Mittwoch, 24. April 2024

Missbrauchsbeauftragte
Augenmerk auch auf den Tatkontext "Sport" richten

Kerstin Claus ist die neue Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Vor etwa sechs Wochen hat sie die Nachfolge von Johannes-Wilhelm Rörig angetreten. Genau wie ihr Vorgänger will Claus ihr Augenmerk auch auf den Tatkontext "Sport" richten.

Von Andrea Schültke | 17.05.2022
Kerstin Claus wird als neue unabhängige Beauftrage für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vorgestellt.
Unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus (picture alliance/dpa)
Konzepte zum Schutz vor Gewalt müssten in Sportvereinen zentral sein, hat Kerstin Claus als ihr großes Anliegen beschrieben. Und gleich an einem Beispiel erläutert, was sie meint: "Wenn ich die Wahl habe zwischen, ich sag jetzt mal zwei Schwimmvereinen, dann gehört es mit dazu, dass Eltern nachfragen: Habt ihr ein Schutzkonzept? Und ich würde Eltern raten, wenn ein Verein ein Schutzkonzept hat gegen sexuelle Gewalt und der andere nicht, dann empfehle ich Ihnen diesen Verein, der ein Schutzkonzept hat."
Ein Schutzkonzept bedeute meistens, der Verein hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und Mitarbeitende geschult - und das sei wichtig. Bei ihren Ausführungen hat Kerstin Claus immer aus Sicht der Betroffenen argumentiert und vor diesem Hintergrund sieht sie auch "Anlauf gegen Gewalt".

Anlaufstellen für Betroffene wichtig

Initiiert vom Verein Athleten Deutschland ist das die erste unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von jeglicher Form von Gewalt im Sport. Diese Anlaufstelle hat gerade ihre Arbeit aufgenommen.
Wer dort anruft, erreicht das Hilfetelefon sexueller Missbrauch. Extra für ihre Tätigkeit bei "Anlauf gegen Gewalt"  sind sie speziell geschult worden zu den Besonderheiten im Sport. Das Hilfetelefon ist angesiedelt bei der Unabhängigen Beauftragten, bei Kerstin Claus: "Ansprechstellen zu haben und gegebenenfalls auch mit einer spezifischen Expertise, einem spezifischen Fokus, ist für Betroffene immer wieder von besonderer Bedeutung, weil man darüber sortieren kann: Welche Möglichkeiten habe ich, welche Wege kann ich gehen, überhaupt in einen eigenen Prozess zurückzukommen?"

Erster Schritt zum übergeordneten "Zentrum für Safe Sport"

"Anlauf gegen Gewalt" soll ein erster Schritt sein auf dem Weg zu einem im Koalitionsvertrag festgeschriebenen übergeordneten "Zentrum für Safe Sport". Das soll mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet sein, von der Prävention über Intervention bis hin zur Aufarbeitung. Bei konkreten Fällen sollen Täter sanktioniert werden können. Nach ihrem Kenntnisstand seien die Pläne für das Zentrum im für den Sport zuständigen Bundesinnenministerium relativ weit gediehen, so Kerstin Claus:
"Mein Eindruck ist, da passiert etwas. Und meine Rolle ist, Prozesse anzustoßen, aber auch Prozesse, die stattfinden kritisch zu beobachten und auch Defizite immer wieder klar zu benennen, damit sich etwas ändern kann. Und das gilt natürlich auch für den Bereich Sport."
www.anlauf-gegen-gewalt.org
Tel.: 0800 90 90 444 – Sprechzeiten: Montags 11-14, Donnerstags 16-19
Mail (Kontakt für Betroffene): kontakt@anlauf-gegen-gewalt.org
Hilfetelefon sexueller Misbrauch: https://www.anrufen-hilft.de/#