Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Mini-Serie "Big Little Lies"
Nett bis aufs Blut

Die HBO-Serie "Big Little Lies" setzt auf starke Frauencharaktere und mit Nicole Kidman und Reese Witherspoon auf eine Star-Besetzung. Auf den ersten Blick dreht sich darin alles um Intrigen und einen Mord in einer amerikanische Küstenstadt - aber es geht um viel mehr.

Von Julian Ignatowitsch | 17.02.2017
    Die US-amerikansiche Schauspielerin Reese Witherspoon bei der Premiere der HBO Serie "Big Little Lies" im TCL Chinese Theater in Los Angeles.
    Die US-amerikansiche Schauspielerin Reese Witherspoon bei der Premiere der HBO Serie "Big Little Lies" im TCL Chinese Theater in Los Angeles. (imago / Independent Photo Agency)
    Madeline: "Are you new to Monterey?"
    Jane: "Yeah, we just moved here a few weeks ago."
    Madeline: "You gonna love it!”
    Jane: "You are so nice!”
    Madeline: "That’s Monterey. We pound people with niceness."
    Celeste: "to death!"
    Nett bis aufs Blut – so sind sie die Frauen in der amerikanischen Kleinstadt Monterey, allen voran Madeline, eine geschiedene, wiederverheiratete Mutter zweier Kinder, die in Sekundenbruchteilen umstellen kann: von "charming" auf "bitchy".
    Madeline: "What a cunt! Why don’t you get fucked! The war is on!"
    Vier Frauen und viel Drama! Jane, eine alleinerziehende Mutter, ist neu in Monterey, Madeline und Celeste werden schnell ihre besten Freundinnen und Renata die beste Feindin. Es wird gelästert, gestritten und intrigiert. So weit, so bekannt.
    Aber dass Big Little Lies deutlich mehr ist als nur Klatsch und Zickenkrieg à la Desperate Housewives oder Sex and the City, wird gleich am Anfang klar.
    Scheinbar perfekte Familien
    Ein Moment der Stille, verstörende Schnitte, verschwommenes Bild, wackelige Kamera. Ein Schuss!
    Hier liegt noch ein ganz anderes Geheimnis begraben, im Sand der wunderschönen Küste von Big Sur, von Wellen umspült, die die Spuren tilgen – und ringsherum die millionenteuren Villen, in denen die scheinbar perfekten Familien leben.
    Chloe: "Why are you looking at the ocean? What is out there?"
    Es sind die Kinder, die mehr als einmal die entscheidenden Fragen stellen, die sich die Eltern längst nicht mehr auszusprechen trauen. Sehnsucht, Gewalt, Rache und Freundschaft – diese vermeintlich erwachsenen Themen spiegeln sich in Big Littles Lies in der Kinderwelt, in der Grundschule, zu der die Eltern, nicht nur die Mütter, täglich ihren Nachwuchs bringen. Und hier nimmt irgendwie auch der Mord seinen Anfang: Wer ist der "Bully", der Unruhestifter, auf dem Schulhof?
    Lehrerin: "We have a little problem here. Who chocked Amabella?"
    Serie mit psychologischer Tiefe
    Diese Doppelbödigkeit der Handlung, der Großen, der Kleinen und ihrer Lügen, gibt Big Little Lies eine psychologische Tiefe und macht die Serie gleichermaßen zu einer Erzählung über das Erwachsen-Werden wie das Erwachsen-Sein. Gibt es da überhaupt einen Unterschied?
    Über sieben Episoden hinweg entwirft die Mini-Serie einen packenden Spannungsboden, wie ein überlanger Psycho-Thriller. Das Drehbuch stammt vom renommierten Serienschreiber David E. Kelley (Ally McBeal, Boston Legal), die Vorlage von Bestseller-Autorin Liane Moriarty.
    Und fast noch mehr als die Handlung ist es die Form, die Big Little Lies so sehenswert macht. Verbrechen und Kleinstadt-Tratsch werden raffiniert miteinander verschnitten, so dass zwischen Zeugenaussagen und Lästerei gar nicht mehr unterschieden werden kann. Die Kamera lässt selbst das größte Wohnzimmer eng erscheinen. Ein unterbewusster Subplot, wie ihn Regisseur Jean-Marc Vallée bereits in "Wild" oder "Dallas Buyers Club" inszeniert hat.
    Und dann natürlich die Besetzung: Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Shailene Woodley und Laura Dern brillieren als starke Frauencharaktere mit ganz unterschiedlichen Schwächen und Problemen. Sie alle suchen so viel mehr als nur den Täter eines Mordes.
    Madeline: "So are we seriously using the word murder?"