Der knarzige Kommissar Kluftinger ist unter Krimifreunden und in Bayern sowieso mittlerweile Kult. Laienspiel, Milchgeld, Rauhnacht, Erntedank und Seegrund - mittlerweile haben die beiden Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr fünf Kluftinger-Krimis geschrieben. Alle spielen im Allgäu. Die beiden Autoren sind selbst Allgäuer, dort kennen sie sich aus und suchen für ihre Geschichten nach wirklichen Orten. Neu ist eine Allgäukarte mit eben diesen Krimi-Orten und speziellen Krimi-Touren, Krimi-Tagen, Krimi-Wanderungen. Weil das Allgäu so unterschiedliche Welten bietet, geht es auch hoch hinaus - in die schroffen Alpengipfel in die Welt der Steinböcke. Die Tiere waren schon fast ausgestorben in den Alpen, jetzt trifft man sie dort wieder. Jedenfalls im Allgäu und in über 2000 Meter Höhe.
Der Krimi "Seegrund" spielt bei Füssen. Wir laufen in einem schmalen Tal, zwischen grauen Felswänden. In diesem Tal wurde Gips abgebaut. Sehr viel Gips. Es ist aber noch genug da und gibt dem plätschernden Wasser seinen Namen: Faulenbach. Es riecht wirklich stellenweise faulig. Erih Gößler
"Der Gips ist schwefelhaltig. Wenn das Wasser durchfließt, dann löst sich der Schwefel und zersetzt sich an der Luft. Und das stinkt halt, wie Stinkbomben."
Damit wir uns nicht die Nasen zu halten, sind die Quellen umbaut und werden abgeleitet. Wir wandern immer weiter im Faulenbachtal, an mehreren Seen vorbei und kommen am Talende zum Alatsee. Fast kreisrund. Felsen spiegeln sich im ruhigen Wasser. Hier fand Kommissar Kluftinger bei einer Winterwanderung einen Toten.
"Etwa zehn Meter entfernt, nur wenige Schritte vom Seeufer lag ein Mann im Schnee. Er steckte in einem eng anliegenden schwarzen Anzug und lag auf dem Bauch, die Arme weit vom Körper weg gestreckt. In einem Radius von beinahe zwei Metern um den Körper hatte sich der Schnee dunkelrot verfärbt. Offensichtlich lag der Mann in einer unvorstellbar großen Blutlache."
Doch der Mann war nicht tot und es war auch kein Blut ... Der Alatsee ist eines der rätselhaftesten Gewässer Europas. Ein riesiger Trichter, 38 Meter tief.
"Man kann drin schwimmen und im Sommer ist sehr viel Badebetrieb hier. Und bis 15 Meter Tiefe ist das ein wunderschöner, sauerstoffreicher Gebirgssee. Wenn man aber weiter hinunter kommt ab 15 Meter wird es dann richtig gefährlich. Plötzlich kommt man in eine purpurfarbene Wolke hinein. Das Schlimmste ist eigentlich, dass es plötzlich ganz heftig nach Schwefel stinkt. Da hat man dann einen Schwefelgeschmack im Mund und das ist dermaßen schrecklich - so beschreiben es die Taucher - dass man Panik bekommt und die versuchen, möglichst schnell nach oben zu kommen, was natürlich tödlich sein kann."
Und wieder hören wir von schwefelhaltigem Gips. Der ist verantwortlich für das purpurfarbene Wasser.
"Das Gipsvorkommen ist hier sehr stark, in diesem Alatsee, in der Tiefe. Das Wasser löste die Schwefelbestandteile aus dem Gips heraus. Purpurfarben ist es deshalb, weil eine sogenannte Purpurbakterie sich von diesem Schwefel ernährt."
Und zwar in so großen Mengen, wie sonst nirgends. Doch der See birgt noch mehr Geheimnisse. Zum Kriegsende wurden hier Versuche gemacht.
"Zum einen hat man ein Flugzeug aus Holz gebaut, es gab kaum noch Metall. Und die Strömungsversuche hat man hier im See gemacht. Und man hat festgestellt, das hält nicht, die Flügel sind abgebrochen. Zum anderen ist die Rede, dass man hier Torpedos entwickelt hat. Man hat von Detonationen gehört hier im See. Es ist auch die Rede davon, dass die Kunstgegenstände aus München, die in Neuschwanstein eingelagert waren, unter anderem auch der Rothschild-Schatz, dass man das mit Lastwagen hier hergebracht und im See versenkt hat."
Man erzählt sich..., man hat gehört... Jedenfalls war der See damals weiträumig abgesperrt. Wernher von Braun war hier, wohnte in dem kleinen Gasthof, der jetzt noch direkt am Ufer steht. Klar, dass der Alatsee das Zeug hat für einen spannenden Krimi. "Seegrund". Am See beginnt der Aufstieg zur Salober Alm, die liegt in 1150 Metern Höhe. Bei Füssen stößt flaches Land direkt an einige Zweitausender-Gipfel ohne hügeligen Übergang. Oben macht der junge Hütten-Wirt Musik. Ob Kluftinger auch hier war?
Dagegen erfordert die Steinbock-Tour einen höheren Aufwand. Es ist eine in den Alpen wohl einmalige mehrtägige Rundwanderung weit oben mit Start und Ziel in Oberstdorf. Von einer Berg-Hütte zur anderen.
Wir steigen neben dem rauschenden Bach bergauf, balancieren auf Steinen durch kleinere Zuflüsse, die von den Berghängen plätschern.
Und wir klettern über alte Schneelawinen, die sich trotz der Sommer-Wärme gehalten haben. Der Schneepanzer kann ziemlich dünn sein. Von der Seite sehen wir, wie das drunter durch fließende Wasser große Höhlen ausgewaschen hat.
"Ach wenn man `s Vieh hört, ist es nimmer weit. Man hört es am Gebimmel, am Schellen-Geläut. Auch die Alpendohlen haben wir schon gesehen, die sind über uns geflogen. Und dann weiß man, dann sind menschliche Behausungen nicht mehr weit."
Der mehrstündige Aufstieg endet an einer Berghütte. Hütte klingt zwar klein, doch es sind stattliche Häuser, um 1900 vom Alpenverein gebaut, mit 50 bis 300 Schlafplätzen a la Jugendherberge. Anmelden braucht man sich nicht. Und selbst wenn Betten und Matratzenlager belegt sind, wird keiner weggeschickt. Beim Abendessen erklärt Bergführer Andi die Steinbock-Tour.
"Also angefangen Oberstdorf, dann rauf zur Hochleite, Schönblick, dann rauf in Richtung Fellhorn. Vom Fellhorn zum Fiderepass, an der Grenze entlang, Kumbacher Höhenweg. Und dann kommt man zu Mindelheimer Hütte. Dann über Bieber Alpe geht es weiter in Richtung Rappensee-Hütte. Dann von der Rappensee-Hütte, da sind wir dann sicherlich am schwierigsten Teil, auf dem Heilbronner Weg."
Dieser Heilbronner Weg ist ein mit Seilen und Stegen gesicherter Weg ganz oben auf dem Grat. Mit Panoramablick.
Als wir am Morgen aufbrechen, treffen wir auf Murmeltiere und sehen auf einem Bergrücken schon die ersten Steinböcke. Die stehen da, als ob sie die Wanderer zählen. Ein gutes Stück größer als ordentliche Ziegen und mit zwei langen nach hinten gebogenen Hörnern. Eben wegen dieser Hörner, denen man Heilwirkung zusprach, wurden die imposanten Tiere gejagt.
"Diese Tiere ließen sich recht gut bejagen, weil sie einfach sehr zutraulich sind. Also ganz anders als Gämsen oder Hirsche. Die waren im 19. Jahrhundert kurz vor dem Aussterben und waren nur noch im Gran Paradiso, in einem kleinen Gebiet übrig geblieben, 50 bis 100 Tiere. Nur die strikte Unterschutzstellung hat dazu geführt, dass der Alpen-Standtort nicht komplett ausgestorben ist."
Henning Werth vom Naturschutz Allgäuer Hochalpen. Die Steinböcke stehen friedlich auf dem Felsen. Nur im Dezember vor der Paarungszeit kämpfen die Männchen miteinander.
"Die Böcke sind Pantoffelhelden. Sie wirken zwar sehr imposant, aber in Wirklichkeit sind es die Geißen, die aus biologischer Sicht mehr Verantwortung haben, weil sie letztlich nach der Paarung die Jungen gebären und sie zwei bis drei Jahre aufziehen. Während die Böcke in Bock-Rudeln den Sommer verbringen. Die sind nur zur Paarungszeit im Dezember zusammen mit den Weibchen und hauen dann sofort wieder ab, nachdem sie sich gepaart haben."
Bei der Wanderung in etwa 2000 Meter Höhe treffen wir des Öfteren auf Steinböcke. Im leichten Schnee sind sie gut zu sehen. Beim Waltenberger Haus, der ältesten Berghütte in Deutschland, kommen sie sogar sehr nahe.
"Bei uns gibt es eine Steinbock-Familie, die sich vor etwa zwölf Jahren hier angesiedelt hat. Vorher haben wir Gämsen gehabt, jetzt haben wir Steinböcke, weil die Steinböcke auch die Gämsen vertreiben. Die wohnen hier um die Hütte herum in Höhlen und kommen ganz nahe an die Terrasse heran und fressen das gute Allgäuer Gewächs."
Die Steinbock-Tour weit oben um Oberstdorf dauert vier Tage, lässt sich aber erweitern oder abkürzen. Der Abstieg ins Tal bringt dann den Kontrast, eben noch in Schnee und Matsch, mitten im Sommer, laufen wir bald durch Blütenpracht.
www.steinbock-tour.de
www.fuessen.de
www.allgaeu.info
Der Krimi "Seegrund" spielt bei Füssen. Wir laufen in einem schmalen Tal, zwischen grauen Felswänden. In diesem Tal wurde Gips abgebaut. Sehr viel Gips. Es ist aber noch genug da und gibt dem plätschernden Wasser seinen Namen: Faulenbach. Es riecht wirklich stellenweise faulig. Erih Gößler
"Der Gips ist schwefelhaltig. Wenn das Wasser durchfließt, dann löst sich der Schwefel und zersetzt sich an der Luft. Und das stinkt halt, wie Stinkbomben."
Damit wir uns nicht die Nasen zu halten, sind die Quellen umbaut und werden abgeleitet. Wir wandern immer weiter im Faulenbachtal, an mehreren Seen vorbei und kommen am Talende zum Alatsee. Fast kreisrund. Felsen spiegeln sich im ruhigen Wasser. Hier fand Kommissar Kluftinger bei einer Winterwanderung einen Toten.
"Etwa zehn Meter entfernt, nur wenige Schritte vom Seeufer lag ein Mann im Schnee. Er steckte in einem eng anliegenden schwarzen Anzug und lag auf dem Bauch, die Arme weit vom Körper weg gestreckt. In einem Radius von beinahe zwei Metern um den Körper hatte sich der Schnee dunkelrot verfärbt. Offensichtlich lag der Mann in einer unvorstellbar großen Blutlache."
Doch der Mann war nicht tot und es war auch kein Blut ... Der Alatsee ist eines der rätselhaftesten Gewässer Europas. Ein riesiger Trichter, 38 Meter tief.
"Man kann drin schwimmen und im Sommer ist sehr viel Badebetrieb hier. Und bis 15 Meter Tiefe ist das ein wunderschöner, sauerstoffreicher Gebirgssee. Wenn man aber weiter hinunter kommt ab 15 Meter wird es dann richtig gefährlich. Plötzlich kommt man in eine purpurfarbene Wolke hinein. Das Schlimmste ist eigentlich, dass es plötzlich ganz heftig nach Schwefel stinkt. Da hat man dann einen Schwefelgeschmack im Mund und das ist dermaßen schrecklich - so beschreiben es die Taucher - dass man Panik bekommt und die versuchen, möglichst schnell nach oben zu kommen, was natürlich tödlich sein kann."
Und wieder hören wir von schwefelhaltigem Gips. Der ist verantwortlich für das purpurfarbene Wasser.
"Das Gipsvorkommen ist hier sehr stark, in diesem Alatsee, in der Tiefe. Das Wasser löste die Schwefelbestandteile aus dem Gips heraus. Purpurfarben ist es deshalb, weil eine sogenannte Purpurbakterie sich von diesem Schwefel ernährt."
Und zwar in so großen Mengen, wie sonst nirgends. Doch der See birgt noch mehr Geheimnisse. Zum Kriegsende wurden hier Versuche gemacht.
"Zum einen hat man ein Flugzeug aus Holz gebaut, es gab kaum noch Metall. Und die Strömungsversuche hat man hier im See gemacht. Und man hat festgestellt, das hält nicht, die Flügel sind abgebrochen. Zum anderen ist die Rede, dass man hier Torpedos entwickelt hat. Man hat von Detonationen gehört hier im See. Es ist auch die Rede davon, dass die Kunstgegenstände aus München, die in Neuschwanstein eingelagert waren, unter anderem auch der Rothschild-Schatz, dass man das mit Lastwagen hier hergebracht und im See versenkt hat."
Man erzählt sich..., man hat gehört... Jedenfalls war der See damals weiträumig abgesperrt. Wernher von Braun war hier, wohnte in dem kleinen Gasthof, der jetzt noch direkt am Ufer steht. Klar, dass der Alatsee das Zeug hat für einen spannenden Krimi. "Seegrund". Am See beginnt der Aufstieg zur Salober Alm, die liegt in 1150 Metern Höhe. Bei Füssen stößt flaches Land direkt an einige Zweitausender-Gipfel ohne hügeligen Übergang. Oben macht der junge Hütten-Wirt Musik. Ob Kluftinger auch hier war?
Dagegen erfordert die Steinbock-Tour einen höheren Aufwand. Es ist eine in den Alpen wohl einmalige mehrtägige Rundwanderung weit oben mit Start und Ziel in Oberstdorf. Von einer Berg-Hütte zur anderen.
Wir steigen neben dem rauschenden Bach bergauf, balancieren auf Steinen durch kleinere Zuflüsse, die von den Berghängen plätschern.
Und wir klettern über alte Schneelawinen, die sich trotz der Sommer-Wärme gehalten haben. Der Schneepanzer kann ziemlich dünn sein. Von der Seite sehen wir, wie das drunter durch fließende Wasser große Höhlen ausgewaschen hat.
"Ach wenn man `s Vieh hört, ist es nimmer weit. Man hört es am Gebimmel, am Schellen-Geläut. Auch die Alpendohlen haben wir schon gesehen, die sind über uns geflogen. Und dann weiß man, dann sind menschliche Behausungen nicht mehr weit."
Der mehrstündige Aufstieg endet an einer Berghütte. Hütte klingt zwar klein, doch es sind stattliche Häuser, um 1900 vom Alpenverein gebaut, mit 50 bis 300 Schlafplätzen a la Jugendherberge. Anmelden braucht man sich nicht. Und selbst wenn Betten und Matratzenlager belegt sind, wird keiner weggeschickt. Beim Abendessen erklärt Bergführer Andi die Steinbock-Tour.
"Also angefangen Oberstdorf, dann rauf zur Hochleite, Schönblick, dann rauf in Richtung Fellhorn. Vom Fellhorn zum Fiderepass, an der Grenze entlang, Kumbacher Höhenweg. Und dann kommt man zu Mindelheimer Hütte. Dann über Bieber Alpe geht es weiter in Richtung Rappensee-Hütte. Dann von der Rappensee-Hütte, da sind wir dann sicherlich am schwierigsten Teil, auf dem Heilbronner Weg."
Dieser Heilbronner Weg ist ein mit Seilen und Stegen gesicherter Weg ganz oben auf dem Grat. Mit Panoramablick.
Als wir am Morgen aufbrechen, treffen wir auf Murmeltiere und sehen auf einem Bergrücken schon die ersten Steinböcke. Die stehen da, als ob sie die Wanderer zählen. Ein gutes Stück größer als ordentliche Ziegen und mit zwei langen nach hinten gebogenen Hörnern. Eben wegen dieser Hörner, denen man Heilwirkung zusprach, wurden die imposanten Tiere gejagt.
"Diese Tiere ließen sich recht gut bejagen, weil sie einfach sehr zutraulich sind. Also ganz anders als Gämsen oder Hirsche. Die waren im 19. Jahrhundert kurz vor dem Aussterben und waren nur noch im Gran Paradiso, in einem kleinen Gebiet übrig geblieben, 50 bis 100 Tiere. Nur die strikte Unterschutzstellung hat dazu geführt, dass der Alpen-Standtort nicht komplett ausgestorben ist."
Henning Werth vom Naturschutz Allgäuer Hochalpen. Die Steinböcke stehen friedlich auf dem Felsen. Nur im Dezember vor der Paarungszeit kämpfen die Männchen miteinander.
"Die Böcke sind Pantoffelhelden. Sie wirken zwar sehr imposant, aber in Wirklichkeit sind es die Geißen, die aus biologischer Sicht mehr Verantwortung haben, weil sie letztlich nach der Paarung die Jungen gebären und sie zwei bis drei Jahre aufziehen. Während die Böcke in Bock-Rudeln den Sommer verbringen. Die sind nur zur Paarungszeit im Dezember zusammen mit den Weibchen und hauen dann sofort wieder ab, nachdem sie sich gepaart haben."
Bei der Wanderung in etwa 2000 Meter Höhe treffen wir des Öfteren auf Steinböcke. Im leichten Schnee sind sie gut zu sehen. Beim Waltenberger Haus, der ältesten Berghütte in Deutschland, kommen sie sogar sehr nahe.
"Bei uns gibt es eine Steinbock-Familie, die sich vor etwa zwölf Jahren hier angesiedelt hat. Vorher haben wir Gämsen gehabt, jetzt haben wir Steinböcke, weil die Steinböcke auch die Gämsen vertreiben. Die wohnen hier um die Hütte herum in Höhlen und kommen ganz nahe an die Terrasse heran und fressen das gute Allgäuer Gewächs."
Die Steinbock-Tour weit oben um Oberstdorf dauert vier Tage, lässt sich aber erweitern oder abkürzen. Der Abstieg ins Tal bringt dann den Kontrast, eben noch in Schnee und Matsch, mitten im Sommer, laufen wir bald durch Blütenpracht.
www.steinbock-tour.de
www.fuessen.de
www.allgaeu.info