"Sie sehen, die Leute leben auf der Straße, der Straße zum See, übrige Zeit Fluten, -alles unter Wasser'-. Im Jahr die Häuser mit einem Boot vielleicht fünf Mal, -'ziehen sie um'-, ja ziehen sie ein Haus von da -'nach vorne'-, ja nach vorn."
Phally fährt mit uns auf den Tonle Sap See hinaus. Der größte See Kambodschas und Südostasiens liegt eine halbe Autostunde von Siem Reap mit seinen UNESCO-geadelten Tempelanlagen Angkor Wat und Angkor Thom entfernt.
Auf dem Damm des natürlichen Kanals, auf dem wir gerade fahren, ziehen sich die "Einraumwohnkisten" der ärmsten Seebewohner entlang.
Fischerboote aller Art ankern davor, halb verrottete Ruderkähne; größere, blau bemalte Boote mit dem typischen Außenbordmotor mit langer Stange, um durch die Untiefen des trügerischen Gewässers zu kommen.
Dichte Mangrovenwälder, Fischkinderstube des Sees, ziehen nun vorbei. Weiße Reiher sitzen da und dort auf dem Baumspitzen.
Der See weitet sich jetzt zu seiner enormen Dimension auf. Schwimmende Dörfer liegen verstreut am Rand.
Fröhliche Knirpse in Waschschüsseln aus Blech paddeln mit bloßen Händen von kleinen Wohn-Sampangs zu unserem Boot hinüber.
"Die Kinder müssen schwimmen lernen. So von 4 oder 6 Jahre alt. Die Kinder gehen in die Schule auch. Gibt es viele Kambodscha-Schule und auch Vietnam. Vietnam gibt es eine Schule hie. Sie lernen beide Sprachen, Kambodscha und Vietnam. Müssen sprechen Khmer, sprechen mit Kambodschaner."
Die kleinen Kerlchen, die sich von uns gegen einen US-Dollar mit ihrer mitgeschleppten Schlange Fotografieren lassen wollen, sind Vietnamesenkinder. Rund 250 der 3000 auf dem See lebenden Familien, meint Phally, gehören dieser Volksgruppe an. Die meisten flüchteten während des Vietnamkriegs hierher.
"Wir steuern eine Reet- und Mangroven umstandene Bucht mit einem schwimmenden Kambodschaner-Dorf an, denn unser "Käptn" möchte bei seinen Verwandten vorbeischauen. Großes Palaver! Über die lange "Schnauze" unseres Schiffs klettern wir auf die "Terrasse" des adretten Hausbootes. Die Dielen drinnen sind blitzblank gescheuert, denn man sitzt auf dem Boden und ohne Schuhe, darum bittet die Frau des Hauses, Lei Kim Ho."
Dom Sopham ist mit Leib und Seele Fischer, wie er erzählt. Siebenundfünfzig ist der Witwer bereits. Acht Kinder hat er von seiner ersten Frau. Eine Tochter ist schon auf dem Festland verheiratet. Aber für die Kleineren brauchte es wieder eine Mutter, und so hat er vor einem Jahr Lei Kim Ho geheiratet. Wie hier üblich, war es eine von den Familien arrangierte Ehe.
Ehefrau Kim Ho zeigt uns die kleine abgeteilte Schlafstelle des Paares. Die Kinder nächtigen im großen Raum auf jetzt aufgerollten Matratzen.
Ob denn Kim Ho auch schon einmal verheiratet war?
"Sie ist Original! Ja, Originalfrau, ja?"
Nun werden die Hochzeitsalben ausgepackt. Ein absolutes Muss in jedem kambodschanischen Haushalt! Dom Sophan in traditionellem Brokatanzug, die mit Anfang 50 noch sehr schöne Braut mit großem Make-up und in wechselnden aufwendigen Roben.
"Ich komme eigentlich vom Festland und würde dort auch gern wieder leben. Aber wir haben kein Land, um drauf zu bauen und für meinen Mann als Fischer ist es auf dem See bequemer. Sophan hat mir ein Boot geschenkt und damit kann ich seinen Fang auf den Markt bringen."
Aus dem Tonle Sap See fließt der gleichnamige Fluß in südöstlicher Richtung weiter nach Pnom Penh, wo er sich mit dem aus Laos kommenden Mekong vereinigt. Südöstlich davon teilt dieser sich in zwei große Arme.
"Der Mekong-River entspringt in Tibet, fließt durch Burma, Laos, Thailand, Kambodscha und dann zu uns nach Vietnam. Wir fahren auf dem Upper River, dem nördlichen Arm. Der südliche wird Lower River genannt. Neun größere Mekongströme weiten sich zu einem riesigen Delta und fließen nach zweihundertzwanzig Kilometern in die Chinesische See. Das sieht aus wie neun Drachenmäuler, deswegen nennen wir ihn 'Fluß der Neun Drachen'."
Wir sind noch rund 50 Kilometer vom Meer entfernt und im Mekong-Delta hier in einem der fruchtbarsten Gegenden der Welt. Drei Reisernten im Jahr, tropische Früchte in Hülle und Fülle, Kokos in allen Varianten. Aus einem Weiler am Mekong stammend, ist unsere zierliche Begleiterin Duyen eine typische moderne Frau vom Fluß. 26 Jahre jung und seit 23 Tagen verheiratet, wie sie lachend erzählt.
Unser schmales Motorboot knattert durch die gelben Fluten des breiten Upper River, vorbei an vier Inseln mit vier magischen Namen: Einhorn, Drachen, Phönix und Schildkröte. Sie stehen für die vier Wünsche eines jeden Vietnamesen: Etwas Glück, Stärke, etwas Schönheit und ein langes Leben.
Wir sind auf dem Weg zur Kokosinsel, um Duyens Freundin Thu Hien zu besuchen.
Es geht in immer kleinere Mekong-Seitenarme, immer langsamer müssen wir fahren. Das Blätterdach der Wasserkastanien, Palmen und wild wachsenden Bananen bildet einen grünen Tunnel über unserem Boot. Bei einem Obstgarten klettern wir über einen schütteren Holzsteg an Land. Reihen von Bienenstöcken stehen unter den Longonfrucht- und Breiapfelbäumen.
Thu Hien ist die Tochter der Obstfarmer- und Bienenzüchterfamilie Nguyen. Die 34jährige stolze Mutter eines vier Jahre alten Sohns serviert uns erst einmal Grünen Tee mit Honig.
"Ich habe alles von meinen Eltern gelernt. Von Generation zu Generation geben wir die Fertigkeit des Obstbaus und der Bienenzucht in unserer Familie weiter. Wir können heute hier von der Farm und den Touristen, die zum Obstessen kommen und unsere Kokos-Schnitzereien kaufen, ganz gut leben. Zweimal im Jahr blühen unsere Longon-Bäume, die mit den Lychees verwandt sind. Dann herrscht hier Hochbetrieb in den Bienenstöcken. Klar wird man gestochen, aber das ist nicht so schlimm, weil wir gleich Honig zum Heilen drauf tun können."
Zum Abschied singt uns Thu Hien noch ein Volkslied von einer schönen Dame. Sie trägt den Ao Dai, das klassische Gewand der Vietnamesin und auf dem Kopf das traditionelle, kegelförmige Hütchen. So rudert sie, von den Männern bewundert, den Mekong entlang.
Büchertipps:
Lonely Planet: "Kambodscha", 2010
Lonely Planet: "Vietnam", 2010
Stefan Loose Travelhandbücher: "Vietnam", 2011
Empfehlenswert zum Schmökern
Dumont-Richtig Reisen: "Vietnam", Dumont, Ostfildern 2008
Hrsg.: Bernd Schiller: "Vietnam - Ein Reiselesebuch", Ellert&Richter, Hamburg 2010
Phally fährt mit uns auf den Tonle Sap See hinaus. Der größte See Kambodschas und Südostasiens liegt eine halbe Autostunde von Siem Reap mit seinen UNESCO-geadelten Tempelanlagen Angkor Wat und Angkor Thom entfernt.
Auf dem Damm des natürlichen Kanals, auf dem wir gerade fahren, ziehen sich die "Einraumwohnkisten" der ärmsten Seebewohner entlang.
Fischerboote aller Art ankern davor, halb verrottete Ruderkähne; größere, blau bemalte Boote mit dem typischen Außenbordmotor mit langer Stange, um durch die Untiefen des trügerischen Gewässers zu kommen.
Dichte Mangrovenwälder, Fischkinderstube des Sees, ziehen nun vorbei. Weiße Reiher sitzen da und dort auf dem Baumspitzen.
Der See weitet sich jetzt zu seiner enormen Dimension auf. Schwimmende Dörfer liegen verstreut am Rand.
Fröhliche Knirpse in Waschschüsseln aus Blech paddeln mit bloßen Händen von kleinen Wohn-Sampangs zu unserem Boot hinüber.
"Die Kinder müssen schwimmen lernen. So von 4 oder 6 Jahre alt. Die Kinder gehen in die Schule auch. Gibt es viele Kambodscha-Schule und auch Vietnam. Vietnam gibt es eine Schule hie. Sie lernen beide Sprachen, Kambodscha und Vietnam. Müssen sprechen Khmer, sprechen mit Kambodschaner."
Die kleinen Kerlchen, die sich von uns gegen einen US-Dollar mit ihrer mitgeschleppten Schlange Fotografieren lassen wollen, sind Vietnamesenkinder. Rund 250 der 3000 auf dem See lebenden Familien, meint Phally, gehören dieser Volksgruppe an. Die meisten flüchteten während des Vietnamkriegs hierher.
"Wir steuern eine Reet- und Mangroven umstandene Bucht mit einem schwimmenden Kambodschaner-Dorf an, denn unser "Käptn" möchte bei seinen Verwandten vorbeischauen. Großes Palaver! Über die lange "Schnauze" unseres Schiffs klettern wir auf die "Terrasse" des adretten Hausbootes. Die Dielen drinnen sind blitzblank gescheuert, denn man sitzt auf dem Boden und ohne Schuhe, darum bittet die Frau des Hauses, Lei Kim Ho."
Dom Sopham ist mit Leib und Seele Fischer, wie er erzählt. Siebenundfünfzig ist der Witwer bereits. Acht Kinder hat er von seiner ersten Frau. Eine Tochter ist schon auf dem Festland verheiratet. Aber für die Kleineren brauchte es wieder eine Mutter, und so hat er vor einem Jahr Lei Kim Ho geheiratet. Wie hier üblich, war es eine von den Familien arrangierte Ehe.
Ehefrau Kim Ho zeigt uns die kleine abgeteilte Schlafstelle des Paares. Die Kinder nächtigen im großen Raum auf jetzt aufgerollten Matratzen.
Ob denn Kim Ho auch schon einmal verheiratet war?
"Sie ist Original! Ja, Originalfrau, ja?"
Nun werden die Hochzeitsalben ausgepackt. Ein absolutes Muss in jedem kambodschanischen Haushalt! Dom Sophan in traditionellem Brokatanzug, die mit Anfang 50 noch sehr schöne Braut mit großem Make-up und in wechselnden aufwendigen Roben.
"Ich komme eigentlich vom Festland und würde dort auch gern wieder leben. Aber wir haben kein Land, um drauf zu bauen und für meinen Mann als Fischer ist es auf dem See bequemer. Sophan hat mir ein Boot geschenkt und damit kann ich seinen Fang auf den Markt bringen."
Aus dem Tonle Sap See fließt der gleichnamige Fluß in südöstlicher Richtung weiter nach Pnom Penh, wo er sich mit dem aus Laos kommenden Mekong vereinigt. Südöstlich davon teilt dieser sich in zwei große Arme.
"Der Mekong-River entspringt in Tibet, fließt durch Burma, Laos, Thailand, Kambodscha und dann zu uns nach Vietnam. Wir fahren auf dem Upper River, dem nördlichen Arm. Der südliche wird Lower River genannt. Neun größere Mekongströme weiten sich zu einem riesigen Delta und fließen nach zweihundertzwanzig Kilometern in die Chinesische See. Das sieht aus wie neun Drachenmäuler, deswegen nennen wir ihn 'Fluß der Neun Drachen'."
Wir sind noch rund 50 Kilometer vom Meer entfernt und im Mekong-Delta hier in einem der fruchtbarsten Gegenden der Welt. Drei Reisernten im Jahr, tropische Früchte in Hülle und Fülle, Kokos in allen Varianten. Aus einem Weiler am Mekong stammend, ist unsere zierliche Begleiterin Duyen eine typische moderne Frau vom Fluß. 26 Jahre jung und seit 23 Tagen verheiratet, wie sie lachend erzählt.
Unser schmales Motorboot knattert durch die gelben Fluten des breiten Upper River, vorbei an vier Inseln mit vier magischen Namen: Einhorn, Drachen, Phönix und Schildkröte. Sie stehen für die vier Wünsche eines jeden Vietnamesen: Etwas Glück, Stärke, etwas Schönheit und ein langes Leben.
Wir sind auf dem Weg zur Kokosinsel, um Duyens Freundin Thu Hien zu besuchen.
Es geht in immer kleinere Mekong-Seitenarme, immer langsamer müssen wir fahren. Das Blätterdach der Wasserkastanien, Palmen und wild wachsenden Bananen bildet einen grünen Tunnel über unserem Boot. Bei einem Obstgarten klettern wir über einen schütteren Holzsteg an Land. Reihen von Bienenstöcken stehen unter den Longonfrucht- und Breiapfelbäumen.
Thu Hien ist die Tochter der Obstfarmer- und Bienenzüchterfamilie Nguyen. Die 34jährige stolze Mutter eines vier Jahre alten Sohns serviert uns erst einmal Grünen Tee mit Honig.
"Ich habe alles von meinen Eltern gelernt. Von Generation zu Generation geben wir die Fertigkeit des Obstbaus und der Bienenzucht in unserer Familie weiter. Wir können heute hier von der Farm und den Touristen, die zum Obstessen kommen und unsere Kokos-Schnitzereien kaufen, ganz gut leben. Zweimal im Jahr blühen unsere Longon-Bäume, die mit den Lychees verwandt sind. Dann herrscht hier Hochbetrieb in den Bienenstöcken. Klar wird man gestochen, aber das ist nicht so schlimm, weil wir gleich Honig zum Heilen drauf tun können."
Zum Abschied singt uns Thu Hien noch ein Volkslied von einer schönen Dame. Sie trägt den Ao Dai, das klassische Gewand der Vietnamesin und auf dem Kopf das traditionelle, kegelförmige Hütchen. So rudert sie, von den Männern bewundert, den Mekong entlang.
Büchertipps:
Lonely Planet: "Kambodscha", 2010
Lonely Planet: "Vietnam", 2010
Stefan Loose Travelhandbücher: "Vietnam", 2011
Empfehlenswert zum Schmökern
Dumont-Richtig Reisen: "Vietnam", Dumont, Ostfildern 2008
Hrsg.: Bernd Schiller: "Vietnam - Ein Reiselesebuch", Ellert&Richter, Hamburg 2010