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Mit Vollgas auf die DVD

Wer Musik oder Filme auf eine CD oder DVD schreibt, der erwartet vor allem eines: dass es schnell vorbei ist. Bei der CD ist das Thema längst abgehakt, sie ist heute in rund zwei Minuten "gebrannt". Anders dagegen bei der DVD, denn bis die Scheiben im Laufwerk aufgrund zu hoher Touren bersten, kann die Geschwindigkeit nochmals auf das Sechszehnfache der Normalgeschwindigkeit verdoppelt werden. Doch dieser Rekord ist nur mit Kniffen zu erreichen.

Von Mikro Smiljanic |
    Die Schreibgeschwindigkeit von CD beziehungsweise DVD hängt wesentlich von der Umdrehungszahl der Disc ab - je schneller sie rotiert, desto höher ist die Aufnahmerate. Allerdings gibt es Grenzen: Höhere Umdrehungsgeschwindigkeiten erfordern eine verbesserte Schreibelektronik. Außerdem - das haben sich Wissenschaftler in den Philips-Forschungslabors drastisch vor Augen geführt - lassen sich die Umdrehungszahlen nicht beliebig steigern.

    Hier sehen Sie eine Disc mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommen, die rotiert auf ungefähr dem Doppelten der Maximalgeschwindigkeit, dadurch explodiert die Disc und man sieht die einzelnen Plastikteile wegfliegen.

    Wobei die Maximalgeschwindigkeit - so Jochen Hellmig - bei 10.000 Umdrehungen pro Minute liegt. Die Außenkante der Disc bewegt sich dann mit 200 Kilometern pro Stunde. Höhere Geschwindigkeiten haben gleich mehrere negative Konsequenzen. Zunächst einmal dehnen sich die Polycarbonatscheiben und mit ihnen die eingebleichten Daten, so dass die Fehlerrate steigt.

    Daneben ist es auch die Energie, die man braucht, um die Disk zu beschleunigen und auf dieser Geschwindigkeit zu halten. Sowieso ist es so, für Laptops ist die Geschwindigkeit gedrosselt auf die Hälfte, weil sonst die Batterie sehr schnell leer wäre. Und hier kommt man dann auch in Bereiche, wo es auch für die großen Computer einfach zu viel wird, auch im Zusammenhang mit der Geräuschentwicklung, die die Disc dann macht.

    DVD-Aufnahmen von 16x erfordern andere Schreibstrategien. Zunächst einmal müssen Timing und Intensität der Laserimpulse so aufeinander abgestimmt sein, dass die durch den Schreiblaser gebleichten Markierungen tatsächlich der korrekten Länge dessen entsprechen, was geschrieben werden soll. Immerhin werden die Markierungen mit einer Präzision von weniger als 0,05 Mikrometer in die Kunststoffscheibe gebrannt. Problematisch ist zudem die immer kürzere Zeit zum Aufheizen und Abkühlen der markierten Stelle.

    Wir verwenden nicht einen einfachen Blockpuls, um diese Effekte zu schreiben, sondern wir wählen eine Laserpulsform, die erhöht ist am Anfang und am Ende, und dadurch schaffen wir es, ein besseres Muster zu schreiben.

    Den genaueren Schreib-Algorithmus haben die Philips-Forscher in den DVD-Brenner integriert, mussten parallel dazu allerdings auch den Rekorder-Aufbau überarbeitet: So haben sie unter anderem eine schnellere Laser-Regelelektronik entwickelt.

    Der Laserspot muss fokussiert bleiben und bei den hohen Geschwindigkeiten hat man weniger Zeit, um das zu tun. Die einzige Lösung ist, entweder die Disc flacher zu machen, dass man weniger Abweichungen folgen muss oder dass man das System schneller macht, dass die Linse sich schneller bewegen kann.

    Um die erforderliche Aufnahmeleistung zu erreichen, wurde zudem der Prototyp eines leistungsstarken Lasers verwendet.

    Wenn Sie ein 8fach-Produkt gekauft haben, dann sitzt da ein Laser drin, der kann ungefähr 30 Milliwatt auf der Disk liefern, dass heißt, mit der Effizienz des Lichtweges heißt das, dass der Laser schon deutlich über 100 Milliwatt produziert. Aber wenn Sie dann 16fach schreiben wollen, dann benötigen Sie 50 Milliwatt, und die hat Ihr Produkt natürlich nicht, da muss also ein neuer Laser rein, der mehr Leistung bringt.

    16fach-Brenner beschreiben eine DVD innerhalb von sechs Minuten - das ist schnell, aber sicher noch nicht das Ende aller Entwicklungen. Ob sich allerdings noch schnellere Schreibstrategien mit herkömmlichen Technologie umsetzen lassen, bezweifeln viele Fachleute.