
"Ich bin Claudio für alle, kein Titel!" Mit diesen Worten hat 1989 Claudio Abbado bei einer seiner ersten Proben als neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker die Musiker begrüßt.
Es war ein Kulturwandel nach den Jahrzehnten mit Herbert von Karajan als autokratischem "Halbgott in schwarz-weiß" am Pult des Renommierorchesters. Von 1989 bis 2002 prägte der gebürtige Mailänder Abbbado als künstlerischer Leiter die Berliner Philharmoniker. Bei seinem Abschiedskonzert regnete es tausende Rosen auf die Bühne.
2014 starb Claudio Abbado und sein musikalischer Nachlass ging in die Stadt zurück, wo der Dirigent so lange so erfolgreich gewirkt hat: nach Berlin in die Staatsbibliothek. Im Rahmen des Projektes Musikalischer Nachlass Claudio Abbado wird er nun seit gut einem Jahr für die Wissenschaft erschlossen. Dabei geht es um die auch um die Katalogisierung sowie die digitale Verfügbarmachung des rechtefreien Materials.
Martina Rebmann leitet die Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. Es handele sich um einen sehr umfangreichen Nachlass, der beispielsweise etwa 2.000 CDs umfasse, dazu Bücher und vor allem etwa an die 9.000 Briefe. Interessant seien die Dirigierzettel, die offenbar eine Art Kurzschrift des Werkes sowie auch eine Gedächtnisstütze darstellten, erklärte die Bibliothekarin. Schon jetzt gebe es eine große Nachfrage nach dem Nachlass.
Der Nachlass verrät "eine akribische Arbeitsweise, aber auch eine ganz große Zugewandtheit zur Musik, eine Begeisterung für die Musik und eine umfassende Kenntnis des ganzen Musikalischen, das er sich vorgenommen hatte", so Martina Rebmann weiter.
Die Auswertung der Briefe habe noch nicht ganz begonnen, es zeige sich aber schon jetzt, dass es eine intensive Auseinandersetzung mit Musikerinnen und Musikern sowie auch mit Dirigentenkollegen gegeben habe. Insgesamt handele es sich aber um eine Berufskorrespondenz, keine private Korrespondenz.
Claudio Abbado habe eine besondere Beziehung zu den Berliner Philharmonikern gehabt und nach der Ära Karajan eine ganz neue Form des Dirigierens in das Orchester hereingebracht, erklärte Martina Rebmann. Offensichtlich habe er sich in Berlin sehr wohl gefühlt.