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Mit vollem Schub voraus?

Es gab Zoff um die künftigen Flugrouten am Airport Berlin Brandenburg. Nun hat sich die Fluglärmkommission - ein Gremium betroffener Gemeinden - mit klarer Mehrheit für eine westliche Umfliegung Potsdams ausgesprochen. Das wäre eine große Entlastung für die Bewohner des Berliner Südwestens.

Von Axel Flemming | 10.05.2011
    Die Fluglärmkommission hat sich mehrheitlich für die so genannte Variante 8 ausgesprochen. Die Vorsitzende des Gremiums, Kathrin Schneider.

    "Bezogen auf die Westseite ist hier auch die bekannte sogenannte Alternative Acht nochmals umfassend erörtert worden. Diese Frage, ob es einen Punkt geben muss, der etwa auf dem Bereich der Wannsee-Brücke liegt. Oder ob ein Umfliegen von Potsdam, Havelseen-Berlin westlich möglich ist. Auch dieser Bereich ist nochmals intensiv erörtert worden, und letztlich hat sich die Fluglärmkommission mehrheitlich dafür entschieden, eine Empfehlung abzugeben, die da sagt, dass diese Alternative Acht, also diese westliche Umfliegung bevorzugt wird, dass die deutsche Flugsicherung dies als eine Grundlage ihrer Planung einstellen soll."

    Außerdem empfehlen die betroffenen Gemeinden mehrheitlich, dass die Jets erst ab einer Höhe von 10.000 Fuß - das sind etwa 3300 Meter - in Richtung Norden und Osten abknicken dürften. Der Berliner Vertreter der deutschen Flugsicherung, Hans Niebergall, zeigte sich da skeptisch, und nannte diese Variante nicht handhabbar.

    "Das werden wir schlichtweg in der Abwägung prüfen. Allerdings ist mir persönlich kein Fall bekannt, wo es eine derartige Festlegung gibt, die uns auf 10.000 Fuß beschränkt. Über 5000 gibt es derlei Regelungen nicht. Alle Regelungen, die mir bekannt sind und die über 5000 Fuß hinweggehen, sind freiwillige Selbstbeschränkungen, für den Fall von Feiertagen und Wochenenden."

    Zum Beispiel beim Berliner Noch-Flughafen Tegel eine Freigabe erst ab 8000 Fuß, jedenfalls an Sonn- und Feiertagen. Sind die Proteste damit künftig vom Tisch? Bislang ließen die Flugrouten-Gegner nicht locker. Bald könnte nun die Zahl der Betroffenen geringer ausfallen und damit auch die Zahl der BBI-Gegner. Einmal im Monat gehen die verschiedenen Bürgerinitiativen in Schönefeld bislang auf die Straße. Mehrere tausend Menschen demonstrieren gegen geplante Nachtflüge und die Pläne, BBI zum internationalen Drehkreuz ausbauen zu wollen.

    "Man kann sich noch verständigen, aber man hört es trotzdem. Und jetzt, wenn man weiß, was passieren soll, dann achtet man ja noch mehr drauf. Man wartet ja förmlich drauf. In einer Minute können Sie jetzt schon sagen, sind manchmal zwei, drei Stück, ja. Der eine ist noch nicht mal weg, da hört man den andern schon ankommen."

    Allerdings lautet der Minimalkonsens der BBI-Demonstranten bislang nach dem St. Floriansprinzip: Flugrouten schon, aber nicht über unsere Köpfe. Wenn nun Teile des Berliner Südens und des südlichen Speckgürtels in Brandenburg entlastet werden, dann trifft es andere umso mehr. Rainer Bredtschneider, Staatssekretär im Infrastrukturministerium Brandenburg:

    "Das ist in der Tat so, dass Blankenfelde selber dann im direkten Anflug und im direkten Abflug belastet würde von der Nordbahn, alles würde über Blankenfelde gehen Das ist in der Tat ausgesprochen misslich, ist aber das Ergebnis einer Gesamtschau, wie sie die Fluglärmkommission gemacht hat."

    Hintergrund der Routenvorschläge: um den Flughafen effizient zu betreiben, muss auf der Nord- und Südbahn ein Parallelbetrieb gewährleistet sein. Dazu ist ein Abknicken nach dem Start notwendig, damit sich die Flugrouten nicht zu nahe kommen. Dieses Abknicken soll künftig offenbar nur noch im Süden über weitgehend unbewohntem Gebiet passieren, im Norden geht das nicht so konfliktfrei.