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Mit Penguin Random House bessere Position gegenüber Amazon & Co.

Auf dem internationalen Buchmarkt wurde heute ein neues Kapitel geschrieben. Denn Europas größter Medienkonzern Bertelsmann und das britische Verlagshaus Pearson legen ihre Buchverlage zusammen und so entsteht aus der Nummer Drei und Vier die mit Abstand größte Publikumsverlagsgruppe der Welt.

Von Michael Braun | 29.10.2012
    Es wird ein Gigant: Random House und die Penguin Group werden mit zusammen drei Milliarden Dollar Umsatz und 8.000 Mitarbeiter im Markt auftreten. Die Medienunternehmen Bertelsmann aus Gütersloh und die britische Pearson haben heute bekannt gegeben, ihre jeweiligen Buchverlagsgeschäfte im nächsten Jahr zusammenzuführen.

    Synergieeffekte seien nicht das Ziel des Zusammenschlusses, teilte ein Sprecher mit. Vielmehr sei, wie im Musikgeschäft, die weitere Konsolidierung der Verlagsbranche absehbar gewesen. Bertelsmann und Pearson wollten dabei gemeinsam Schlagkraft entwickeln. Der Druck dazu kam auch von neuen Anbietern, die – wie etwa der Onlinehändler Amazon - sich auch in den Verlagsbereich ausdehnten. Bei Apples i-tunes beobachteten Analysten ähnliche Tendenzen. Dagegen galt es, sich zu wehren. Der Händler soll dem Verleger nicht die Preise und Margen diktieren können. So sieht Jacques Abramowicz von Sylvia Quadt Research den heute angekündigten Zusammenschluss auf dem Buchmarkt:

    "Wir haben ja mit Random House und mit Penguin zwei der erfolgreichsten und anerkanntesten Marken. Aber immerhin sind die schwach im Vergleich zu einer Marktmacht einer Amazon oder i-tunes. Und die wollen einfach ihre Marktmacht ausbauen beziehungsweise verstärken, damit sie eine bessere Verhandlungsposition gegenüber eben diesen neuen Konkurrenten haben, die inzwischen die Preise diktieren und Konditionen diktieren. Und da will man eben ein größeres Stück vom Kuchen."

    Das Deutschlandgeschäft von Bertelsmann, Random House mit Sitz in München, wird nicht in den neuen Riesen integriert. Die hiesige Buchpreisbindung erfordere ein anderes Management als das internationale Geschäft, das zudem von weiter verbreiteten Sprachen als der deutschen lebe. Zusammengelegt werden vor allem die Aktivitäten in den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Indien und Südafrika, dazu die Geschäfte in Spanien und Lateinamerika sowie in China. Es geht also um große Märkte. Denn dort, so Random-House-Chef Markus Dohle auf der letzten Bilanzpressekonferenz, sei starkes Wachstum möglich:

    "Stellen sie sich die digitalen Vermarktungschancen in einem englischsprachigen Land wie Indien vor. Die sind in der Tat massiv. Natürlich ist es so, dass nicht jedes digitale Buch, was verkauft wird, ein zusätzlicher Verkauf ist. Natürlich ist massiv Substitution da von Printbüchern. Nichtsdestotrotz sind wir in der Lage, mit digitalen Inhalten auch neue Leserschaften zu erreichen. Und für uns ist es ja ganz wichtig, auch die junge Generation zu erreichen. Und die erreichen wir ganz besonders auch durch digitale Inhalte."

    Das neue Unternehmen soll Penguin Random House heißen. Bertelsmann wird daran 53 Prozent halten und den Chef stellen, Penguin 47 Prozent.

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