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musica reanimata
Der Schott-Verlag im Nationalsozialismus

Jahrzehntelang wurde das Kapitel "Drittes Reich" beschwiegen. Jetzt, zum 250. Jubiläum des renommierten Musikverlages, mussten die Dinge endlich ans Licht: Das Lavieren, Taktieren um die Ausgrenzung unliebsamer Komponisten einerseits, das Geschäftemachen mit NS-Liedgut andererseits.

Am Mikrofon: Georg Beck |
    Auf dem s/w Bild ist eine belebte Straßenszene des Jahres 1919 zu sehen: Eine lange Häuserfront mit vielen Fenstern, im Erdgeschoss Stuck an der Fassade. Im Hintergrund Menschen und eine Kutsche.
    Blick auf das Schott-Verlagsgebäude in Mainz im Jahre 1919 (Schott Verlag)
    Bis heute ist Schott Mainz einer der namhaftesten Musikverlage im deutschsprachigen Raum. 1770 unter dem Namen B. Schott’s Söhne gegründet, erlangte er mit der Zeit Weltruhm – mit Wagner, Beethoven, Mozart als Flaggschiffen, mit Modernen wie Carl Orff, Paul Hindemith, Ernst Toch. Dann kam die Zäsur. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 wurde die Kunst zum Propaganda-Instrument der Diktatur. Wie reagierte der Verlag, was machten die Verlagsinhaber Willy und Ludwig Strecker? Und was machten sie nicht?
    30 Jahre musica reanimata e.V.
    Ein "musica reanimata"-Gesprächskonzert am 10. September im Konzerthaus Berlin versuchte, Licht ins Dunkel zu bringen. Peter Hanser-Strecker, geschäftsführender Gesellschafter von Schott Musik International und Enkel von Ludwig Strecker, äußerte sich im Gespräch mit dem Musikwissenschaftler Albrecht Dümling. Letzterer ist Autor einer Monographie zum Thema und Vorsitzender des Fördervereins "musica reanimata", der mit dieser Veranstaltung sein 30-jähriges Bestehen feierte.
    Im konzertanten Teil musizierten Anna Maria Pammer (Sopran), Viola Wilmsen (Oboe) und Holger Groschopp (Klavier) Werke von Ernst Toch, Paul Hindemith, Viktor Ullmann.