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Milzbrand

Mittlerweile sind in den USA 7 Menschen mit Milzbrand infiziert worden. Und immer wieder wird über neue Verdachtsfälle berichtet. Sie erwiesen sich in Deutschland bislang als ungefährlich. In der Bevölkerung wächst die Angst vor dieser seltenen Krankheit, deren erste Symptome auch wie eine Grippe beginnen können. Milzbrand steht in diesen Tagen für Anschläge mit Biologischen Kampfstoffen. Eine Bundeskoordinierungsstelle "Biologische Kampfstoffe" ist inzwischen beim Berliner Robert-Koch-Institut eingerichtet worden. Aber was ist eigentlich Milzbrand?

Michael Lange |
    Zunächst einmal ist Milzbrand keine Biowaffe, sondern eine Krankheit. Eigentlich eine Tierkrankheit. Heute ist sie vor allem unter Wildtieren in Afrika verbreitet. Auch bei Haustieren - insbesondere Rindern - taucht sie immer wieder auf.

    Die letzte größere Epidemie bei Rindern in Deutschland liegt schon sieben Jahre zurück. Damals infizierten sich auch vier Menschen mit der Krankheit. Meist sind es Bauern, Tierärzte, Abdecker oder Menschen, die mit Tierprodukten zu tun haben, die sich anstecken.

    Wenn der Erreger über die Haut den Menschen befällt, entsteht der Hautmilzbrand. Typisch dafür sind schwarze Pusteln. Daher auch der Name Anthrax für den Erreger. Anthrax bedeutet "Kohle". Wissenschaftlich heißt der Erreger: Bacillus anthracis. Ein Bacterium.

    Es kann auch über die Lunge den Menschen befallen. So entsteht der Lungenmilzbrand. Da mehr Bakterien ins Blut gelangen, ist der Lungenmilzbrand besonders gefährlich. Denn dann werden verschiedene Organe - insbesondere die Milz - sehr stark angegriffen. Ohne Behandlung verlaufen 90 Prozent der Infektionen tödlich. Beim Hautmilzbrand sind es etwa 20 Prozent.

    Von Mensch zu Mensch kann die Krankheit nicht übertragen werden. Regelrechte Milzbrandseuchen in der Bevölkerung sind deshalb nicht zu befürchten

    Mit Antibiotika lässt sich der Milzbrand oft erfolgreich behandeln - zum Beispiel durch Penicillin G. Je früher das Antibiotikum eingenommen wird, umso besser sind die Heilungschancen.

    Es gibt auch eine Impfung. Sie wurde ursprünglich für Tiere entwickelt, und ist für Menschen nur bedingt geeignet. Mehrere Impfschritte sind notwendig - und immer wieder treten verschiedene Nebenwirkungen auf. Die meisten Experten sprechen sich deshalb gegen eine Milzbrand-Impfung der Bevölkerung aus.

    Für Terroristen ist das Bacterium Bacillus anthracis deshalb so attraktiv, weil es ein Sporenbildner ist. Im Innern seiner Zellen bildet es feste kleine Kapseln, denen Licht, Hitze und Trockenheit nicht viel anhaben kann. Diese Sporen sind hochinfektiös. Sie müssen nur - möglichst fein - in der Luft versprüht werden.

    Das Aufreißen eines Briefes kann ausreichen, um diesen Effekt zu erzeugen. Um die Milzbrandsporen großflächig auszubringen - zum Beispiel mit Flugzeugen - fehlen den Terroristen nach Angaben von Experten die technischen Möglichkeiten. Lokale Anschläge mit den Anthrax-Bakterien sind aber nicht auszuschließen.