Memoiren vorgestellt
Merkel: "Habe das Land nicht in einem Tipp-Topp-Zustand hinterlassen"

Die frühere Bundeskanzlerin Merkel hat nach eigenem Bekunden bei ihrem Ausscheiden aus dem Amt das Land "nicht in einem Tipp-Topp-Zustand hinterlassen". Bei der Vorstellung ihrer Memoiren in Berlin nannte Merkel als Beispiele den Klimaschutz und die Digitalisierung. Mit Blick auf ihre damalige Russlandpolitik erklärte die Alt-Kanzlerin, während der Corona-Pandemie seien viele Gesprächsfäden abgerissen.

    Merkel sitzt in einem Sessel und gestikuliert.
    Alt-Bundeskanzlerin Merkel in Berlin bei ihrer Buchvorstellung (picture alliance / dpa / dpa-Pool / Michael Kappeler)
    So habe sie etwa beim G20-Gipfel in Rom 2021 den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht vor Ort sprechen können, weil er wegen der Pandemie nicht gekommen sei. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Außenpolitik seien noch nicht ausreichend untersucht worden.

    Merkel sieht Nord Stream 2 nicht als Fehler

    Merkel verteidigte ihre Ukraine- und Russlandpolitik, auch die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2. "Einerseits ging es um billiges Gas, das war gut für die deutsche Wirtschaft. Andererseits wollte ich auch nicht alle wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland kappen." Merkel erklärte, sie könne nicht sehen, dass Kremlchef Wladimir Putin die Ukraine nicht angegriffen hätte, hätte es Nord Stream 2 nicht gegeben. Sie betonte: "Ich persönlich halte es auch im Rückblick für keinen Fehler. Das muss ich einfach so sagen."
    Auf die Frage nach ihrer Migrationspolitik angesprochen verteidigte Merkel ihre damaligen Entscheidungen. Auch heute noch lehne sie Zurückweisungen von Flüchtlingen an den Grenzen ab. Zugleich warnte sie davor, dass langfristig Grenzkontrollen innerhalb der Europäischen Union die Staatengemeinschaft fragmentieren könnten. Sie plädierte für Kontrollen an den EU-Außengrenzen sowie für mehr Abkommen mit den Herkunftsländern von Flüchtlingen.
    Merkel räumte zugleich ein, dass ihre Entscheidung aus dem Jahr 2015 zur Aufnahme in Ungarn festsitzender Flüchtlinge in Deutschland zum Erstarken der AfD beigetragen habe. Die AfD sei "stärker geworden durch die Tatsache, dass so viele Menschen zu uns gekommen sind".

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    Diese Nachricht wurde am 27.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.