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Metaller wollen 5,5 Prozent mehr Lohn

Auf ein schnelles Ergebnis bei den anstehenden Tarifverhandlungen hoffen die Gewerkschaften - und legen dazu ihre Forderungen vor. Bei der Suche nach einer Lösung für Opel will sich die IG Metall nicht durch das Ultimatum von General Motors erpressen lassen.

Von Brigitte Scholtes |
    5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt wird die IG Metall voraussichtlich in den anstehenden Tarifverhandlungen für die 3,7 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie fordern. Das hat Gewerkschaftschef Berthold Huber gestern Abend angekündigt. Diese Empfehlung muss jedoch noch am kommenden Montag vom Gewerkschaftsvorstand beschlossen und dann am 15. März endgültig bestätigt werden, bevor dann am 19. März die Tarifverhandlungen zunächst in Bayern und im Bezirk Mitte beginnen.

    Die gesamtwirtschaftliche Produktivität sei um etwa 1,5 Prozent gestiegen, die Inflationsrate werde im laufenden Jahr bei etwa zwei Prozent erwartet, hinzu komme ein konjunktureller Spielraum, mit dem der private Konsum angekurbelt werden soll, begründet IG Metall-Chef Huber diese Forderung:

    "Die 5,5 sind dann schon eine gute Empfehlung. Ich will hinzufügen, das entspricht nicht in jedem Fall und in jedem Unternehmen oder Betrieb den Vorstellungen unserer Kolleginnen und Kollegen. Aber wir orientieren uns an der Stelle an nüchternen Fakten und Zahlen. Und ich glaube, das wird schon eine gute Zustimmung finden."

    Die Gewerkschaft strebt eine Laufzeit des Vertrages von zwölf Monaten an, weil die wirtschaftliche Entwicklung des nächsten Jahres schwer abzusehen sei. Die Arbeitgeber hätten gern Planungssicherheit und deshalb eine längere Laufzeit. Beide Seiten hoffen auf einen schnellen Abschluss, weil es in dieser Runde nur ums Geld geht.

    Der Flächentarif dient der IG Metall nur als Orientierungsgröße, gerade in ihrer Branche gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen – etwa in der Autoindustrie. Opel zum Beispiel hatte schon den letzten Tarifvertrag nicht umgesetzt, seit Monaten verhandeln Arbeitnehmer und Opel-Mutter General Motors über die Zukunft nicht nur des Werks in Bochum. Es gehe um die Existenz von Opel in Deutschland und Europa, sagt Huber. Diese Gespräche sollen bis morgen abgeschlossen sein, hatte GM gefordert:

    "Da sind Ultimaten der schlechteste Weg. In Deutschland haben wir etwa 25.000 direkt Beschäftigte. Und daran hängen mindestens noch die gleiche Anzahl von in Zulieferbereichen Beschäftigten. Und da kann ich nur sagen: Wir sind bereit, alle Mühen zu gehen, aber wir lassen uns auch von GM oder von General Motors nicht erpressen."

    Hoffnungen setzen die Opel-Beschäftigten auf Karl-Thomas Neumann, der, von Volkswagen kommend, am Freitag als Vorstandschef bei Opel antreten wird. Berthold Huber:

    "Im Management bei GM im Board in Detroit gibt es überhaupt niemand, der was von Automobilen versteht. Es war unter anderem mein Vorschlag, einen Automobilisten oder jemand, der von Automobilen etwas versteht, in einem Automobilkonzern Opel zu installieren. Wenn man das nicht will, dann wird aus GM und Opel gar nichts werden."

    Noch aber hoffen die Beschäftigten, dass der Februar in diesem Jahr für sie etwas länger dauert, die Verhandlungen also auch über morgen hinaus fortgesetzt werden.