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Mit Block und Bleistift im Museumsmagazin

Wenn Kunsthistoriker oder Volkskundler frisch von der Uni kommen haben sie zumeist ein Problem: Sie finden keinen Job. Denn in Stellenanzeigen werden häufig Erfahrungen in praktischer Museumsarbeit bereits vorausgesetzt. Doch die haben nur die wenigsten Absolventen. Ein Kooperationsprojekt von sieben norddeutschen Museen will da helfen. In der bundesweit einmaligen Qualifizierungsmaßnahme ''Musealog'' werden arbeitslose Geisteswissenschaftler fit für den Job gemacht.

    Von Joachim Reinshagen

    Mit Zollstock, Bleistift und Notizblock stöbert Menno Dirks im Landesmuseum Oldenburg durchs Magazin. Der 27-jährige Volkskundler inventarisiert hier den Gerätebestand einer alten Blaudrucker-Werkstatt:

    Diese Model ist fünf Zentimeter hoch, 18,5 Zentimeter breit und 24 Zentimeter lang. Sie ist rechteckig, rotbraun angestrichen und hat auf der Vorderseite ein Muster aus kleinen Metallstiften, kleine Sterne. Die Model ist aus drei Holzschichten gefertigt und auf der Rückseite gibt es zwei Griffmulden. Und an einer Seite steht in weiß eine Zehn.

    Rund drei Monate hat Menno Dirks im Magazin die ausrangierte Ausstellungsstücke vermessen, begutachtet und erfasst und die mehr als 100 Objekte dann in seinen Computer eingeben. Ein Stück Praxis, die ihm bei zukünftigen Bewerbungen helfen soll. Nach dem Studium hatte er sich erfolglos um eine Stelle bemüht. Im September begann er dann mit 19 anderen arbeitssuchenden Geisteswissenschaftlern bei Musealog eine Fortbildung:

    Gerade in dieser Zeit, wo es ja sehr schwierig ist, eine Arbeit am Museum zu finden, denke ich, ist es eine einmalige Chance, einmal über längere Zeit am Museum arbeiten zu können. Man kriegt hier ganz andere Einblicke, als wenn man irgendwo mal vier oder sechs Wochen Praktikum macht, und das eröffnet einem auch ganz andere Chancen.

    Musealog ist ein Kooperationsprojekt der Museen in Oldenburg, Cloppenburg, Emden, Jever, Lingen, Papenburg und Carolinensiel und wird von den Arbeitsämtern finanziert. Die Bezirksregierung Weser-Ems hat die Qualifizierungsmaßnahme 1997 ins Leben gerufen. Projektleiterin Katrin Rodrian:

    Bei Musealog profitieren gleich drei Seiten. Einmal natürlich arbeitssuchende Geisteswissenschaftler, die sich mit ihrer Praxiserfahrung aus einer Stelle bewerben und so bessere Chancen haben. Zum zweiten natürlich diese sieben kooperierenden Museen, die ja mit diesen inventarisierten Objekten eine Objektdatenbank aufbauen, die dann auch im Internet zugänglich gemacht wird. Und vor allem aber auch die Region. Ich denke der Kulturstandort Weser-Ems profiliert sich dadurch durch diese erfolgreichen Maßnahme bundesweit.

    Auch Kunsthistoriker Kurt Scharenberg war nach dem Studium zunächst arbeitslos. Das Problem: Während seines Studiums lernte er Museumsarbeit nur theoretisch kennen. Seine erste Praxis-Station bei Musealog absolvierte er im Deutschen Sielhafenmuseum in Carolinensiel, dann wechselte er nach Oldenburg ans Landesmuseum. Nun dokumentiert er die Arbeit aller Kurs-Teilnehmer und erstellt einen Internetauftritt:

    Man arbeitet direkt mit den Objekten, und es nicht mehr wie im Studium, dass es rein theoretisch ist, dass der Dozent da steht und sagt: Hier habe ich ein Bild, bitte nicht anfassen, sondern man nimmt die Dinge in die Hand und bearbeitet das auch vollständig selbstständig und ist dann für dieses Objekt auch verantwortlich. Ich denke, dass mich dieses Projekt auch weiterbringt.

    In den letzten Jahren wurden bei Musealog mehr als 70 Prozent aller Nachwuchs-Wissenschaftler anschließend vermittelt. Und auch jetzt haben acht der 20 Teilnehmer bereits eine Job-Zusage in der Tasche, schwärmt Projektleiterin Katrin Rodrian:

    Das Schöne bei Musealog ist, dass wir von dem guten Ruf zehren. Und wir bekommen inzwischen Anfragen von Museen aus dem ganzen Bundesgebiet, die sagen: Wir suchen für das und das Profil jemanden, können sie uns nicht da jemanden empfehlen. Und wir dann tatsächlich exklusiv unseren Musealog-Teilnehmern diese Stelle ausschreiben.

    Dank der Praxiserfahrung im Landesmuseum Oldenburg, hofft auch Menno Dirks nach seinem Abschluss Ende Juli schnell eine Anstellung zu bekommen:

    Sicher mit dem Jahr Praxis im Hintergrund und richtig Arbeitserfahrung im Museum, wird das sicher eher leichter. Ich rechne mir da schon Chancen aus, durch Musealog auch Arbeit zu finden.

    Links zum Thema

    Die neuen Musealog-Kurse beginnen im September. Es sind auch noch einige Plätze frei. Infos gibt es im Internet unter www.musealog.de.