Soll man es symbolisch nehmen? Franz Schuberts Streich-Quartett vom Tod und dem Mädchen machte den Anfang vom Ende von fast vierzig Jahren Tanztheater an der Berliner Komischen Oper. Und die amtlichen Totengräber gaben sich im Rang dazu die Ehre.
Entworfen hat die norwegische Choreografin Ingun Bjørnsgaard zur live gespielten, mit Nonos Hölderlin-Evokation An Diotima umrahmten Schubert-Musik eine sehr stimmige, ruhige Choreografie, anknüpfend an Pawlowas sterbenden Schwan. Die Frauen tanzen in hell- bzw. dunkelblauen Tütüs mit kontrastierenden Oberteilen. Die Männer als lockender, aber immer wieder auch überlisteter Tod mit meist nackten Oberkörpern.
Am Ende ist die sonst in romantisches Blau getauchte Bühne aufgehellt durch Arbeitslicht. Das Frauen-Quartett ist mit sich allein bei ersterbender Musik.
Einen Mix aus Meredith Monk bis Trommelmusik hat die Australierin Meryl Tankard gewählt für ihre @north genannte Choreografie. In der spiegelt sich auch viel ihrer eigenen Biografie. Tankard hat begonnen beim Australian Ballet, wechselte dann zu Pina Bausch. Heute arbeitet sie als freie Choreografin in Europa nach Zwischenstationen mit eigener Truppe in Canberra und Adelaide.
Auch ihre Arbeit entwickelt sich aus einer fast magischen Stille. Eine Frauenfigur in weiß wie eine elastische Skulptur sieht man da anfangs, an die sich eine Gruppe von Männern und Frauen heranrobben. Doch die Magie wird immer wieder gebrochen durch lärmende Einwürfe. Ein wie im Trockenaquarium schwimmender Fisch wird zerprügelt bis Plastikspielzeug heraus purzelt.
Die Frau in weiß mutiert zu einer in schwarz. Am Ende versinkt die mit Video-Beamer oszillierend ausgeleuchtete Bühne im Dunkel eines Schnee-Vorhangs.
Eher auf Oberflächenreize ist das angelegt. Beim Schlussapplaus wurde Tankard denn auch mit einem kräftigen Buh bedacht. Und mit ihr auch die interimistische Leiterin der Truppe, als sie – aus welchen Gründen auch immer – mit auf die Bühne strebte.
Das "Konzept" von Adolphe Binder, mit Novitäten wechselnder internationaler Choreografinnen und Choreografen aus der zweiten und dritten Reihe die Truppe im Gespräch zu halten, ist letztlich gescheitert. Es fehlte die künstlerisch formende Hand.
Der Abstieg des von Tom Schilling einst gegründeten Tanztheaters der Komischen Oper war nach dessen Ausscheiden nach der Wende kaum aufzuhalten. Das Duo Linkens & Jonkers, dann Richard Wherlock und in immer kürzerfristigem Wechsel zuletzt Blanca Li haben das Ensemble immer mehr dem Unterhaltsamen angebiedert.
Blanca Li kommt zudem das "Verdienst" zu, eine der teuersten Produktionen auf die Bühne gebracht zu haben, zu der Adolphe Binder die von Allgemeinplätzen wimmelnde Dramaturgie lieferte und das heftig floppte.
Was Schuldzuweisungen betrifft, gibt es in dem Sinn eigentlich nicht. Man ist sich schon bewusst, dass das politische Entscheidungen sind, nicht künstlerische; dass das Entscheidungen sind aufgrund von Sparzwängen getroffen werden, die mit uns persönlich nichts zu tun haben, sondern mit der Kulturpolitik der Stadt. Und insofern gibt es da keine Schuldzuweisungen an Personen direkt.
So Angelika Wenzel, Palucca-Schülerin, dann lange bei Kresnik, eher zufällig von Blanca Li engagiert für das damals politisch korrekt als BerlinBallett umgetaufte Tanztheater der Komischen Oper. Inzwischen haben die meisten Tänzer neue Engagements gefunden. Technisch immerhin hat die Truppe in den Jahren enorm hinzugewonnen. Den inneren Zusammenhalt hat die drohende Abwicklung nicht tangiert.
Abwickeln des Tanzes, das ist so eine Dauer-Notsituation. Das ist seit fünf oder zehn Jahren ein Thema. Wir Tänzer kennen das kaum noch anders, was ich sehr schade finde. Man kann sich als Tänzer nicht ständig damit beschäftigen, dass man abgewickelt werden könnte. Das ist so frustrierend, das geht einfach nicht. Und ich glaube, dass die Hingabe an den Beruf, den Beruf ausüben zu wollen diesen Gedanken überwiegt und überwiegen muss. Sonst kann man nur verzweifeln – und das tun dann doch die wenigsten.
Entworfen hat die norwegische Choreografin Ingun Bjørnsgaard zur live gespielten, mit Nonos Hölderlin-Evokation An Diotima umrahmten Schubert-Musik eine sehr stimmige, ruhige Choreografie, anknüpfend an Pawlowas sterbenden Schwan. Die Frauen tanzen in hell- bzw. dunkelblauen Tütüs mit kontrastierenden Oberteilen. Die Männer als lockender, aber immer wieder auch überlisteter Tod mit meist nackten Oberkörpern.
Am Ende ist die sonst in romantisches Blau getauchte Bühne aufgehellt durch Arbeitslicht. Das Frauen-Quartett ist mit sich allein bei ersterbender Musik.
Einen Mix aus Meredith Monk bis Trommelmusik hat die Australierin Meryl Tankard gewählt für ihre @north genannte Choreografie. In der spiegelt sich auch viel ihrer eigenen Biografie. Tankard hat begonnen beim Australian Ballet, wechselte dann zu Pina Bausch. Heute arbeitet sie als freie Choreografin in Europa nach Zwischenstationen mit eigener Truppe in Canberra und Adelaide.
Auch ihre Arbeit entwickelt sich aus einer fast magischen Stille. Eine Frauenfigur in weiß wie eine elastische Skulptur sieht man da anfangs, an die sich eine Gruppe von Männern und Frauen heranrobben. Doch die Magie wird immer wieder gebrochen durch lärmende Einwürfe. Ein wie im Trockenaquarium schwimmender Fisch wird zerprügelt bis Plastikspielzeug heraus purzelt.
Die Frau in weiß mutiert zu einer in schwarz. Am Ende versinkt die mit Video-Beamer oszillierend ausgeleuchtete Bühne im Dunkel eines Schnee-Vorhangs.
Eher auf Oberflächenreize ist das angelegt. Beim Schlussapplaus wurde Tankard denn auch mit einem kräftigen Buh bedacht. Und mit ihr auch die interimistische Leiterin der Truppe, als sie – aus welchen Gründen auch immer – mit auf die Bühne strebte.
Das "Konzept" von Adolphe Binder, mit Novitäten wechselnder internationaler Choreografinnen und Choreografen aus der zweiten und dritten Reihe die Truppe im Gespräch zu halten, ist letztlich gescheitert. Es fehlte die künstlerisch formende Hand.
Der Abstieg des von Tom Schilling einst gegründeten Tanztheaters der Komischen Oper war nach dessen Ausscheiden nach der Wende kaum aufzuhalten. Das Duo Linkens & Jonkers, dann Richard Wherlock und in immer kürzerfristigem Wechsel zuletzt Blanca Li haben das Ensemble immer mehr dem Unterhaltsamen angebiedert.
Blanca Li kommt zudem das "Verdienst" zu, eine der teuersten Produktionen auf die Bühne gebracht zu haben, zu der Adolphe Binder die von Allgemeinplätzen wimmelnde Dramaturgie lieferte und das heftig floppte.
Was Schuldzuweisungen betrifft, gibt es in dem Sinn eigentlich nicht. Man ist sich schon bewusst, dass das politische Entscheidungen sind, nicht künstlerische; dass das Entscheidungen sind aufgrund von Sparzwängen getroffen werden, die mit uns persönlich nichts zu tun haben, sondern mit der Kulturpolitik der Stadt. Und insofern gibt es da keine Schuldzuweisungen an Personen direkt.
So Angelika Wenzel, Palucca-Schülerin, dann lange bei Kresnik, eher zufällig von Blanca Li engagiert für das damals politisch korrekt als BerlinBallett umgetaufte Tanztheater der Komischen Oper. Inzwischen haben die meisten Tänzer neue Engagements gefunden. Technisch immerhin hat die Truppe in den Jahren enorm hinzugewonnen. Den inneren Zusammenhalt hat die drohende Abwicklung nicht tangiert.
Abwickeln des Tanzes, das ist so eine Dauer-Notsituation. Das ist seit fünf oder zehn Jahren ein Thema. Wir Tänzer kennen das kaum noch anders, was ich sehr schade finde. Man kann sich als Tänzer nicht ständig damit beschäftigen, dass man abgewickelt werden könnte. Das ist so frustrierend, das geht einfach nicht. Und ich glaube, dass die Hingabe an den Beruf, den Beruf ausüben zu wollen diesen Gedanken überwiegt und überwiegen muss. Sonst kann man nur verzweifeln – und das tun dann doch die wenigsten.