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Mühsame Mitarbeit am Weltkulturerbe

Angkor Wat ist die bedeutendste Tempelanlage in Kambodscha. Viele der Tempelwände sind mit steinernen Figuren dekoriert, die Tänzerinnen - so genannte Apsaras - darstellen. Professor Hans Leisen von der Kölner Fachhochschule hat sich der Rettung dieser Apsaras verschrieben. Bei der mühsamen Arbeit helfen ihm seine studentischen Mitarbeiter. Für viele ein einzigartiges Erlebnis, an einem Weltkulturerbe mitzuarbeiten.

21.07.2005
    Professor Hans Leisen und sein Team haben viel geschafft in den letzten zehn Jahren. Von den 1850 bedrohten Reliefs der berühmten Tempeltänzerinnen, den Apsaras, hat das Team der Kölner Fachhochschule fast alle untersucht und sie wenigstens behelfsmäßig gesichert. Doch der Professor für Restaurierung hat sich nicht nur der Rettung der Apsaras verschrieben. Kürzlich hat Hans Leisen die Wiederherstellung einer über fünf Meter hohen Statue des Gottes Vishnu abgeschlossen, einem der wichtigsten Heiligtümer Angkor Wats.

    "Der Tempel war ja Vishnu gewidmet. … Wir waren von den Experten der lokalen Denkmalbehörde Apsara darauf hingewiesen worden, dass im Bereich der Schultern Schäden entstehen, bzw. auch die Arme vielleicht abfallen könnten. Wir haben daraufhin eine Untersuchung gestartet, das war eine Studentin in ihrem Praxissemester hier und haben Konzepte entwickelt, wie man diese Statue konservieren und restaurieren könnte. "

    Drei von sechs Armen waren verloren gegangen und durch Zement-Prothesen ersetzt worden. Der Kopf war ebenfalls eine Zementkopie. Das Original hatte man in den 80er Jahren nach Phnom Penh in den Königspalast gebracht, da man befürchtete, er könne in den Wirren des Bürgerkriegs gestohlen werden. Hans Leisen und sein Team haben den echten Kopf wieder angebracht und die Zementarme der Vishnu Statue durch originalgetreue Nachbildungen aus Natursandstein ersetzt. Für Leisen eine wichtige Restaurierungsarbeit, weil die Statue bis heute von vielen Kambodschanern angebetet wird.

    "Die waren letztendlich schon begeistert, weil sie eben sagen, die Götter leben in den natürlichen Elementen, Zement ist etwas künstliches, da fühlen sich die Götter nicht wohl. Und genauso waren sie der Meinung eben, dass wenn die Gottheit ihren richtigen Natursteinkopf wieder bekommt, dann wird die Gottheit noch stärker, da kann sie noch mehr für Menschen hier im Land tun."

    Philip Fröse, studiert Photoingenieurwesen und macht sein Praktikum in Angkor Wat. Er ist jedes Mal von neuem begeistert, wenn er durch das Eingangstor der gewaltigen Tempelanlage geht. Täglich wird dieses Monument, das Bestandteil des Weltkulturerbes ist, von hunderten von Touristen und Gläubigen besucht.

    "Man sieht einfach auch, wie wichtig dieser Tempel fürs Volk selbst ist. Das ist ja keine Ruine in dem Sinne, die jetzt versucht wird, wieder aufzubauen, sondern es ist ja immer noch Gegenstand für die Religion hier im Land. … Und für mich ist es eine Riesenfreude … hier zu sein und einen gewissen Teil vielleicht auch den Khmer hier geben zu können. "

    Phillip Fröse liefert die fotografischen Grundlagen für eine Kartierung der Tempelanlage. Die Studentinnen Emely Nedecker und Susanne Runkel führen genau Buch über die Restaurierungsarbeiten in Angkor Wat. Eine mühsame Arbeit, angesichts der tausenden von Statuen und Reliefs, die den Tempel schmücken.

    "Das heißt jede Figur zu nummerieren, alle beweglichen Objekte auch in den Plan aufzunehmen und diese Figuren dann zu dokumentieren.
    Kartieren ist halt mit die wichtigste Grundlage für die Restaurierung und das wird sich auch immer mehr durchsetzen, dass einfach Kartierungen durchgeführt werden, immer mehr dokumentiert wird und nicht nur reine Maßnahmen durchgeführt werden, und von daher ist es schon wichtig, dass man dann hier noch mal die Grundlage schafft. "

    Vor allem selbständiges Arbeiten verlangt Hans Leisen von seinen studentischen Mitarbeitern. Wenn er nicht vor Ort ist, sondern an der Fachhochschule in Köln Vorlesungen hält, sollen sie mit den kambodschanischen Restauratoren zusammen arbeiten.

    "Es ist hier eine einmalige Gelegenheit das, was man restauratorisch wissen muss, von 0 bis 100 auch zu tun. … Hier beginnen wir mit der ersten Restauration, sobald das Gerüst aufgebaut ist. Sie können mit fotografieren, sie können die Zustandsbeschreibung machen, sie können wissenschaftliche Untersuchungen mit machen. Und dann können sie natürlich den gesamten Prozess der Konservierung hier an den Reliefs mitarbeiten. "

    In der Zusammenarbeit mit den kambodschanischen Restauratoren lernen die Studierenden die Kultur der Khmer und ihre Geschichte kennen. Öfter werden sie auch zu Festen eingeladen. Sarah Nägel hat gleich ein paar traditionelle Hochzeitsfeiern erleben können.

    "Man kann schon sagen, dass die Khmer verstehen zu feiern. So eine Hochzeit zieht sich dann manchmal auch über vier Tage oder so. Und es wird gegessen, es wird viel getanzt und sich unters Volk gemischt einfach. Wir haben am Tisch gesessen mit Khmer, zu denen wir auch jetzt noch Kontakt haben und gestern auch mit Leuten, die wir auf der Hochzeit kennen gelernt haben, auch noch feiern waren, und so ergibt sich auch neben der Arbeit auch Kontakt und feiern mit den einheimischen Leuten einfach."

    Susanne Runkel hat bereits mehrere Praktika in Deutschland hinter sich. Für sie ist die Auslandserfahrung besonders reizvoll.

    "Was auch bei mir wichtig war ist einfach Einblicke zu kriegen in Projekte, die im Ausland laufen, weil ich mich dann auch in meinem Berufsleben nicht auf Deutschland beschränken möchte. … Und ansonsten ergeben sich hier ja auch an jedem Tempel und an jeder Ecke Semesterarbeiten auch sogar Diplomarbeiten. Also Arbeit gibt’s hier genug. "

    Nachdem jetzt alle Apsaras behelfsmäßig gesichert wurden, muss nun jede einzelne von ihnen restauriert werden. Für Hans Leisen ist das eine Lebensaufgabe. Und für viele Studierende noch die Möglichkeit für ein Praktikum in der größten Tempelanlage der Welt.