
Nach Berechnungen des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) wandten alle Staaten zusammen im vergangenen Jahr rund 2,72 Billionen US-Dollar für militärische Zwecke auf. Das waren inflationsbereinigt 9,4 Prozent mehr als 2023. Einen so großen Anstieg von einem auf das andere Jahr hat Sipri nach eigenen Angaben seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr verzeichnet. Die Friedensforscher führen das auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, den Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen sowie auf den Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon zurück.
Deutschland international auf Platz vier
Deutschland gab 2024 laut Sipri 88,5 Milliarden Dollar (rund 77,6 Milliarden Euro) für Militär aus. Im weltweiten Vergleich entsprach das Platz vier - hinter Spitzenreiter USA sowie China und Russland. Trotzdem erreichte die Bundesrepublik nicht das von der NATO beschlossene Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Verteidigung zu stecken. Es waren 1,9 Prozent. 18 der 32 NATO-Mitglieder erreichten das Zwei-Prozent-Ziel im vergangenen Jahr - sieben mehr als noch 2023.
Greenpeace kritisiert "neue Rüstungsspirale"
Die Organisation Greenpeace kritisierte die steigenden Militärausgaben. Statt in Bildung, Klimaschutz oder soziale Sicherheit zu investieren, setzten Länder wie Deutschland eine neue Rüstungsspirale in Gang, die Misstrauen zwischen Staaten schaffe und damit zu wachsender Unsicherheit führe, erklärte der Greenpeace-Friedensexperte Thomas Breuer.
Sipri selbst verweist noch auf andere Risiken. Mehr als 100 Länder weltweit hätten ihre Militärausgaben im Jahr 2024 erhöht. Da dies oft auf Kosten anderer Haushaltsbereiche geschehen sei, könnte dies in den kommenden Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaften haben, schreibt Sipri.
Ukraine wendet 34 Prozent des BIP für Militär auf
In Europa hat nur Malta seine Militärausgaben im Jahr 2024 nicht gesteigert. Russland gab laut Sipri 149 Milliarden Dollar für sein Militär aus. Das entsprach 7,1 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts.
Die von Russland angegriffene Ukraine finanzierte ihr Militär mit 64,7 Milliarden Dollar. Das entsprach einem Anteil am BIP von 34 Prozent. Es war laut Sipri der höchste weltweit.
Nummer eins in absoluten Zahlen bei den Militärausgaben bleiben die USA - mit 997 Milliarden Dollar. China steigerte seine Aufwendungen laut Sipri um sieben Prozent - auf schätzungsweise 314 Milliarden Dollar.
Israels Militärausgaben-Anstieg der höchste seit 1967
Im Nahen Osten stiegen die Militärausgaben laut Sipri zwar insgesamt, aber eine markante Erhöhung verzeichneten nur Israel und der Libanon. Israels Ausgaben stiegen demnach mit 65 Prozent so stark wie seit dem Sechstagekrieg 1967 nicht mehr, auf 46,5 Milliarden Dollar.
Israels Erzfeind Iran war eines der Länder, dessen Militärausgaben 2024 dem Bericht zufolge sanken. Sipri führt das auf die gegen den Iran verhängten internationalen Sanktionen zurück.
Der jährlich erscheinende Sipri-Bericht zu den Militärausgaben in aller Welt gilt als umfassendste Datensammlung dieser Art. Die Friedensforscher stützen sich dabei auf offizielle Regierungsangaben zum Verteidigungshaushalt und auf weitere Quellen und Statistiken - deshalb weichen die Zahlen traditionell von den Angaben der Nato und einzelner Länder ab. Zu den Ausgaben zählt Sipri auch Aufwände für Personal, Militärhilfen sowie militärische Forschung und Entwicklung.
Diese Nachricht wurde am 28.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.