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Menschen-Bewertungs-App
"Peeple" im Selbsttest

Mit der App "Peeple" lassen sich Menschen mit einem bis fünf Sternen bewerten - auch wenn diese gar nichts davon wissen. Dafür mussten die Macherinnen der Bewertungsplattform viel Kritik einstecken, auf die sie auch reagiert haben. Jetzt ist die App erschienen, allerdings zunächst nur für Apple-Geräte und auch nur in Nordamerika.

Von Thomas Reintjes | 10.03.2016
    Die Startseite der App "Peeple" ist am 07.10.2015 in Berlin auf dem Display eines iPhone 6 zu sehen.
    Die Startseite der App "Peeple" auf dem Display eines iPhones. (picture alliance / dpa / Lukas Schulze)
    Ich lade mir die brandneue Peeple-App aus dem App-Store herunter. Ihr Name legt schon nahe, dass es hier nicht ganz koscher zugeht. Peeple, übersetzt eigentlich "Leute", wird mit ee geschrieben wie in Peep-Show. Peep heißt heimlich gucken, lugen. Zusammengefasst heißt Peeple also "Leute ausspionieren." Also schaumermal.
    Als erstes möchte die App Zugriff auf meine Facebook-Freundesliste. Ohne Facebook kommt man nicht rein. Zähneknirschend stimme ich zu. Sorry, Facebookfreunde. Gleichzeitig muss ich noch ein Häkchen bei den Nutzungsbedingungen setzen. Jaja. Dann noch meine Handynummer eingeben. Meinetwegen. Per SMS bekomme ich einen Bestätigungscode, dann komme ich endlich rein. Ah, meine Positionsdaten gebe ich auch noch frei. Ich bin schon leicht genervt. In dem Video auf der Website hatte alles noch so freundlich geklungen.
    "Hi there, we are people."
    Peeple sei eine App, in der man Leute weiterempfehlen könne, in drei Kategorien:
    "Professionally, personally, or romantically."
    Das Geschäftsmodell scheint auf negativen Bewertungen zu beruhen
    Beruflich, persönlich oder romantisch. Das klingt danach, als hätten die Gründerinnen tatsächlich aus der Kritik gelernt. Und als ich die App endlich benutzen kann, ist das auch mein erster Eindruck. Es geht darum, Empfehlungen auszusprechen. Und ich kann nur Menschen empfehlen, die dem zugestimmt haben, indem sie sich selbst bei Peeple angemeldet haben. Aber eine "Empfehlung" kann durchaus auch negativ sein. Ich muss sie mit einem glücklichen, einem neutralen oder eben einem unglücklichen Gesicht einordnen. Was hingegen beruhigt:
    "You have full control over the recommendations you publish on your profile, so it's completely safe!"
    Ich könne entscheiden, ob eine Bewertung, die jemand über mich schreibt, auf meinem Profil erscheint. Was das Video und die Website nicht verraten: Negative Bewertungen, die ich ablehne, könnten in Zukunft doch zugänglich gemacht werden - und zwar für zahlende Kunden. Diese könnten dann eine Wahrheitslizenz kaufen, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Geschäftsmodell scheint also auf negativen Bewertungen zu beruhen.
    An diesem Punkt möchte die App am liebsten sofort wieder löschen. Aber vorher betätige ich noch meine Lieblingsfunktion in Peeple: den gar nicht mal so versteckten Button, um meinen Account stillzulegen.