Marius Fischer hat große Pläne. Er will Politiker werden. Und den Anfang hat er schon gemacht. Im Juni wurde er in Aschersleben bei der Kommunalwahl im Juni in den Ortschaftsrat Mehringen gewählt. Marius Fischer ist 19 Jahre alt. Eigentlich könnte er richtig stolz auf sich sein. Aber er ist unzufrieden, weil er auch in den Stadtrat einziehen wollte. Dafür fehlte ihm eine Handvoll Stimmen. Der 19-Jährige schüttelt verärgert den Kopf. Das lag nur an der geringen Wahlbeteiligung unter 40 Prozent, sagt er. Bei der nächsten Kommunalwahl will der junge SPD-Politiker noch mehr Menschen motivieren.
"Gerhard Schröder hat immer gesagt, jeder gute Politiker muss auch mal im Gemeinderat gesessen haben. Man lernt ja auch Strukturen kennen oder die ganz einfachen Sachen, die du ja wissen musst, um gewisse Sachen später zu verstehen."
Mit später zielt Marius Fischer auf seine geplante Politikerkarriere ab. Im Moment leistet er seinen Zivildienst, danach will er eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Mittleren Dienst absolvieren. Aber das Ziel, später einmal Bundeskanzler zu werden, sei doch nicht verkehrt, sagt er und grinst provozierend.
Mit fünfzehn Jahren ist Marius Fischer in die Partei eingetreten. Im SPD-Landesverband in Sachsen-Anhalt sind junge Menschen mehr als willkommen. Der Altersdurchschnitt ist hoch und die Mitgliederzahl niedrig. Die Partei in Sachsen-Anhalt ist inzwischen auf 4000 Personen geschrumpft. Wer hier als junger Politiker den Kopf rausstreckt, der werde schnell eingebunden, sagt Marius Fischer. Vor einem Jahr hat er eine höhere Handelsschule in Rheinland-Pfalz besucht und dort als junges SPD-Mitglied ganz andere Erfahrungen gemacht.
"Also im Westen habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich freuen sollte, mit 60 Schriftführer im Ortsverein zu werden. Bei uns in Aschersleben ist das nun nicht so, weil wir erst einmal einen überschaubaren Ortsverein haben. Wir haben 50 Mitglieder, davon zehn aktive. Und wo man auch erkannt hat, dass langfristig eine Partei nur leben kann, wenn Nachwuchs da ist."
In seinem Ortsverein war Marius Fischer dagegen mit 15 Jahren schon für Buchhaltung zuständig. Im kommenden Jahr hofft er auf den Stellvertreterposten der SPD in Aschersleben. Als junger Politiker werde man im Osten einfach schneller akzeptiert, glaubt er. Sven Schulze, Vorsitzender der Jungen Union in Sachsen-Anhalt, teilt diese Meinung - aber nur auf Funktionärsebene. In Nordrhein-Westfalen hat mancher Kreisverband 10.000 Mitglieder. Sein Kreisverband im Harz habe dagegen nur 100 Mitglieder, seufzt Schulze. Wenn es aber um politische Ämter geht, dann habe sich das Blatt inzwischen auch im Osten gedreht.
"Das mag vielleicht so gewesen sein, noch vor zehn Jahren. Das will ich nicht bestreiten, dass man da schon die Chance, wenn man sich engagiert hat, dass man da die Chance schneller bekommen hat, in ein solches Amt zu kommen. Heute würde ich sagen, ist es nicht mehr so. Wenn man sich die Kreisebene anguckt, wenn man sich den Kampf anguckt, auch für junge Leute, überhaupt in den Kreistag reinzukommen, da würde ich sagen, ist es hier genauso schwer, wie in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen."
Allerdings hat die CDU auch 8000 Mitglieder und ist somit stärkste Partei in ganz Sachsen-Anhalt. Eine recht beeindruckende Karriere hat dagegen Jens Ackermann in einer eher kleineren Partei hingelegt. Er ist Krankenpfleger und studierter Medizinpädagoge. Im März 2005 trat er in die FDP ein. Damals war er 30 Jahre alt und hatte als Parteiloser ein paar Erfahrungen im Gemeinderat in Bottmersdorf gesammelt. Nur wenige Monate später zog er als FDP-Abgeordneter in den Bundestag ein. Im Westen, sagt Jens Ackermann, hätte das nie so funktioniert.
"Wir haben ja nun in dem östlichen Teil Deutschlands erst seit 20 Jahren die Demokratie, auch diese Strukturen, und bei uns ist alles noch viel frischer. Es gibt da viele Entfaltungsmöglichkeiten, die in der alten Bundesrepublik ganz anders sind. Dort gibt es eingefahrene Strukturen, dort muss man sich auch erst hocharbeiten, möchte ich mal sagen, die sogenannte Ochsentour durch die Institutionen machen. Das ist bei uns oft noch einfacher."
Und irgendwie auch demokratischer, findet FDP-Bundespolitiker Jens Ackermann. Die Ideen kommen auch deswegen in der Parteispitze schneller an, weil der Landesverband in Sachsen-Anhalt nur knapp 2000 Mitglieder hat. Eine mittlere Bezirksebene, wie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, gibt es gar nicht. Jens Ackermann ist aber auch besorgt darüber, dass parteiübergreifend die Mitgliederzahlen stetig sinken.
"Viele Menschen bringen sich nicht ein, machen nicht mit, weil es natürlich auch anstrengend ist. Demokratie lebt davon, dass viele mitmachen. Wir haben keine dünne Personaldecke. Aber viele sagen, wir ziehen uns zurück. Das ist sehr bedauerlich, dass das so ist."
Deshalb sind alle Parteien froh, wenn sich neue Mitglieder melden. In der Linkspartei kümmert sich gezielt ein Mitarbeiter um jedes neue Parteimitglied, begrüßt die Neuzugänge und soll in Gesprächen herausfinden, was sie wollen und wie sie sich in das Parteigeschehen einbinden lassen möchten. Darum hat die Linksjugend an diesem Montagabend auch erstmals einen Stammtisch ins Leben gerufen. Terese Wenzel ist vor einem Jahr wegen ihres Studiums nach Magdeburg gezogen. Sie war überrascht darüber, wie schnell sie von der Partei angesprochen und kurze Zeit später auch für das Amt als Landessprecherin der Jungen Linken vorgeschlagen wurde.
"Es gibt Leute, die viel Interesse haben, und es gibt sehr wenig Leute, die wirklich was tun wollen und sagen: Okay, ich übernehme das jetzt. Da muss man dann auch ein Stück weit auch geradestehen und sagen, was man geschafft hat und was vielleicht nicht geschafft hat nach einem halben Jahr."
Wer jung ist, sich engagieren will, kommt bei der Linkspartei als Funktionär schnell weiter. Nicht ganz so leicht ist es mit den politischen Ämtern. Wer schon lange sein Amt innehabe, der könne sich oft nur schwer davon trennen, sagt Landesgeschäftsführerin Jenny Schulz.
"Man hat zwar nicht unbedingt einen Bonus, weil man jung ist, aber es ist schon so, dass das in der Partei präsent ist, dass der Nachwuchs mit gefördert werden muss. Trotz allem ist das natürlich ein Widerstreit zwischen Realität und Wunschdenken. Man möchte schon gerne, dass die Leute in die politischen Ämter kommen. Aber man muss sich trotz allem auch gegen bestimmte Strukturen dann durchsetzen. Das ist nicht unbedingt ein Selbstläufer, sage ich mal."
"Gerhard Schröder hat immer gesagt, jeder gute Politiker muss auch mal im Gemeinderat gesessen haben. Man lernt ja auch Strukturen kennen oder die ganz einfachen Sachen, die du ja wissen musst, um gewisse Sachen später zu verstehen."
Mit später zielt Marius Fischer auf seine geplante Politikerkarriere ab. Im Moment leistet er seinen Zivildienst, danach will er eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Mittleren Dienst absolvieren. Aber das Ziel, später einmal Bundeskanzler zu werden, sei doch nicht verkehrt, sagt er und grinst provozierend.
Mit fünfzehn Jahren ist Marius Fischer in die Partei eingetreten. Im SPD-Landesverband in Sachsen-Anhalt sind junge Menschen mehr als willkommen. Der Altersdurchschnitt ist hoch und die Mitgliederzahl niedrig. Die Partei in Sachsen-Anhalt ist inzwischen auf 4000 Personen geschrumpft. Wer hier als junger Politiker den Kopf rausstreckt, der werde schnell eingebunden, sagt Marius Fischer. Vor einem Jahr hat er eine höhere Handelsschule in Rheinland-Pfalz besucht und dort als junges SPD-Mitglied ganz andere Erfahrungen gemacht.
"Also im Westen habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich freuen sollte, mit 60 Schriftführer im Ortsverein zu werden. Bei uns in Aschersleben ist das nun nicht so, weil wir erst einmal einen überschaubaren Ortsverein haben. Wir haben 50 Mitglieder, davon zehn aktive. Und wo man auch erkannt hat, dass langfristig eine Partei nur leben kann, wenn Nachwuchs da ist."
In seinem Ortsverein war Marius Fischer dagegen mit 15 Jahren schon für Buchhaltung zuständig. Im kommenden Jahr hofft er auf den Stellvertreterposten der SPD in Aschersleben. Als junger Politiker werde man im Osten einfach schneller akzeptiert, glaubt er. Sven Schulze, Vorsitzender der Jungen Union in Sachsen-Anhalt, teilt diese Meinung - aber nur auf Funktionärsebene. In Nordrhein-Westfalen hat mancher Kreisverband 10.000 Mitglieder. Sein Kreisverband im Harz habe dagegen nur 100 Mitglieder, seufzt Schulze. Wenn es aber um politische Ämter geht, dann habe sich das Blatt inzwischen auch im Osten gedreht.
"Das mag vielleicht so gewesen sein, noch vor zehn Jahren. Das will ich nicht bestreiten, dass man da schon die Chance, wenn man sich engagiert hat, dass man da die Chance schneller bekommen hat, in ein solches Amt zu kommen. Heute würde ich sagen, ist es nicht mehr so. Wenn man sich die Kreisebene anguckt, wenn man sich den Kampf anguckt, auch für junge Leute, überhaupt in den Kreistag reinzukommen, da würde ich sagen, ist es hier genauso schwer, wie in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen."
Allerdings hat die CDU auch 8000 Mitglieder und ist somit stärkste Partei in ganz Sachsen-Anhalt. Eine recht beeindruckende Karriere hat dagegen Jens Ackermann in einer eher kleineren Partei hingelegt. Er ist Krankenpfleger und studierter Medizinpädagoge. Im März 2005 trat er in die FDP ein. Damals war er 30 Jahre alt und hatte als Parteiloser ein paar Erfahrungen im Gemeinderat in Bottmersdorf gesammelt. Nur wenige Monate später zog er als FDP-Abgeordneter in den Bundestag ein. Im Westen, sagt Jens Ackermann, hätte das nie so funktioniert.
"Wir haben ja nun in dem östlichen Teil Deutschlands erst seit 20 Jahren die Demokratie, auch diese Strukturen, und bei uns ist alles noch viel frischer. Es gibt da viele Entfaltungsmöglichkeiten, die in der alten Bundesrepublik ganz anders sind. Dort gibt es eingefahrene Strukturen, dort muss man sich auch erst hocharbeiten, möchte ich mal sagen, die sogenannte Ochsentour durch die Institutionen machen. Das ist bei uns oft noch einfacher."
Und irgendwie auch demokratischer, findet FDP-Bundespolitiker Jens Ackermann. Die Ideen kommen auch deswegen in der Parteispitze schneller an, weil der Landesverband in Sachsen-Anhalt nur knapp 2000 Mitglieder hat. Eine mittlere Bezirksebene, wie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, gibt es gar nicht. Jens Ackermann ist aber auch besorgt darüber, dass parteiübergreifend die Mitgliederzahlen stetig sinken.
"Viele Menschen bringen sich nicht ein, machen nicht mit, weil es natürlich auch anstrengend ist. Demokratie lebt davon, dass viele mitmachen. Wir haben keine dünne Personaldecke. Aber viele sagen, wir ziehen uns zurück. Das ist sehr bedauerlich, dass das so ist."
Deshalb sind alle Parteien froh, wenn sich neue Mitglieder melden. In der Linkspartei kümmert sich gezielt ein Mitarbeiter um jedes neue Parteimitglied, begrüßt die Neuzugänge und soll in Gesprächen herausfinden, was sie wollen und wie sie sich in das Parteigeschehen einbinden lassen möchten. Darum hat die Linksjugend an diesem Montagabend auch erstmals einen Stammtisch ins Leben gerufen. Terese Wenzel ist vor einem Jahr wegen ihres Studiums nach Magdeburg gezogen. Sie war überrascht darüber, wie schnell sie von der Partei angesprochen und kurze Zeit später auch für das Amt als Landessprecherin der Jungen Linken vorgeschlagen wurde.
"Es gibt Leute, die viel Interesse haben, und es gibt sehr wenig Leute, die wirklich was tun wollen und sagen: Okay, ich übernehme das jetzt. Da muss man dann auch ein Stück weit auch geradestehen und sagen, was man geschafft hat und was vielleicht nicht geschafft hat nach einem halben Jahr."
Wer jung ist, sich engagieren will, kommt bei der Linkspartei als Funktionär schnell weiter. Nicht ganz so leicht ist es mit den politischen Ämtern. Wer schon lange sein Amt innehabe, der könne sich oft nur schwer davon trennen, sagt Landesgeschäftsführerin Jenny Schulz.
"Man hat zwar nicht unbedingt einen Bonus, weil man jung ist, aber es ist schon so, dass das in der Partei präsent ist, dass der Nachwuchs mit gefördert werden muss. Trotz allem ist das natürlich ein Widerstreit zwischen Realität und Wunschdenken. Man möchte schon gerne, dass die Leute in die politischen Ämter kommen. Aber man muss sich trotz allem auch gegen bestimmte Strukturen dann durchsetzen. Das ist nicht unbedingt ein Selbstläufer, sage ich mal."