Die Bühne ist eine schwarze Höhle, in der zwei flotte Krankenschwestern mit Engelsflügeln und wenig Geduld, dem Patienten in bedrohlicher Domina-Art zu Leibe rücken. Es steht nicht so gut, um den Protagonisten im weißen Pierrotkostüm. Ein Unfall? Ein Mord? Man weiß es nicht genau. Ein Pappmesser steckt dem Tänzer und Choreografen Anton Adassinsky wackelnd im Hirn und Ruhmeskränze hängen schlaff um seine Schultern. Der Held schwächelt und auch die Operation à la Doktor Eisenbarth misslingt. Plüschfrosch, Gitarre, Knochen - lauter bunter Ballast fliegt aus seinem Körper, doch Erlösung bringt das nicht.
Klamauk, derbe Späße und Jahrmarktstheater - das erste von zirka 15 szenischen Bildern des neuen Derevo-Stückes beginnt recht schmissig und heiter. Doch schon die zweite Szene wirft die schweren Fragen auf. Neugeburt, Neubestimmung - das alles hängt in der Luft als Adassinsky aus dem dunklen Schoß seiner eigenen, ins Übermäßige vergrößerten Beine wieder auf die Welt krabbelt und erst mal Laufen lernen muss.
Es geht um Tod und Geburt, Liebe und Leiden, Mond und Sonne - wie immer bei Derevo - fehlt es nicht an großen archaischen Motiven. So tanzt Adassinsky als ziegenbärtiger Faun mit einem klapprigen Gerippe. Und nach einem Todesschuss muss schließlich auch noch seine wild flatternde Seele sowie ein Bühnenscheinwerfer dran glauben. Der Aberwitz blitzt immer wieder auf.
Doch der Name Derevo steht nicht nur für die großen Menschheitsfragen, sondern auch für Poesie und Verzauberung. Und wirklich zauberhaft gelingen die Szenen, in denen zwei nackte Gestalten einen Regenbogenstrahl erklimmen oder als Adassinsky mit seinen tänzelnden Pierrots Elena Yarovaya und Tantiana Luzay den Mond wieder auf seine Himmelsbahn schubst.
Derevo-Gründer und Choreograf Anton Adassinski sucht die Einfachheit in einer komplizierten Welt. Keine großen metaphysischen Themen, keine komplizierten Konzepte wollte er in dem neuen Stück "Dia gnose" behandeln.
"Ich glaube dass heute ein guter Zeitpunkt ist, um wieder die einfachen Dinge auf die Bühne zu bringen und von einfachen Dingen zu erzählen, damit die Leute auch ganz unmittelbar verstehen, warum ich als Tänzer auf der Bühne stehe."
"Dia gnose" ist also vor allem eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Adassinsky wurde in Sibirien geboren und lebt seit zehn Jahren mit seiner Kompanie in Dresden. Seinen inneren Kosmos kehrt er nun für das neue Stück nach außen, nur das persönlich Erlebte sei für ihn das Wahre. Sein neues Stück verstehe er als Rückblende und Autobiografie, als rein subjektive Betrachtung.
Manches wirkte gestern Abend im Festspielhaus Hellerau noch blutleer, steif oder unausgereift, doch das muss nichts bedeuten. Die ständige Weiterentwicklung der Stücke gehört zum festen Arbeitsprinzip der Kompanie, die sich vor allem aus russischen Tänzern rekrutiert.
Auch in Arbeitsweise, künstlerischem Herangehen und in ihrer Ästhetik, die immer wieder durch magische und verstörende Traumbilder und einer Mischung aus russischer Poesie und kafkaeskem Albtraum überrascht, mit dieser besonderen Ästhetik ist sich Derevo auch diesmal treu geblieben.
Und dennoch erscheint das Stück wie eine Art Lockerungsübung nach der exzessiven Bühnenarbeit der letzten Jahre, denn Derevo stand immer auch für atemberaubende Körperlichkeit, für ein extremes Schautheater glatzköpfiger Tänzerinnen und Tänzer, die eine fast religiöse Auffassung mit ihrer Arbeit verbindet.
Das neue Stück "Dia gnose" nimmt sich dagegen sehr spielerisch aus. So viel heiteres Erzählen, so viel Leichtigkeit in der Bewegung, so viel technischer Schnickschnack war selten bei Derevo zu erleben.
Klamauk, derbe Späße und Jahrmarktstheater - das erste von zirka 15 szenischen Bildern des neuen Derevo-Stückes beginnt recht schmissig und heiter. Doch schon die zweite Szene wirft die schweren Fragen auf. Neugeburt, Neubestimmung - das alles hängt in der Luft als Adassinsky aus dem dunklen Schoß seiner eigenen, ins Übermäßige vergrößerten Beine wieder auf die Welt krabbelt und erst mal Laufen lernen muss.
Es geht um Tod und Geburt, Liebe und Leiden, Mond und Sonne - wie immer bei Derevo - fehlt es nicht an großen archaischen Motiven. So tanzt Adassinsky als ziegenbärtiger Faun mit einem klapprigen Gerippe. Und nach einem Todesschuss muss schließlich auch noch seine wild flatternde Seele sowie ein Bühnenscheinwerfer dran glauben. Der Aberwitz blitzt immer wieder auf.
Doch der Name Derevo steht nicht nur für die großen Menschheitsfragen, sondern auch für Poesie und Verzauberung. Und wirklich zauberhaft gelingen die Szenen, in denen zwei nackte Gestalten einen Regenbogenstrahl erklimmen oder als Adassinsky mit seinen tänzelnden Pierrots Elena Yarovaya und Tantiana Luzay den Mond wieder auf seine Himmelsbahn schubst.
Derevo-Gründer und Choreograf Anton Adassinski sucht die Einfachheit in einer komplizierten Welt. Keine großen metaphysischen Themen, keine komplizierten Konzepte wollte er in dem neuen Stück "Dia gnose" behandeln.
"Ich glaube dass heute ein guter Zeitpunkt ist, um wieder die einfachen Dinge auf die Bühne zu bringen und von einfachen Dingen zu erzählen, damit die Leute auch ganz unmittelbar verstehen, warum ich als Tänzer auf der Bühne stehe."
"Dia gnose" ist also vor allem eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Adassinsky wurde in Sibirien geboren und lebt seit zehn Jahren mit seiner Kompanie in Dresden. Seinen inneren Kosmos kehrt er nun für das neue Stück nach außen, nur das persönlich Erlebte sei für ihn das Wahre. Sein neues Stück verstehe er als Rückblende und Autobiografie, als rein subjektive Betrachtung.
Manches wirkte gestern Abend im Festspielhaus Hellerau noch blutleer, steif oder unausgereift, doch das muss nichts bedeuten. Die ständige Weiterentwicklung der Stücke gehört zum festen Arbeitsprinzip der Kompanie, die sich vor allem aus russischen Tänzern rekrutiert.
Auch in Arbeitsweise, künstlerischem Herangehen und in ihrer Ästhetik, die immer wieder durch magische und verstörende Traumbilder und einer Mischung aus russischer Poesie und kafkaeskem Albtraum überrascht, mit dieser besonderen Ästhetik ist sich Derevo auch diesmal treu geblieben.
Und dennoch erscheint das Stück wie eine Art Lockerungsübung nach der exzessiven Bühnenarbeit der letzten Jahre, denn Derevo stand immer auch für atemberaubende Körperlichkeit, für ein extremes Schautheater glatzköpfiger Tänzerinnen und Tänzer, die eine fast religiöse Auffassung mit ihrer Arbeit verbindet.
Das neue Stück "Dia gnose" nimmt sich dagegen sehr spielerisch aus. So viel heiteres Erzählen, so viel Leichtigkeit in der Bewegung, so viel technischer Schnickschnack war selten bei Derevo zu erleben.