Dienstag, 16. April 2024

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Musik als Epitaph
Das Boulanger Trio über Tschaikowskis Klaviertrio

Tschaikowski beklagt in seinem Klaviertrio den plötzlichen Tod seines Freundes und Förderers Nikolai Rubinstein. Wie er den Schmerz und die Erinnerungen in Musik verwandelt, zeigen die Musikerinnen in Ton und Wort.

Am Mikrofon: Christoph Schmitz | 09.05.2018
    Die Musikerinnen des Boulanger Trio, Birgit Erz (Violine), Karla Haltenwanger (Klavier) und Ilona Kindt (Violoncello), und Moderator Christoph Schmitz beim Gespräch im Deutschlandfunk Kammermusiksaal.
    Die Musikerinnen des Boulanger Trio - Birgit Erz (Violine), Karla Haltenwanger (Klavier) und Ilona Kindt (Violoncello) - und Moderator Christoph Schmitz im Deutschlandfunk Kammermusiksaal (Deutschlandfunk)
    Dieses Kammermusikwerk ist riesig wie eine Sinfonie. Es hat zwar nur zwei Sätze, aber die dauern fast 50 Minuten. Tschaikowski hat in ihnen seinem verstorbenen Freund und Förderer ein Denkmal gesetzt, dem Pianisten und Dirigenten Nikolai Rubinstein. Seine Trauer über den Verlust drückt Tschaikowski hier aus und erzählt Rubinsteins ganzes Leben. Mit einer weit ausladenden, elegischen Kantilene eröffnet der Komponist den ersten Satz. Aus ihr entwickeln sich keimhaft große Teile des Werks. Eine Überfülle an Melodien und Motiven folgen und entwerfen einen Klang- und Lebenskosmos.
    Dabei hatte Tschaikowski eigentlich nie ein Klaviertrio komponieren wollen. Er könne "für diese Klangkombination keine von echtem Gefühl beseelte Komposition schreiben" – so hatte er 1881 einen Arbeitssauftrag noch abgelehnt. Mit Rubinsteins Tod 1882 änderte Tschaikowski seine Ansichten. Wie er Emotionen und Reminiszenzen in Klänge überführt, wie sich der erste Satz des Klaviertrios entwickelt, darüber geben die drei Musikerinnen des Boulanger Trios Auskunft, an ihren Instrumenten und mit zahlreichen Musikbeispielen versehen, im Gespräch mit Christoph Schmitz. Im Anschluss an das Gespräch spielt das Boulanger Trio den ersten Satz komplett. Die Aufnahme entstand im Rahmen einer CD-Aufnahme des Werks, die beim Label CAvi-music erscheint.
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    Birgit Erz (Violine), Christoph Schmitz (Moderator), Karla Haltenwanger (Klavier) (Deutschlandfunk)