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250 Jahre Schott-Musikverlag
Coronakrise "für uns sehr kritisch"

Die Coronakrise träfe den Schott-Musikverlag sehr viel mehr, als zunächst angenommen, sagte Geschäftsführer Peter Hanser-Strecker im Dlf. Dass Opern- und Konzertveranstaltungen nicht mehr stattfinden könnten, sei für das Haus „das Ärgste, was man sich überhaupt vorstellen kann“.

Peter Hanser-Strecker im Gespräch mit Raoul Mörchen |
    Bei dem Musik- und Musikbuchverlag Schott Music wird am 17.12.2015 in Mainz (Rheinland-Pfalz) ein altes Notenblatt ausgestellt, welches der Komponist Ludwig van Beethoven zu seinen Lebzeiten seinem Lektor mit Änderungsanweisungen (rot) zurückgeschickt hatte.
    Früh unter Vertrag bei Schott: Notenblatt von Ludwig von Beethoven aus dem Hause Schott (picture alliance / Fredrik von Erichsen)
    Die Coronakrise trifft uns sehr viel mehr, als wir zunächst annehmen mussten, sagte Peter Hanser-Strecker, Geschäftsführer der Schott-Verlags, im Deutschlandfunk.
    Es sei ein Unding, dass Opern- und Konzertveranstaltungen nicht mehr stattfinden könnten: "Das Verstummungsgebot ist für uns das Ärgste, was man sich überhaupt vorstellen kann."
    Bei dem Musik- und Musikbuchverlag Schott Music werden am 17.12.2015 in Mainz (Rheinland-Pfalz) Noten gedruckt.
    Bis vor etwa 30 Jahren wurden die Noten gestochen - heute arbeitet der Verlag mit digitalem Druck (picture alliance / Fredrik von Erichsen)
    Wenn geplante Aufführungen, insbesondere Uraufführungen nicht stattfinden könnten, auch international nicht, verliere der Verlag viel Geld. Aufgrund der Schließung der Geschäfte sei es darüber hinaus im Verkauf zu einem absoluten Stillstand gekommen: "Wir werden hohe, hohe Verluste haben", befürchtet Peter Hanser-Strecker. 150 Mitarbeiter seien in Kurzarbeit.
    Privileg des Kurfürsten
    Zur Geschichte des Verlags, der vor 250 Jahren gegründet wurde, berichtete er, dass der Gründungsvater des Schott-Verlags, Bernhard Schott, Kupferstecher und Klarinettist gewesen sei. Diese Kombination habe dazu geführt, dass er von dem damaligen Kurfürst von Mainz ein Privileg erhielt, als Einziger im Mainzer Gebiet Noten herzustellen und zu verkaufen. Wer also Noten veröffentlichen wollte, musste über Schott gehen, weshalb er die Preise diktieren konnte, erzählte Peter Hanser-Strecker.
    Ein Blick in den «Wagnersaal», aufgenommen am 17.12.2015 bei dem Musik- und Musikbuchverlag Schott Music in Mainz (Rheinland-Pfalz).
    Lange Tradition: Wagnersaal im Verlagssitz von Schott Music (picture alliance / Fredrik von Erichsen)
    Bereits 1792 sei Schott dann in der Lage gewesen, ein sehr schönes und großes Patrizierhaus zu bauen – bis heute der Geschäftssitz des Musikverlages!
    Mozart, Beethoven, Wagner, Penderecki
    Ein früher Verkaufserfolg sei die Veröffentlichung der Mozart-Opern "Don Giovanni" und "Die Entführung aus dem Serail" gewesen. Schon früh habe es auch Kontakte zu Beethoven gegeben, von dem u.a. die Missa solemnis und die 9. Sinfonie veröffentlicht wurden. Diese hätten den Ruf des Verlagshauses begründet und letztlich auch Richard Wagner dazu bewogen, sich bei Schott zu melden. Aus nationalistisch motivierten Streitereien um den Musikstil habe sich der Verlag im 19. Jahrhundert heraus gehalten – das sei auch politisch motiviert gewesen, denn Mainz habe oft unter französischer Herrschaft gestanden.
    Heute sei besonders die sorgfältige Beratung der Komponisten eine wichtige Aufgabe, beispielsweise um ihnen die Kenntnis zu vermitteln, wie eine Partitur anzulegen sei. Dazu kämen die Promotion und Verwaltung.