Krauter: Das Robert-Koch-Institut in Berlin stellte heute die neuesten Zahlen vor, wonach in Deutschland bisher 8619 Fälle registriert worden. 80 Prozent der Betroffenen haben sich im Ausland infiziert und die Erkrankung verläuft nach wie vor fast harmlos. Trotzdem, Grund zur Entwarnung sei das keineswegs, sagte RKI-Präsident Jörg Hacker heute Mittag:
"Wir wissen bei der neuen Grippe nicht, wie sich das Geschehen im Herbst entwickelt. Es kann durchaus sein, dass wir hohe Fallzahlen haben. Und wir wissen, dass wir dann auch mit mehr schweren Verläufen rechnen müssen, die auch fatal ausgehen können. Insofern glauben wir, dass es richtig ist einen Impfstoff zu entwickeln und auch einen Impfstoff anzubieten."
Doch gerade diese neuen Impfstoffe, die seit kurzem getestet werden, die standen in den letzten Tagen immer wieder in der Kritik. Und sowohl die WHO, die Weltgesundheitsorganisation also, als auch das deutsche Paul-Ehrlich-Institut versuchten heute, dieser Kritik entgegenzutreten. Mein Kollege Volkart Wildermuth hat sich die Argumente aus Berlin und Genf angehört. Herr Wildermuth, Kritiker warnten ja vor einem klinischen Großversuch mit ungewissem Ausgang. Was haben die Verantwortlichen dem heute entgegengesetzt?
Wildermuth: Ja, bei Impfstoffen ist es natürlich wie bei jedem Medikament: Es kommt immer auf die richtige Balance von Nutzen und Risiken an. Der Nutzen, da sagen die Kritiker: die Krankheit verläuft relativ milde, also ist der Nutzen gar nicht so hoch. Und auf der anderen Seite ist das Risiko, gerade weil die Impfstoffe ja ganz schnell zugelassen werden müssen, höher, oder es ist zumindest unbekannt, weil man die eben nicht so intensiv testen kann. Das Paul-Ehrlich-Institut sieht alles ein bisschen anders, naturgemäß. Professor Johannes Löwer, er ist der Präsident des Instituts, betont, dass ja auch gegen eine normale Grippe geimpft wird und trotzdem sterben jedes Jahr einige 1000 Menschen in Deutschland. Das heißt, das Risiko ist auch bei einem milden Erreger durchaus gegeben. Und es sollen ja nur die Personen geimpft werden, die ein besonders hohes Risiko haben. Das sind bei der Schweinegrippe nicht die älteren, sondern das sind Schwangere, Menschen mit Immunerkrankungen und auch übergewichtige Personen.
Krauter: Bleibt aber trotzdem die Frage nach dem Risiko. Wie sicher kann man sein, dass die Nebenwirkungen überschaubar bleiben? Der Verweis auf bekannte Impfstoffe, reich der denn da?
Wildermuth: Ja, das ist zumindest das, was sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch das Paul-Ehrlich-Instituts sagen. Die sagen, wir haben jetzt große Erfahrungen mit diesen Grippeimpfstoffen. Und es gibt auch schon Musterzulassungen für einige dieser Impfstoffe, das heißt, da haben die Hersteller schon einmal vorgelegt, haben einen bekannten Erreger genommen, haben den auch getestet, im vielen Personen, da war der eben sicher. Und jetzt wird dieser Impfstoffe nur noch ausgetauscht. In Deutschland besonders relevant ist hier der Impfstoff Pandemrix von GlaxoSmithKline, weil von dem haben die Bundesländer 50 Millionen Dosen geordert. Also der wurde schon sozusagen vorgetestet. Das Besondere bei diesem Impfstoff ist, der enthält ein so genanntes Adiuvans, einen Verstärker, der das Immunsystem besonders aktiviert. Das ist wichtig, dadurch kommt man mit weniger Material aus zur Herstellung des Impfstoffes, kann also mehr schneller zur Verfügung stellen. Auf der anderen Seite gibt es dann auch mehr negative Reaktionen durch dieses aktivierte Immunsystem. Also zum Beispiel Schmerzen an der Einstichstelle oder Fieber. Aber die sollen nach einer Woche alle verklungen sein.
Krauter: Fakt ist aber, dass dieses Adiuvans, dieser Immunbooster, in Kombination mit der Schweinegrippe in dem neuen Impfstoff noch gar nicht getestet worden ist!
Wildermuth: Ja, deshalb gibt es auch eine so genannte rollende Zulassung. Das heißt, es gibt diese Musterzulassung, der Hersteller GlaxoSmithKline muss jetzt nur noch belegen, dass dieser Schweinegrippeimpfstoff die Qualitätskriterien erfüllt, also ausreichend Virenbestandteile enthält, sauber ist, und so weiter. Dann darf der eingesetzt werden, das wird schon ab September möglich sein. Aber, dann muss GlaxoSmithKline sehr genau das Feld beobachten, muss ganz viele geimpfte Person im Blick behalten, um eben eventuell auftretende Nebenwirkungen schnell zu bemerken. Und dann können sowohl der Hersteller als auch die Behörden reagieren. So ist das Modell dieser rollenden Zulassung, mit dem man schnell einen relativ sicheren Impfstoff zur Verfügung stellen will.
Krauter: Da klingt aber schon durch, dass man eben auch schwere Nebenwirkungen nicht definitiv wird ausschließen können, vorher!
Wildermuth: Ne, das geht nicht. Das ist so: seltene Nebenwirkungen kann man wirklich erst bei ganz vielen geimpften Personen feststellen. Das letzte Mal ist das passiert 1976 in den USA. Damals gab es ein Nervenleiden, das bei 30 Personen aufgetreten ist, eine sehr schwere Krankheit, extrem selten, das hatte man vorher nicht wissen können. Genau diese Krankheit wird natürlich jetzt ganz besonders beobachtet, und sowohl die WHO als auch das Paul-Ehrlich-Institut betonen, dass man, auch wenn solche Signale dann hochkommen, mal nicht gleich in Panik verfallen soll. Wenn wirklich 25 Millionen Leute in Deutschland geimpft werden, dann ist es ganz klar, dass natürlich auch irgendwelche Nebenwirkungen rein zufällig damit in Zusammenhang gebracht werden können. Ob es sich dann tatsächlich um relevante handelt, das wird man erst während einer genauen Untersuchung zeigen können. Aber da wird eben ganz genau darauf geachtet.
"Wir wissen bei der neuen Grippe nicht, wie sich das Geschehen im Herbst entwickelt. Es kann durchaus sein, dass wir hohe Fallzahlen haben. Und wir wissen, dass wir dann auch mit mehr schweren Verläufen rechnen müssen, die auch fatal ausgehen können. Insofern glauben wir, dass es richtig ist einen Impfstoff zu entwickeln und auch einen Impfstoff anzubieten."
Doch gerade diese neuen Impfstoffe, die seit kurzem getestet werden, die standen in den letzten Tagen immer wieder in der Kritik. Und sowohl die WHO, die Weltgesundheitsorganisation also, als auch das deutsche Paul-Ehrlich-Institut versuchten heute, dieser Kritik entgegenzutreten. Mein Kollege Volkart Wildermuth hat sich die Argumente aus Berlin und Genf angehört. Herr Wildermuth, Kritiker warnten ja vor einem klinischen Großversuch mit ungewissem Ausgang. Was haben die Verantwortlichen dem heute entgegengesetzt?
Wildermuth: Ja, bei Impfstoffen ist es natürlich wie bei jedem Medikament: Es kommt immer auf die richtige Balance von Nutzen und Risiken an. Der Nutzen, da sagen die Kritiker: die Krankheit verläuft relativ milde, also ist der Nutzen gar nicht so hoch. Und auf der anderen Seite ist das Risiko, gerade weil die Impfstoffe ja ganz schnell zugelassen werden müssen, höher, oder es ist zumindest unbekannt, weil man die eben nicht so intensiv testen kann. Das Paul-Ehrlich-Institut sieht alles ein bisschen anders, naturgemäß. Professor Johannes Löwer, er ist der Präsident des Instituts, betont, dass ja auch gegen eine normale Grippe geimpft wird und trotzdem sterben jedes Jahr einige 1000 Menschen in Deutschland. Das heißt, das Risiko ist auch bei einem milden Erreger durchaus gegeben. Und es sollen ja nur die Personen geimpft werden, die ein besonders hohes Risiko haben. Das sind bei der Schweinegrippe nicht die älteren, sondern das sind Schwangere, Menschen mit Immunerkrankungen und auch übergewichtige Personen.
Krauter: Bleibt aber trotzdem die Frage nach dem Risiko. Wie sicher kann man sein, dass die Nebenwirkungen überschaubar bleiben? Der Verweis auf bekannte Impfstoffe, reich der denn da?
Wildermuth: Ja, das ist zumindest das, was sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch das Paul-Ehrlich-Instituts sagen. Die sagen, wir haben jetzt große Erfahrungen mit diesen Grippeimpfstoffen. Und es gibt auch schon Musterzulassungen für einige dieser Impfstoffe, das heißt, da haben die Hersteller schon einmal vorgelegt, haben einen bekannten Erreger genommen, haben den auch getestet, im vielen Personen, da war der eben sicher. Und jetzt wird dieser Impfstoffe nur noch ausgetauscht. In Deutschland besonders relevant ist hier der Impfstoff Pandemrix von GlaxoSmithKline, weil von dem haben die Bundesländer 50 Millionen Dosen geordert. Also der wurde schon sozusagen vorgetestet. Das Besondere bei diesem Impfstoff ist, der enthält ein so genanntes Adiuvans, einen Verstärker, der das Immunsystem besonders aktiviert. Das ist wichtig, dadurch kommt man mit weniger Material aus zur Herstellung des Impfstoffes, kann also mehr schneller zur Verfügung stellen. Auf der anderen Seite gibt es dann auch mehr negative Reaktionen durch dieses aktivierte Immunsystem. Also zum Beispiel Schmerzen an der Einstichstelle oder Fieber. Aber die sollen nach einer Woche alle verklungen sein.
Krauter: Fakt ist aber, dass dieses Adiuvans, dieser Immunbooster, in Kombination mit der Schweinegrippe in dem neuen Impfstoff noch gar nicht getestet worden ist!
Wildermuth: Ja, deshalb gibt es auch eine so genannte rollende Zulassung. Das heißt, es gibt diese Musterzulassung, der Hersteller GlaxoSmithKline muss jetzt nur noch belegen, dass dieser Schweinegrippeimpfstoff die Qualitätskriterien erfüllt, also ausreichend Virenbestandteile enthält, sauber ist, und so weiter. Dann darf der eingesetzt werden, das wird schon ab September möglich sein. Aber, dann muss GlaxoSmithKline sehr genau das Feld beobachten, muss ganz viele geimpfte Person im Blick behalten, um eben eventuell auftretende Nebenwirkungen schnell zu bemerken. Und dann können sowohl der Hersteller als auch die Behörden reagieren. So ist das Modell dieser rollenden Zulassung, mit dem man schnell einen relativ sicheren Impfstoff zur Verfügung stellen will.
Krauter: Da klingt aber schon durch, dass man eben auch schwere Nebenwirkungen nicht definitiv wird ausschließen können, vorher!
Wildermuth: Ne, das geht nicht. Das ist so: seltene Nebenwirkungen kann man wirklich erst bei ganz vielen geimpften Personen feststellen. Das letzte Mal ist das passiert 1976 in den USA. Damals gab es ein Nervenleiden, das bei 30 Personen aufgetreten ist, eine sehr schwere Krankheit, extrem selten, das hatte man vorher nicht wissen können. Genau diese Krankheit wird natürlich jetzt ganz besonders beobachtet, und sowohl die WHO als auch das Paul-Ehrlich-Institut betonen, dass man, auch wenn solche Signale dann hochkommen, mal nicht gleich in Panik verfallen soll. Wenn wirklich 25 Millionen Leute in Deutschland geimpft werden, dann ist es ganz klar, dass natürlich auch irgendwelche Nebenwirkungen rein zufällig damit in Zusammenhang gebracht werden können. Ob es sich dann tatsächlich um relevante handelt, das wird man erst während einer genauen Untersuchung zeigen können. Aber da wird eben ganz genau darauf geachtet.