Der Schrittmacher, eine Weiterentwicklung des Herzschrittmachers, reizt über eine hauchdünne Elektrode bestimmte Zonen der so genannten Sakralnerven. Diese Nerven entspringen aus den unteren Segmenten der Wirbelsäule. Sakralnerven sind für die Bewegung der Beine, aber auch für Beckenboden, Genitalien, Blasenfunktion und analen Schließmuskel zuständig. Die richtige Position für die Elektrode zu finden, um möglichst nur den Schließmuskel zu reizen, ist das schwierigste Problem. Dr. Anton Kroesen, Oberarzt in der Klinik für Allgemein- Gefäß- und Thoraxchirurgie der Berliner Charité, setzt die Geräte ein:
"Der Schrittmacher hat eine Dicke von einem Zentimeter und einen maximalen Durchmesser von 3,5 Zentimetern und wird im Unterhautfettgewebe über der vom Patienten bevorzugten Pobacke eingesetzt, so dass er sich nach Möglichkeit - die Beweglichkeit der Patienten ist ja unterschiedlich - bequem mit der Hand erreichen kann. Weil: Er muss die Fernbedienung direkt auf den Schrittmacher aufsetzen. Sonst funktioniert das nicht."
Die Buchhalterin einer Logistik-Firma in Berlin, die ihren Namen aus Scham nicht nennen möchte, zählt zu den ersten Patientinnen in Deutschland, die den Schrittmacher erhielten. Das war im Januar 2005. Die 46-Jährige leidet seit ihrer Kindheit unter Morbus Crohn, einer entzündlichen Darmerkrankung.
"Das Beste ist, dass ich arbeiten gehen kann, das ist die Lebensqualität für mich. Ich habe das Gefühl, dass es auf jeden Fall auf 100 Prozent wieder gestiegen ist. Das ist das Wichtigste."
Der Schließmuskelstimulator erzeugt mit Hilfe einer eingebauten Batterie eine variable Wechselspannung von rund 200 Hertz und kann zwischen ein und vier Volt abgeben. 14 Impulse pro Sekunde reichen in der Regel aus, um den Schließmuskel dauerhaft zu kontrahieren. Das Problem dabei: Impulszahl, Frequenz und Spannung müssen individuell angepasst werden, denn jeder Patient reagiert anders. Häufig vergehen für die schrittweise Justierung eines Gerätes viele Monate, denn erst zwei Wochen nach jedem Update kann der Patient sicher beurteilen, ob eine Verbesserung eingetreten ist oder nicht.
Kroesen: "Der Patient hat natürlich seine normale Wahrnehmung erhalten. Das heißt, er merkt, da kündigt sich jetzt ein Toilettengang an. Und in dem Moment sollte er sich auch zur Toilette begeben. Der Schrittmacher ermöglicht es ihm, die Wartezeit etwas zu verlängern, Und auf der Toilette schaltet er den Schrittmacher aus, und dann kommt es in einem normalen Zeitraum zur Entleerung."
Doch nicht jeder Patient profitiert von der Sakralnervenstimulation, weil die Elektrode im kompliziert verlaufenden Nervengeflecht manches mal nicht optimal positioniert werden kann. In diesem Fall muss auf die Sakralnervenstimulation verzichtet werden. Nebenwirkungen sind - bei 1500 Implantaten weltweit - nur in Einzelfällen aufgetreten. Kroesen:
"Langfristige Nebenwirkungen sind bislang nicht beobachtet worden. Die Komplikationsrate ist verschwindend gering. Sie liegt weit unter einem Prozent. Mögliche Komplikationen, die beschrieben sind, sind leichtere Blutungen im Bereich des Punktionsareals. Und was man natürlich bei jedem Fremdkörper, den man einpflanzt, befürchten muss, sind Infektionen. Dass also das Implantat herauseitert, das ist aber extrem selten, dass das bei diesem Verfahren passiert."
2000 Euro kostet die Elektrode. Hinzu kommen weitere 5000 Euro für den implantierten Stimulator. Krankenkassen bezahlen die Geräte, die unter anderem auch in Erlangen und Mainz eingesetzt werden, bisher noch nicht. Professor Heinz Buhr, Leiter der Klinik für Allgemein- Gefäß- und Thoraxchirurgie, hofft auf ein Umdenken bei den Kassen. Seine Gegenrechnung: Der Stimulator erhält die Arbeitsfähigkeit, vermeidet jede Menge Windeln für Erwachsene, und auch der Pflegebedarf - insbesondere bei alten Menschen im Heim - sei deutlich geringer. "Am Ende" - so sein Argument - "überwiegen die Einsparungen."
"Der Schrittmacher hat eine Dicke von einem Zentimeter und einen maximalen Durchmesser von 3,5 Zentimetern und wird im Unterhautfettgewebe über der vom Patienten bevorzugten Pobacke eingesetzt, so dass er sich nach Möglichkeit - die Beweglichkeit der Patienten ist ja unterschiedlich - bequem mit der Hand erreichen kann. Weil: Er muss die Fernbedienung direkt auf den Schrittmacher aufsetzen. Sonst funktioniert das nicht."
Die Buchhalterin einer Logistik-Firma in Berlin, die ihren Namen aus Scham nicht nennen möchte, zählt zu den ersten Patientinnen in Deutschland, die den Schrittmacher erhielten. Das war im Januar 2005. Die 46-Jährige leidet seit ihrer Kindheit unter Morbus Crohn, einer entzündlichen Darmerkrankung.
"Das Beste ist, dass ich arbeiten gehen kann, das ist die Lebensqualität für mich. Ich habe das Gefühl, dass es auf jeden Fall auf 100 Prozent wieder gestiegen ist. Das ist das Wichtigste."
Der Schließmuskelstimulator erzeugt mit Hilfe einer eingebauten Batterie eine variable Wechselspannung von rund 200 Hertz und kann zwischen ein und vier Volt abgeben. 14 Impulse pro Sekunde reichen in der Regel aus, um den Schließmuskel dauerhaft zu kontrahieren. Das Problem dabei: Impulszahl, Frequenz und Spannung müssen individuell angepasst werden, denn jeder Patient reagiert anders. Häufig vergehen für die schrittweise Justierung eines Gerätes viele Monate, denn erst zwei Wochen nach jedem Update kann der Patient sicher beurteilen, ob eine Verbesserung eingetreten ist oder nicht.
Kroesen: "Der Patient hat natürlich seine normale Wahrnehmung erhalten. Das heißt, er merkt, da kündigt sich jetzt ein Toilettengang an. Und in dem Moment sollte er sich auch zur Toilette begeben. Der Schrittmacher ermöglicht es ihm, die Wartezeit etwas zu verlängern, Und auf der Toilette schaltet er den Schrittmacher aus, und dann kommt es in einem normalen Zeitraum zur Entleerung."
Doch nicht jeder Patient profitiert von der Sakralnervenstimulation, weil die Elektrode im kompliziert verlaufenden Nervengeflecht manches mal nicht optimal positioniert werden kann. In diesem Fall muss auf die Sakralnervenstimulation verzichtet werden. Nebenwirkungen sind - bei 1500 Implantaten weltweit - nur in Einzelfällen aufgetreten. Kroesen:
"Langfristige Nebenwirkungen sind bislang nicht beobachtet worden. Die Komplikationsrate ist verschwindend gering. Sie liegt weit unter einem Prozent. Mögliche Komplikationen, die beschrieben sind, sind leichtere Blutungen im Bereich des Punktionsareals. Und was man natürlich bei jedem Fremdkörper, den man einpflanzt, befürchten muss, sind Infektionen. Dass also das Implantat herauseitert, das ist aber extrem selten, dass das bei diesem Verfahren passiert."
2000 Euro kostet die Elektrode. Hinzu kommen weitere 5000 Euro für den implantierten Stimulator. Krankenkassen bezahlen die Geräte, die unter anderem auch in Erlangen und Mainz eingesetzt werden, bisher noch nicht. Professor Heinz Buhr, Leiter der Klinik für Allgemein- Gefäß- und Thoraxchirurgie, hofft auf ein Umdenken bei den Kassen. Seine Gegenrechnung: Der Stimulator erhält die Arbeitsfähigkeit, vermeidet jede Menge Windeln für Erwachsene, und auch der Pflegebedarf - insbesondere bei alten Menschen im Heim - sei deutlich geringer. "Am Ende" - so sein Argument - "überwiegen die Einsparungen."