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Mit dem AStA-Bus nach Polen

Der AStA der Europa Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder hat zwei Wochen eine Busverbindung zwischen den deutschen und polnischen Teilen der Hochschule finanziert. Denn bislang gibt es keinen öffentlichen Nahverkehr, der Frankfurt mit seiner polnischen Nachbarstadt Slubice verbindet.

Von Claudia van Laak | 08.02.2008
    "Wir Studenten machen's vor" - steht in deutsch und polnisch auf dem Bus der Frankfurter Verkehrsbetriebe. Dort, wo sonst die Nummer der Buslinie angezeigt wird, blinkt das Wort "AStA". Etwa 20 Studierende steigen ein, als der Bus vor dem Gräfin-Dönhoff-Bau der Europa-Universität anhält. Sie wollen auf die andere Seite der Oder, ins polnische Slubice. Wir brauchen diesen Bus, sagen alle.

    " Ja natürlich, das ist eine große Erleichterung für uns, auf jeden Fall sollte das länger bleiben, nicht nur zwei Wochen, sondern ständig.

    Es wäre gut, wenn das ein Anreiz für die beiden Städte wird, dass dieses Projekt, eine Buslinie einzuführen, zustande kommt. Also ich drücke die Daumen, dass es klappt. Also für mich ist es gut, dann muss ich nicht mehr 25 Minuten zur Uni laufen, ich laufe fünf Minuten zum Bus, und in zehn Minuten bin ich da. "

    Seit an der Grenze zwischen Polen und Deutschland nicht mehr kontrolliert wird, fordert der AStA der Europauniversität von Frankfurt und Slubice eine Buslinie, die die beiden akademischen Partnerstädte verbindet. Die Bewohnerinnen und Bewohner des polnischen Studentendorfes zum Beispiel brauchen eine halbe Stunde, um zu Fuß zum Hauptgebäude der Viadrina in Frankfurt/Oder zu gelangen. Um zu beweisen, dass der Bus nötig ist, hat der AStA ihn zwei Wochen lang Probe fahren lassen. Die Kosten von rund 3000 Euro haben sich Studentenvertretung und Unipräsidentin geteilt. Die Bilanz: im Durchschnitt saßen 30 Fahrgäste im Bus - sagt Sandra Damus vom Asta.

    " Wir wollten einfach mal zeigen, dass es funktionieren kann. Und dass es notwenig ist, kann man daran sehen, dass er gut ausgelastet ist, es gibt manchmal keine Sitzplätze im Bus. Der ist besser ausgelastet als manch andere Linie in der Stadt. "

    Und das obwohl bei der AStA-Aktion nur Angehörige der Universität den Bus benutzen durften. Unipräsidentin Gesine Schwan hat es sich nicht nehmen lassen und ist ebenfalls eingestiegen. Sie lobt die Initiative des AStA.

    " Ich finde, dass das eine sehr gute Aktion der Studierenden gewesen ist. Sie haben auch die Diskussion sehr angestoßen, auch überregional, bis hinein in das polnische Fernsehen, auch bei den Medien hier ist das mit Sympathie registriert worden, das finde ich alles wunderbar. "

    Die Frage ist nur: Wie geht es weiter? Robert Richter vom AStA:

    " Wir hoffen natürlich, dass die Politik der beiden Städte auf unser Pilotprojekt reagiert. Denn es stellt sich heraus, dass die Buslinie sehr gut angenommen wird. Und wir hoffen, dass die Politik reagiert und eine öffentlich finanzierte Buslinie zwischen Frankfurt und Slubice einrichtet. "

    Im Frankfurter Rathaus rennen die Studierenden mit ihrer Forderung offene Türen ein. Stadtsprecher Sven Häseker - selber Absolvent der Viadrina:

    " Unsere Meinung steht fest, wir möchten einen grenzüberschreitenden ÖPNV. Wir denken, es ist für eine Stadt wie Frankfurt, oder gerade wenn wir von der Zwillingsstadt oder Schwesterstadt Frankfurt-Slubice sprechen, eine vitale Lebensader für diese Stadt, bloß wir müssen auf politischer Ebene abwarten, aber wir unterstützen die Aktion der Studenten. "
    In Slubice sieht man das Ganze skeptischer. In der polnischen Kleinstadt gibt es überhaupt keinen öffentlichen Personennahverkehr - stattdessen viele Taxis. Die Fahrer fürchten nun um ihr Geschäft und haben Widerstand gegen einen Linienbus zwischen Frankfurt und Slubice angekündigt. Entsprechend vorsichtig formuliert Stadtsprecherin Malina Balcerak:

    " Wenn man sich mit der Frankfurter Verwaltung über eine Verkehrsverbindung unterhalten könnte, wäre das durchaus machbar und erwünscht. "

    Bis ein öffentlicher Bus über die Grenzbrücke fährt, wird wohl noch viel Wasser die Oder hinunterfließen. Bleibt die Frage, ob die Universität nicht einen eigenen Linienbus einrichten könnte. Unipräsidentin Gesine Schwan will das nicht ausschließen.

    " Man hat ja immer auch, zumal wenn wir Stiftungsuni werden, eine Reihe von Einkünften, die nicht als Haushaltsmittel gelten, und da haben wir sicher auch Chancen. "

    In drei Wochen ist es soweit - dann tritt das entsprechende Gesetz in kraft und die Viadrina kann sich Stiftungsuniversität nennen.