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Mit Homöophathie gegen die Kastanienminiermotte

Herbststimmung im Hochsommer. Kaum ein Mittel hilft gegen die kleinen Schmetterlingsraupen, denn sobald sie aus dem Ei schlüpfen, fressen sie sich auch sofort ins Blatt ein und sind dort vor Sprühmitteln relativ sicher. In Bonn wollen die Pflanzenschützer jetzt einen anderen Weg ausprobieren. Der Baum soll sich selber helfen und die Motten vertreiben. Dabei sollen ihm homöopathische Mittel helfen.

Von Dietrich Sondermann |
    Seit drei Jahren bereiten die kleinen Falter den Bonnern nun schon Kopfzerbrechen. Die Poppelsdorfer Allee ist bekannt als Flaniermeile zwischen der barocken Universität und dem kurfürstlichen Schloss. Hier und in anderen Alleen kommt kaum eine weißblühende Kastanie mit dem ersten grünen Laub bis in den Herbst. Die Larven der Kastanienminiermotte saugen und fressen die Blätter leer, bis diese abfallen. Dabei scheinen sie die Bäume nicht einmal sonderlich zu schädigen, meint Mathias Niesar vom Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Rheinland:

    Die Bäume werden nicht dadurch getötet, sondern wir haben eine sehr frühe Verfärbung des Laubes, die teilweise schon im Juni einsetzen kann; in Österreich, wo ja das Tier schon über zehn Jahre sein Unwesen treibt, konnten wir auch bisher keine absterbenden Bäume finden. Also die Bäume gehen dadurch nicht zugrunde.

    Es handelt sich also eher um ein ästhetisches Problem, das aber in Parkanlagen und Alleen wirklich ärgerlich ist. Gift ist hier aber kaum eine Lösung. Deshalb werden jetzt homöopathische Maßnahmen ausprobiert. Dabei gilt der Grundsatz, dass Ähnliches Ähnliches heilen soll, d.h. dass höchste Verdünnungen einer schädlichen Substanz als Medizin gegen eben diese Substanz eingesetzt werden können:

    Wir versuchen an zwanzig Bäumen ein Mittel zu applizieren, wo Informationen über den Schmetterling unmittelbar auf die Blätter gegeben werden. Und zwar ist das ein homöopathisches Mittel, wo Tiere entsprechend verascht wurden, also nicht verbrannt, also verascht wurden und dann hochpotenziert.

    Die Veraschung ist keine Verbrennung, sondern eher ein völliges Austrocknen dieser Schmetterlinge, die dann zu einem Pulver zermahlen und in sogenanntem dynamisiertem Wasser hochverdünnt werden. Dabei stützten sich die Erfinder dieser Methode auf Wege aus der Humanmedizin:

    In Anlehnung an diese dort gewonnenen Erkenntisse hat man eben auch für Pflanzen diesen Weg beschritten und versucht eben über Homöopathie den Pflanzen Informationen zu geben, dass die in eigener Zuständigkeit dann Abwehrstoffe produzieren gegen diese Rosskastanienminiermotte.

    Vom Prinzip her sei das durchaus mit einer Impfung zu vergleichen:

    Wir wollen untersuchen: gibt es einen unmittelbaren Einfluss darauf, dass z. B. weniger Eier abgelegt werden auf den Blättern - dass das vielleicht nicht 200 pro Fiederblatt sind, sondern bloß zwanzig - oder werden nach wie vor etwa 200 Eier pro Fiederblatt abgelegt und hat das eine unmittelbare Auswirkung auf die Vitalität der Tiere im Blatt selbst.

    Dabei gehen die Pflanzenschützer davon aus, dass sich der Erfolg nicht sofort, sondern erst nach und nach einstellt:

    Dieses Mittel wird mehrfach in diesem Jahr ausgebracht, nicht nur ein Mal, sondern mehrfach also drei Mal pro Jahr ausgebracht und läuft dieses Projekt über drei Jahre.

    Der Erfolg des Mittels wird auch überprüft. Ein Teil der Bäume auf der Poppelsdorfer Allee in Bonn kommen nicht in den Genuss der Sprühlauge und dienen als Vergleich.

    Wolf-Dietrich Karl, ein Mitarbeiter der beteiligten Firma aus Süddeutschland, ist sich jetzt schon sicher, dass die Bonner Bäume mit Spritzung besser gedeihen. In München, so berichtet er, seien die Erfolge schon nachgewiesen:

    Wir spritzen dort Biergärten hauptsächlich und auch private Anlagen und da haben wir eigentlich schon Erfolge gehabt, wo dann die Bäume im Sommer definitiv grüner waren, wo wir auch von den Kundschaften die Bestätigung schriftlich gekriegt haben, dass die Bäume auch im Gegensatz zur Umgebung besser ausgeschaut haben.

    Jetzt hofft er, auch bundesweit mit der neuen Methode den Kommunen helfen zu können:

    Und an dem Versuch machen wir gerne mit, weil Homöopathie ist halt ein Mittel, was gerne verlächelt wird und wenn man sich so einem Versuch stellt, macht das auch ein bißchen mehr Öffentlichkeit.