Von Frank Grotelüschen.
Ted Vorburger hat seine Kugeln nie abgefeuert. Dennoch tragen sie typische Gebrauchsspuren - mikroskopisch kleine Rillen und Kratzer, die ein Projektil zwangsläufig abbekommt, wenn es durch den Waffenlauf schießt. Doch statt einfach loszuballern, hat Vorburger die Rillen und Kratzer mit einer Spezialmaschine in seine Kugeln eingraviert - um so zu tun, als wären sie abgefeuert worden. Da fragt man sich: Wozu das Ganze?
Um die optischen Analysegeräte zu eichen, mit denen die Polizei die am Tatort entdeckten Kugeln und Hülsen einer bestimmten Waffe zuordnet. Diese Apparate müssen natürlich zuverlässig und überall im Land einheitlich funktionieren.
Um eine abgefeuerte Kugel zu untersuchen, arbeiten die Waffenexperten mit computerunterstützten Spezialmikroskopen. Sie machen jenes komplexe Muster an Rillen und Kratzern sichtbar, das die Fachleute als ballistischen Fingerabdruck bezeichnen. Dieser Fingerabdruck verrät, ob zwei Kugeln aus derselben Waffe stammen oder nicht. Doch ebenso, wie eine Waage alle paar Jahre neu geeicht werden muss, müssen auch die ballistischen Analysegeräte immer mal wieder kontrolliert werden. Waagen werden mit Standardgewichten geeicht - mit Gewichten also, deren Masse sehr genau bekannt ist. Und die Spezialmikroskope der Polizei eicht man mit Standardkugeln. Das sind Projektile, deren Rillenmuster man genau kennt.
Um Standardkugeln herzustellen, hat man bisher mehrere Kugeln nacheinander mit ein- und derselben Waffe in einen Wassertank geschossen, beschreibt Vorburger. Diese Kugeln wurden aus dem Tank geborgen und zum Eichen der Apparate verwendet. Doch diese Methode erschien den Experten nicht genau genug. Sie suchten nach einem Verfahren, das eine größere Reproduzierbarkeit bietet.
Das Problem: Die Rillenmuster der in den Wassertank geschossenen Kugeln variieren eben doch ein klein wenig - kaum messbar zwar, aber zuviel, um als guter Standard zu taugen. Also kamen Ted Vorburger und seine Kollegen vom NIST, dem National Institute of Standards and Technology in Gaithersburg, auf eine andere Idee: Würde man die Kratzer und Spuren künstlich auf die Kugeln ritzen, so ginge das viel präziser als durch einfaches Drauflosgeschieße.
Wir verwenden eine computergesteuerte Drehbank. Sie graviert mit Diamanten die Kratzer in die Kugel ein. Zunächst haben wir einige Kugeln, die uns das FBI zur Verfügung gestellt hat, analysiert und ein typisches Profil abgeleitet. Mit diesem Profil haben wir unsere Präzisionsdrehbank programmiert. Und die kann dieses Profil nun höchst genau reproduzieren.
Das Ergebnis: 40 Standardkugeln aus reinem Kupfer, deren ballistisches Profil bis auf weniger als einen Mikrometer übereinstimmt.
Die Anfertigung der Kugeln ist ein ziemlich teurer Prozess. Der Stückpreis liegt um die 1600 Dollar.
Ende des Sommers will das NIST die edlen Geschosse ausliefern, will sie an Firmen und Behörden verkaufen oder verleihen. Wie gesagt sollen sie nicht dazu dienen, um mit den Kugeln vom Tatort verglichen zu werden. Sondern sie sollen jene Spezialmikroskope eichen, mit denen man die Kugeln vom Tatort dann ballistisch untersucht.
Die Nutzer, zum Beispiel Polizeidienststellen, werden unsere Standardkugeln regelmäßig verwenden. Sie werden sie mit ihren Mikroskopen analysieren und Bilder aufnehmen. Diese Bilder können sie dann mit älteren Aufnahmen der Standardkugel vergleichen beziehungsweise mit Aufnahmen, die mit anderen Geräten gemacht wurden. Dann vergleicht man die verschiedenen Bildern miteinander und schaut nach, ob es irgendwelche Abweichungen gibt, oder ob die Bilder nach wie vor identisch sind.
Das Ziel: Mehr Treffsicherheit in der Ballistik und verlässlichere Gutachten für die Justiz und damit letztlich mehr Erfolg bei der Jagd auf schießwütige Verbrecher.
Ted Vorburger hat seine Kugeln nie abgefeuert. Dennoch tragen sie typische Gebrauchsspuren - mikroskopisch kleine Rillen und Kratzer, die ein Projektil zwangsläufig abbekommt, wenn es durch den Waffenlauf schießt. Doch statt einfach loszuballern, hat Vorburger die Rillen und Kratzer mit einer Spezialmaschine in seine Kugeln eingraviert - um so zu tun, als wären sie abgefeuert worden. Da fragt man sich: Wozu das Ganze?
Um die optischen Analysegeräte zu eichen, mit denen die Polizei die am Tatort entdeckten Kugeln und Hülsen einer bestimmten Waffe zuordnet. Diese Apparate müssen natürlich zuverlässig und überall im Land einheitlich funktionieren.
Um eine abgefeuerte Kugel zu untersuchen, arbeiten die Waffenexperten mit computerunterstützten Spezialmikroskopen. Sie machen jenes komplexe Muster an Rillen und Kratzern sichtbar, das die Fachleute als ballistischen Fingerabdruck bezeichnen. Dieser Fingerabdruck verrät, ob zwei Kugeln aus derselben Waffe stammen oder nicht. Doch ebenso, wie eine Waage alle paar Jahre neu geeicht werden muss, müssen auch die ballistischen Analysegeräte immer mal wieder kontrolliert werden. Waagen werden mit Standardgewichten geeicht - mit Gewichten also, deren Masse sehr genau bekannt ist. Und die Spezialmikroskope der Polizei eicht man mit Standardkugeln. Das sind Projektile, deren Rillenmuster man genau kennt.
Um Standardkugeln herzustellen, hat man bisher mehrere Kugeln nacheinander mit ein- und derselben Waffe in einen Wassertank geschossen, beschreibt Vorburger. Diese Kugeln wurden aus dem Tank geborgen und zum Eichen der Apparate verwendet. Doch diese Methode erschien den Experten nicht genau genug. Sie suchten nach einem Verfahren, das eine größere Reproduzierbarkeit bietet.
Das Problem: Die Rillenmuster der in den Wassertank geschossenen Kugeln variieren eben doch ein klein wenig - kaum messbar zwar, aber zuviel, um als guter Standard zu taugen. Also kamen Ted Vorburger und seine Kollegen vom NIST, dem National Institute of Standards and Technology in Gaithersburg, auf eine andere Idee: Würde man die Kratzer und Spuren künstlich auf die Kugeln ritzen, so ginge das viel präziser als durch einfaches Drauflosgeschieße.
Wir verwenden eine computergesteuerte Drehbank. Sie graviert mit Diamanten die Kratzer in die Kugel ein. Zunächst haben wir einige Kugeln, die uns das FBI zur Verfügung gestellt hat, analysiert und ein typisches Profil abgeleitet. Mit diesem Profil haben wir unsere Präzisionsdrehbank programmiert. Und die kann dieses Profil nun höchst genau reproduzieren.
Das Ergebnis: 40 Standardkugeln aus reinem Kupfer, deren ballistisches Profil bis auf weniger als einen Mikrometer übereinstimmt.
Die Anfertigung der Kugeln ist ein ziemlich teurer Prozess. Der Stückpreis liegt um die 1600 Dollar.
Ende des Sommers will das NIST die edlen Geschosse ausliefern, will sie an Firmen und Behörden verkaufen oder verleihen. Wie gesagt sollen sie nicht dazu dienen, um mit den Kugeln vom Tatort verglichen zu werden. Sondern sie sollen jene Spezialmikroskope eichen, mit denen man die Kugeln vom Tatort dann ballistisch untersucht.
Die Nutzer, zum Beispiel Polizeidienststellen, werden unsere Standardkugeln regelmäßig verwenden. Sie werden sie mit ihren Mikroskopen analysieren und Bilder aufnehmen. Diese Bilder können sie dann mit älteren Aufnahmen der Standardkugel vergleichen beziehungsweise mit Aufnahmen, die mit anderen Geräten gemacht wurden. Dann vergleicht man die verschiedenen Bildern miteinander und schaut nach, ob es irgendwelche Abweichungen gibt, oder ob die Bilder nach wie vor identisch sind.
Das Ziel: Mehr Treffsicherheit in der Ballistik und verlässlichere Gutachten für die Justiz und damit letztlich mehr Erfolg bei der Jagd auf schießwütige Verbrecher.