Arbeits- und Sozialrecht sind Thema der wirtschaftsrechtlichen Vorlesung, an diesem sonnigen Nachmittag geht es um Fragen der Haftung. Der Backstein-Hörsaal mit seinen grasgrünen Sitzreihen ist gut besetzt, auf die Fragen des Professors hin blättern die Studierenden eifrig in Gesetzestexten und beteiligen sich rege. Wie gut die Studienbedingungen für die 400 Wirtschaftsrechtler an der Uni Kassels sind - darüber gehen die Meinungen auseinander:
"Ich finde, sie könnten auf jeden Fall besser sein, ich bin für das Studium extra hergekommen aus dem Ruhrgebiet. In manchen Tutorien ist es sehr, sehr voll, laut und stickig auch. Ich finde, gerade die wirtschaftswissenschaftlichen Tutorien sind sehr voll, auch die Veranstaltungen."
"Man kann an der Universität Kassel sehr gut Wirtschaftsrecht studieren. Die Vorlesungen sind nicht überlastet, die Professoren sind überwiegend sehr engagiert, das einzige, was ist: die Bibliothek ist im Bereich Recht noch nicht 100-prozentig ausgestattet, das ist das einzige Defizit."
Professor Andreas Hänlein lehrt Wirtschafts-, Arbeits-, und Sozialrecht in Kassel und meint:
"Wir könnten die Ausbildungsbedingungen noch deutlich verbessern. Also vor allem könnten wir Lektorenstellen, akademische Räte oder Ähnliches sehr gut gebrauchen, um noch mehr Lehrveranstaltungen anbieten zu können, mehr Tutorien anbieten zu könnten. Wenn es noch die eine oder andere Professorenstelle gäbe, könnten wir auch noch mehr und bessere Dinge machen."
Doch der moderate Zuschlag, den Kassel als einzige hessische Universität aus dem Hochschulpakt bekommt, werde von den Tarifsteigerungen aufgefressen und reiche dafür nicht, prognostiziert die Uni-Leitung. Umso weniger Verständnis hat sie dafür, dass die neue private "Law School" in Wiesbaden eine Anschubfinanzierung von 25 Millionen Euro bekommt. 20 Fachhochschulen und fünf Universitäten bundesweit bieten Wirtschaftsrecht an, die Uni Kassel seit 2004, so Vizepräsident Alexander Roßnagel, selbst Wirtschaftsjurist:
"Insofern gibt es keine Lücke, die geschlossen wird, sondern es gibt jetzt zu etwa 25 Angeboten ein 26."
Zum Wintersemester nimmt die Uni Kassel je 100 neue Studierende im Studiengang Wirtschaftsrecht auf. 800 Bewerber müssen regelmäßig abgewiesen werden.
"Wenn weitere Studienplätze gewünscht werden, könnten wir die für erheblich geringere Kosten zur Verfügung stellen",
betont Uni-Vizepräsident Roßnagel mit Blick auf die Millionen für das neue Wiesbadener Standbein der privaten "European Business School". Da vergleiche man Äpfel mit Birnen, kontert Ministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU). Die Universität Kassel habe ja keine juristische Fakultät, sondern eine wirtschaftswissenschaftliche. Deren Aufbau habe das Land mit weit höheren Beträgen gefördert, als die Privat-Uni jetzt bekomme. Mit Blick auf Kassel konstatiert die Ressortchefin:
"Sie bilden im Bereich Wirtschaft Wirtschaftsrecht aus. Die European Business School hat einen anderen Schwerpunkt. Sie bildet vornehmlich im juristischen Bereich dann mit Schwerpunkt diejenigen aus, die auch noch wirtschaftliche Kompetenzen haben. Da geht es eben darum, gerade Juristen mit dem Schwerpunkt Jura die Ausbildung zu geben, die sie im wirtschaftlichen Bereich noch brauchen, um in internationalen Kanzleien tätig zu werden. Man muss eben auch sehen, dass die Nähe zum Rhein-Main-Gebiet dazu führt, dass bei einer privaten Hochschule zusammen mit den Anwaltskanzleien, die diesen Bedarf Wirtschaftsjuristen haben, ganz andere Konzepte entstehen als an der Kasseler Uni, die diesen Bereich in Nordhessen abdecken."
Ein staatlich subventioniertes Erste-Klasse-Studium für gut Betuchte, die knapp 50.000 Euro insgesamt locker machen können? Auch diesen Vorwurf lässt Hessens Wissenschaftsministerin nicht gelten. Nur wenn Privathochschulen Stipendien vergäben, würden sie staatlich unterstützt. Die "European Business School" sei dabei besonders großzügig.
"Ich finde, sie könnten auf jeden Fall besser sein, ich bin für das Studium extra hergekommen aus dem Ruhrgebiet. In manchen Tutorien ist es sehr, sehr voll, laut und stickig auch. Ich finde, gerade die wirtschaftswissenschaftlichen Tutorien sind sehr voll, auch die Veranstaltungen."
"Man kann an der Universität Kassel sehr gut Wirtschaftsrecht studieren. Die Vorlesungen sind nicht überlastet, die Professoren sind überwiegend sehr engagiert, das einzige, was ist: die Bibliothek ist im Bereich Recht noch nicht 100-prozentig ausgestattet, das ist das einzige Defizit."
Professor Andreas Hänlein lehrt Wirtschafts-, Arbeits-, und Sozialrecht in Kassel und meint:
"Wir könnten die Ausbildungsbedingungen noch deutlich verbessern. Also vor allem könnten wir Lektorenstellen, akademische Räte oder Ähnliches sehr gut gebrauchen, um noch mehr Lehrveranstaltungen anbieten zu können, mehr Tutorien anbieten zu könnten. Wenn es noch die eine oder andere Professorenstelle gäbe, könnten wir auch noch mehr und bessere Dinge machen."
Doch der moderate Zuschlag, den Kassel als einzige hessische Universität aus dem Hochschulpakt bekommt, werde von den Tarifsteigerungen aufgefressen und reiche dafür nicht, prognostiziert die Uni-Leitung. Umso weniger Verständnis hat sie dafür, dass die neue private "Law School" in Wiesbaden eine Anschubfinanzierung von 25 Millionen Euro bekommt. 20 Fachhochschulen und fünf Universitäten bundesweit bieten Wirtschaftsrecht an, die Uni Kassel seit 2004, so Vizepräsident Alexander Roßnagel, selbst Wirtschaftsjurist:
"Insofern gibt es keine Lücke, die geschlossen wird, sondern es gibt jetzt zu etwa 25 Angeboten ein 26."
Zum Wintersemester nimmt die Uni Kassel je 100 neue Studierende im Studiengang Wirtschaftsrecht auf. 800 Bewerber müssen regelmäßig abgewiesen werden.
"Wenn weitere Studienplätze gewünscht werden, könnten wir die für erheblich geringere Kosten zur Verfügung stellen",
betont Uni-Vizepräsident Roßnagel mit Blick auf die Millionen für das neue Wiesbadener Standbein der privaten "European Business School". Da vergleiche man Äpfel mit Birnen, kontert Ministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU). Die Universität Kassel habe ja keine juristische Fakultät, sondern eine wirtschaftswissenschaftliche. Deren Aufbau habe das Land mit weit höheren Beträgen gefördert, als die Privat-Uni jetzt bekomme. Mit Blick auf Kassel konstatiert die Ressortchefin:
"Sie bilden im Bereich Wirtschaft Wirtschaftsrecht aus. Die European Business School hat einen anderen Schwerpunkt. Sie bildet vornehmlich im juristischen Bereich dann mit Schwerpunkt diejenigen aus, die auch noch wirtschaftliche Kompetenzen haben. Da geht es eben darum, gerade Juristen mit dem Schwerpunkt Jura die Ausbildung zu geben, die sie im wirtschaftlichen Bereich noch brauchen, um in internationalen Kanzleien tätig zu werden. Man muss eben auch sehen, dass die Nähe zum Rhein-Main-Gebiet dazu führt, dass bei einer privaten Hochschule zusammen mit den Anwaltskanzleien, die diesen Bedarf Wirtschaftsjuristen haben, ganz andere Konzepte entstehen als an der Kasseler Uni, die diesen Bereich in Nordhessen abdecken."
Ein staatlich subventioniertes Erste-Klasse-Studium für gut Betuchte, die knapp 50.000 Euro insgesamt locker machen können? Auch diesen Vorwurf lässt Hessens Wissenschaftsministerin nicht gelten. Nur wenn Privathochschulen Stipendien vergäben, würden sie staatlich unterstützt. Die "European Business School" sei dabei besonders großzügig.