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Mit dem Abi ins High-Tech-Labor

Abschaffung von Wehrpflicht und Zivildienst, doppelter Abiturjahrgang: Im Herbst könnte es eng werden mit Studienplätzen. Die Medizinische Hochschule Hannover hatte deshalb die Idee, ein "Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr" anzubieten. Die Bewerbungsphase läuft bereits.

Von Michael Engel | 03.06.2011
    Als Johannes Buchmann auf der Homepage der Medizinischen Hochschule Hannover von dem Angebot erfuhr, hat er sich sofort beworben. Der Abiturient aus Springe bei Hameln liebäugelt mit einem naturwissenschaftlichen Studium. Das Praktikum in der MHH kommt dem 18-Jährigen gerade recht

    "Dieses freiwillige wissenschaftliche Jahr, das verbindet sozusagen Naturwissenschaftliches mit Nützlichem. Was es vorher halt noch nie gab. Ich bin halt sehr naturwissenschaftlich interessiert, nicht unbedingt so medizinisch wie für's freiwillige, soziale Jahr. Und daher ist es eine gute Möglichkeit, Einblicke, auch Laborarbeit, gerade an der MHH, zu bekommen und da auch noch etwas Nützliches zu tun."

    Genau das will die Medizinische Hochschule zusammen mit der Uni Hannover erfüllen: Einblicke geben in die Welt der Wissenschaft. In dem Pilotprojekt können Abiturienten ein zwölfmonatiges beziehungsweise zwei sechsmonatige Forschungsprojekte in unterschiedlichen Laboratorien absolvieren. Professor Christopher Baum - Forschungsdekan an der MHH:

    "Die Grundidee ist relativ simpel. Wir sind ja eine gemeinnützige Forschungsinstitution wie alle Universitäten. So dass man unter dem Mantel des freiwilligen sozialen Jahres hier Praktika anbieten kann, die interessierten Abiturienten - es richtet sich in erster Linie an die jungen Abiturienten über praktische Erfahrungen und über Teamarbeit Einblick in die Welt der Forschung von einer ganz lebendigen Seite zu bekommen."

    Nach einer kurzen Einarbeitungszeit sollen die jungen Leute dann sogar auch Experimente in eigener Regie durchführen, das Ganze integriert in den Arbeitsablauf der wissenschaftlichen Teams. Die Medizinische Hochschule Hannover züchtet menschliche Ersatzgewebe, arbeitet mit Stammzellen, entwickelt Implantate. Die Uni Hannover wiederum bietet zehn Plätze in der Quantenoptik, im Laserzentrum und in der Gravitationsphysik. Spannende Themen, verspricht Christopher Baum:

    "Wir als Hochschulen haben den Auftrag, den jungen Menschen möglichst früh schon den Zugang zu gewähren zur Welt der Wissenschaft und ich denke, idealer als in der Form eines langen Praktikums kann man das eigentlich gar nicht erreichen. Die Interessenten werden sehen, dass man es hier mit ganz normalen Menschen zu tun hat, die in Teams zusammen arbeiten, um wichtige Fragen zu lösen. Und das ist genau das Ziel, die Eintrittsschwelle zu senken in die Welt der Wissenschaft und den Interessenten die Möglichkeit zu geben, sich zu prüfen in diesem Kontext in praktischer Erfahrung, bevor man dann ins Studium geht."

    400 Euro erhalten die Praktikanten pro Monat. Seit wenigen Tagen kann man sich bei der Medizinischen Hochschule Hannover bewerben. 45 Plätze werden angeboten. Die schriftlichen Bewerbungen landen bei Nadine Dunker von der Stabsstelle für freiwillige Dienste:

    "Eingereicht werden sollte ein ganz normales Anschreiben, wo halt auch schon die Motivation herausgeht, warum ich mich bewerbe, welches meine Schwerpunkte und Interessen sind. Wir werden natürlich eine Vorauswahl treffen. Wir wollen natürlich die Besten haben, ist ja klar. Aber wenn es halt über 45 sehr gut qualifizierte Leute wären, würden wir einfach schauen, ob die nicht eventuell doch nicht noch irgendwelchen Forschungsprojekten zuzuordnen wären."

    Nadine Dunker ist Anlaufstelle auch für Bewerbungen an der Uni Hannover. Bewerbungsschluss ist der erste Juli. Zwei Monate später - am 1. September - kann's auch schon losgehen: Das neue Leben als Nachwuchswissenschaftler.