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Ressourcenschutz und Recycling

Die Welt steckt mitten in der Finanzkrise, doch der Ölpreis ist schon wieder auf dem Weg nach oben. Natürliche Ressourcen und Rohstoffe werden offenbar knapp in einer Welt, in der immer mehr Länder am Wohlstand teilhaben wollen. Eine Lösung ist effizienter Umgang mit und Wiederverwertung von Materialien, wo immer das möglich ist. Bei der Konferenz "Re-source 2009" beraten Experten seit heute über Innovationen und Lösungen.

Von Dieter Nürnberger | 23.06.2009
    Die Politik will auf diesem Gebiet, so zumindest die Ankündigungen von Regierungsseite, das Heft des Handelns in die Hand nehmen. So wollen die drei Staaten beispielsweise frühzeitig die Weichen stellen, damit schonender und auch sparsamer mit den Ressourcen umgegangen wird, man will Initiativen anstoßen und somit letztendlich das Ziel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft durchsetzen. Die Gründe für diese Langfrist-Strategie liegen beispielsweise für Michael Müller, dem parlamentarischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium, vor allem in ökologischen und ökonomischen Zwängen. Die ökologischen Gründe seien klar, viele Rohstoffe und Ressourcen sind endlich, hinzu kommen die Herausforderungen des Klimawandels. Und für Deutschland seien auch die ökonomischen Grenzen klar - das sei Ansporn genug, sagt Michael Müller.

    "Die Volkswirtschaften, die jetzt den Sprung in die effizientesten Strukturen schaffen, werden die Gewinner der Zukunft sein. Die Volkswirtschaften, die jetzt am effizientesten und am schnellsten Kreislaufsysteme verankern, oder auch den Sprung beispielsweise in eine Solarwirtschaft schaffen, werden gerade wegen der Wirtschaftskrise, die Volkswirtschaften sein, die die beste Zukunft haben."

    Die gegenwärtige Wirtschaftskrise habe das Problem vielleicht etwas verdeckt, aber wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen wieder besser würden, dann werde man sehr schnell merken, wie hungrig die Volkswirtschaften dieser Erde nach Rohstoffen und Ressourcen seien. Ohne eine nachhaltige Materialbewirtschaftung werde es nicht gehen, sagt auch Bruno Oberle, er ist Staatssekretär bei Bundesamt für Umwelt in der Schweiz.

    "Entweder emigrieren wir oder wir überlegen uns, wie wir damit umgehen. Die "Grenzen des Wachstums", dies wurde in den siebziger Jahren ja noch überwiegend ideologisch diskutiert, nun aber ist dieser Punkt erreicht. Wir spüren die Grenzen der materiellen Basis unseres Wirtschaftens und somit auch unserer Gesellschaften. Eigentlich stehen wir erst am Anfang dieser Krise, weil die Nachfrage nach dem Planeten nicht abnehmen wird."

    "Drei Länder - ein Ziel" ist der Untertitel dieser Berliner Konferenz. Und zusammen wollen die Akteure analysieren - beispielsweise Erfolge und Ziele der Abfallpolitik in den jeweiligen Ländern diskutieren. Es geht also um moderne Abfallpolitik durch Sortierung. Und fast sämtliche Stoffe spielen auf der Konferenz eine Rolle, Holz beispielsweise, Glas oder auch Altöl. Michael Müller blickt auch auf die weltweiten Rohstoffvorräte - auch die seien nicht unendlich verfügbar.

    "Wir haben im Ministerium die Verfügbarkeit von Rohstoffen aufgelistet. Wir kommen bei nicht-energetischen Rohstoffen auf folgende Reichweiten: Bei Blei und Zinn von rund 20 Jahren. Wolfram hat einen Wert von 39 Jahren, Kupfer 32 Jahre. Phosphat hat da noch den längsten Zeitraum, nämlich rund 120 Jahre. Knapp wird es auch bei Chrome. All dies sind oft strategische Rohstoffe, die eine enorme industrielle Bedeutung haben. "

    Deutschland sei bekanntermaßen ein vergleichsweise rohstoffarmes Land. Deshalb gehe es bei der Problematik der knappen Ressourcen stets auch um Wirtschaftlichkeit. Michael Müller.

    "Wir sind nicht nur bei Gas und Öl, sondern insbesondere bei Metallen sehr stark von Importen abhängig. Das bedeutet beispielsweise, dass die Bundesrepublik Rohstoffe im Wert von rund 107 Milliarden Euro pro Jahr einführen muss. In den vergangenen Jahren gab es da natürlich eine unglaubliche Steigerung dieses Wertes durch die Explosion der Preise. 2004 waren es nur 62 Milliarden Euro."

    Und wer natürlich in einem solch starken Umfang auf Importe von Rohstoffen angewiesen ist, sollte schonend damit umgehen, so Müller. Er hofft, dass innovative Verfahren fortentwickelt werden, er hofft auf neue Ideen in diesem Bereich. 21 Prozent der weltweiten Umweltpatente würden aus Deutschland kommen - das sei eine gute Basis auch für den Bereich einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft.