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Mentoring an der Uni München

Hochschulen versuchen seit einiger Zeit, Frauen gezielt durch so genannte Mentoring-Programme für naturwissenschaftliche oder technische Studienfächer zu begeistern. Ein Mentor, also eine Führungskraft aus einem Unternehmen, berät dabei über einen längeren Zeitraum eine Studentin in allen wichtigen Fragen rund um Studium und Job. Auch die Technische Uni München hat nun ein solches Projekt gestartet, das sich allerdings nicht nur an Studentinnen, sondern auch an Schülerinnen und Berufseinsteigerinnen wendet.

    Dorothea Werber ist Studentin der Elektrotechnik und eine von 16 Studentinnen, die am Mentoring-Programm der TU München teilnimmt. "Ich habe noch wenig Vorstellungen, wie so ein Arbeitsplatz aussehen kann", sagt sie. "Wie sehen die Leute aus, wie viele Kaffeepausen machen sie, arbeiten sie immer am Rechner - man weiß das nicht." Auch ob sie wirklich im Bereich Elektrotechnik arbeiten will, ob sie noch promovieren oder ein Aufbaustudium anhängen will - das sind noch ungeklärte Fragen, die sie mit ihrer Mentorin besprechen will: "Weil ich hoffe, dass sie mir Tipps geben kann, was sie für Erfahrungen gemacht hat." Ihre Mentorin heißt Natalie Kraut, arbeitet in der Entwicklungsabteilung des Elektronikkonzerns Texas Instruments und wird sich mit der 21jährigen über ein Jahr lang regelmäßig treffen. Auch ihre Firma soll Dorothea Werber kennen lernen, erzählt Natalie Kraut: "Damit sie mal sehen kann, was wir in so einem Meeting besprechen oder wie eine Marketingbesprechung aussieht. So könnte sie entscheiden, das liegt mir oder das liegt mir nicht."

    Das Mentoring-Programm der TU München will auch Schülerinnen motivieren, ein ingenieurwissenschaftliches Studium zu beginnen. Gerade mal neun Prozent beträgt der Anteil der Studienanfängerinnen in der Elektrotechnik. Bei Maschinenbau und Informatik sieht es etwas besser aus, aber Frauen sind auch hier nach wie vor in der Minderheit. Deshalb wird Dorothea Werber ab September selbst als Mentorin eine Gymnasiastin aus einer 10. oder 11. Klasse beraten und begleiten. Mit den jungen Schülerinnen will Werber aber keine Sitzungen besuchen, sondern etwas Anschauliches unternehmen: "Was man machen könnte, wären zum Beispiel Lehrstuhlführungen, etwa an einem optischen Lehrstuhl. Bei Optik kann man viel zeigen."

    Die 23jährige Maschinenbau-Studentin Sophie Ertl, die ebenfalls an dem Mentoring-Programm, teilnimmt, ist bei der Idee, Schülerinnen so früh für eine technische Fachrichtung zu begeistern, skeptisch: "Ich weiß von mir in dem Alter, dass man sich kein Stück für das interessiert, was man werden soll. Ich würde 12., 13. Klasse nehmen. Wer dort naturwissenschaftlich interessiert ist, mit dem zu reden und den zu ermutigen und zu sagen, dass ich mich nie wohler gefühlt habe als an der Uni, dass es viel schöner ist, als es an der Schule war, das glaube ich, hilft viel."

    Sophie sieht ihre Rolle als Mentorin auch als eine ganz praktische Vorbereitung für den Einstieg ins Berufsleben: "Es ist die erste gute Chance zu lernen, mit Menschen umzugehen." Die Vorstellung, dass später bei der Suche nach einem Job, ein Mann bevorzugt werden könnte, findet Sophie befremdlich. Doch die Fakten sprechen leider eine andere Sprache: Noch immer fällt Männern nach dem Studium der Einstieg in eine Firma leichter als Frauen. Die Arbeitslosigkeit unter weiblichen Ingenieurinnen ist trotz gleicher oder besserer Qualifikation drei Mal höher als bei Männern. Deshalb will das Mentoring-Programm ab dem nächsten Jahr auch Berufseinsteigerinnen gezielt fördern. -

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