn für Plagiate entwickelt.

    Fortbildungsbedarf gibt es bei Lehrern auch in Sachen Studien- und Berufsberatung für Schulabgänger. Das sieht zumindest das nordrhein-westfälische Schulministerium so und hat deshalb eine Initiative gestartet, die den Übergang von der Schule ins Studium erleichtern soll. Fast 100 000 Schulabgänger werden alleine an Rhein und Ruhr in diesem Herbst vom Klassenzimmer in den Hörsaal wechseln. Der Studieneinstieg entscheidet dabei maßgeblich über den späteren Studienerfolg und den gesamten beruflichen Werdegang. Deshalb sollen sich Schulen, Hochschulen und Beratungseinrichtungen im bevölkerungsreichsten Bundesland in Zukunft zum Wohle der Schulabgänger stärker vernetzen, damit Fehlentscheidungen am Studienanfang möglichst ausgeschlossen werden.